Dresden. Der Umbruch nach dem zum zweiten Mal verpassten Aufstieg fiel größer aus als zunächst angenommen. Zwölf Spieler verpflichtete Dynamo in der Sommerpause, am 2. September, dem letzten Tag der Transferperiode, kam kein weiterer mehr hinzu. 18 Profis haben den Drittligisten verlassen – einige freiwillig, die meisten, weil ihnen kein neuer Vertrag angeboten wurde. Doch was machen die Abgänger jetzt eigentlich? Sind sie bei ihren neuen Vereinen Stammkräfte oder Bankdrücker? Sächsische.de gibt einen Überblick:
Die Aufsteiger
Den größten Karrieresprung legte der in Dresden aussortierte Stefan Drljaca hin, der Torhüter wechselte zum Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart. Gegen Alexander Nübel und Ersatzmann Fabian Bredlow konnte sich Drljaca bisher aber nicht durchsetzen, saß bei den ersten drei Pflichtspielen auf der Tribüne.
Tom Zimmerschied war Dynamos letzter Abgang. Der torgefährlichste Dresdner der vergangenen Saison unterschrieb beim Zweitligisten SV Elversberg, kuriert dort aber weiter seine Rückenbeschwerden aus, kam noch nicht zum Einsatz. Keine einzige Minute verpasste dagegen Paul Will bei Erstliga-Absteiger Darmstadt 98. Allerdings konnte Dynamos Ex-Vize-Kapitän auch nicht den Fehlstart der Lilien verhindern, die bisher nur das Pokalspiel gegen Teutonia Ottensen gewinnen konnten, aber noch kein Punktspiel. Die Hessen trennten sich deshalb am Sonntag von Aufstiegstrainer Torsten Lieberknecht.
Ähnlich schlecht fällt die Bilanz von Jonathan Meier beim SSV Ulm aus. Lediglich einen Punkt erkämpfte der Zweitliga-Aufsteiger bisher – und der Linksverteidiger durfte nur für einige Minuten auf den Platz. Immerhin 27 Minuten waren es bei der 0:4-Pokalniederlage gegen Bayern München. Noch schlechter ist die Ausbeute von Eintracht Braunschweig, dem neuen Klub von Kevin Ehlers: Fünf Spiele, kein Sieg, kein Punkt. Zum Auftakt gegen Schalke 04 stand der Verteidiger in der Startelf und erzielte sogar das einzige Tor bei der 1:5-Klatsche, danach kam er aber nur noch zu Kurzeinsätzen.
Komplett gegensätzlich dürfte die Gefühlslage bei Luca Herrmann sein: Der SC Paderborn hat noch kein Spiel verloren. Der Neuzugang im Mittelfeld stand allerdings lediglich im Pokal gegen den Bremer SV in der Startelf, kommt in der Liga meist zu Halbstunden-Einsätzen.
Die Umsteiger
Dynamos Liga-Konkurrent Rot-Weiss Essen schnappte sich gleich zwei Dynamos, wobei Ahmet Arslan in der vergangenen Rückrunde lediglich vom 1. FC Magdeburg ausgeliehen war. Beim Ruhrpott-Klub läuft es für den Mittelfeldspieler wieder deutlich besser als zuletzt in Dresden, er bereitete bereits drei Tore vor und erkämpfte sich einen Stammplatz. Den hat auch Tobias Kraulich in der Essener Abwehrkette sicher, allerdings schwankten die Leistungen des Verteidigers bisher sehr. Kraulichs ehemaliger Nebenmann Jakob Lewald ist jetzt Kapitän beim SV Sandhausen – und als Innenverteidiger dort gesetzt.
Der in den vergangenen beiden Spielzeiten von RB Leipzig ausgeliehene Dennis Borkowski zog weiter zum FC Ingolstadt, erkämpfte sich dort einen Stammplatz. Für Jan Shcherbakovski endete im Sommer ein ständiges Hickhack. Zweimal hatte ihn Dynamo bereits an Energie Cottbus ausgeliehen, zweimal kehrte er zurück, ohne in Dresden eine wirkliche Perspektive zu haben. Nun holte ihn der Drittliga-Aufsteiger dauerhaft in die Lausitz. Allerdings meldete sich der offensive Mittelfeldspieler nach zwei knapp halbstündigen Einsätzen krank, ist auf seiner Position nur die Nummer drei.
Der Absteiger
Ein wirklicher Absteiger ist Julius Hoffmann nicht. Den 19-jährigen Stürmer hatte Dynamo vergangene Saison an den Regionalligisten SV Babelsberg ausgeliehen, dort konnte er sich letztlich aber nicht durchsetzen. In Dresden bekam der Angreifer keinen neuen Vertrag, wechselte deshalb zur U23 des 1. FC Magdeburg in die Oberliga. Dort traf er gegen Ludwigsfelde nach seiner Einwechslung innerhalb von zwei Minuten zwar mit einem Doppelpack, in die Startelf rutschte er im nächsten Spiel trotzdem nicht.
Der Auswanderer
Den weitesten Umzug musste Kevin Broll organisieren. Der Torhüter, in der vergangenen Rückrunde noch die Nummer eins bei den Schwarz-Gelben, suchte lange nach einem neuen Arbeitgeber. Mitte August unterschrieb er schließlich bei Protathlima Cyta auf der Mittelmeerinsel Zypern. Beim Erstligisten saß Broll nach seinem Wechsel zweimal auf der Bank.
Die Arbeitssuchenden
Noch keinen neuen Verein gefunden haben vier Ex-Dynamos. Da sie vertragslos sind, können sie nach dem Ende der Transferperiode weiter suchen, zum Beispiel Lucas Cueto. Der Linksaußen, vor gut einem Jahr vom Karlsruher SC verpflichtet, kam nie über die Rolle des Edeljokers hinaus, dazu bremsten ihn immer wieder Adduktorenbeschwerden aus.
Panagiotis Vlachodimos muss sich nach vier Jahren in Dresden nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Seinen Abschied werden die Dynamo-Anhänger sicher nicht so schnell vergessen. Im Finale des Sachsenpokals erzielte der Grieche in der Verlängerung beide Tore gegen Erzgebirge Aue. Es war der erste Titel für Dynamo seit der Drittliga-Meisterschaft 2021.
Für den vor zwei Jahren aus der Ukraine geflohenen Kyrylo Melichenko war die Verpflichtung von Dynamo ein Glücksfall, und doch wurde er vom Pech verfolgt. Gleich zweimal riss sich der Außenverteidiger in dieser Zeit das Kreuzband. Ganz anders die Situation bei Erik Herrmann: Der 19-jährige Torwart lehnte ein Angebot von Dynamo ab, wollte offenbar mehr Spielzeit. Beim spanischen Erstliga-Aufsteiger Real Valladolid absolvierte er im Juli ein neuntägiges Probetraining, doch es kam nicht zu einem Vertragsabschluss.
Der Aufhörer
Offiziell seinen Rücktritt erklärt hat Manuel Schäffler noch nicht. Auf Anfragen von Sächsische.de reagierten weder er selbst noch seine Berateragentur. Vieles deutet darauf hin, dass der Stürmer keinen neuen Vertrag mehr unterschreibt, Dynamo für den 35-Jährigen die letzte Station im Profifußball war.