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Dieser Ex-Dynamo betreut jetzt Kinder

Dexter Langen hat für Dresden und Rostock gespielt. Jetzt ist er Papa von vier Kindern und arbeitet als Erzieher. Sein Vater hatte die Familie einst verlassen.

Von Sven Geisler
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Ex-Fußball-Profi Dexter Langen mit seinen vier Kindern, Meena ist fünf Monate alt und er gerade in Elternzeit
Ex-Fußball-Profi Dexter Langen mit seinen vier Kindern, Meena ist fünf Monate alt und er gerade in Elternzeit © dpa/Bernd Wuestneck

Bentwisch/Dresden. Derzeit genießt er selbst die Elternzeit. „Es ist immer wieder ein besonderes Gefühl, das Herz geht einem auf“, sagt Dexter Langen. Tochter Meena ist fünf Monate alt und sein viertes Kind. Sohn Younes (12 Jahre) und Tochter Noelie (9) betreut er abwechselnd mit deren Mutter Carolin, mit der er zehn Jahre zusammengelebt hat. „Wir sind als Eltern nach wie vor ein gutes Team“, sagt er. Mit seiner Frau Melanie hat er außerdem bereits Sohn Joshua (4), seit 2019 sind sie verheiratet und leben in Bentwisch nahe Rostock.

„Die Großen haben sich auch riesig gefreut, dass sie ein kleines Geschwisterchen bekommen. Manchmal muss ich sie bremsen, wenn sie zu wild mit ihr spielen wollen.“ Seine Kinderliebe hat der frühere Fußball-Profi von Dynamo Dresden zum Beruf gemacht. Langen ist ausgebildeter Kinderpfleger und Erzieher, arbeitet in Lütten Klein in einer Kindereinrichtung: vormittags mit den Jüngsten, nachmittags im Hort. „Ich habe schon während meiner Zeit als Spieler gemerkt, wie gut mir meine Kinder tun, wie leicht sie mir den Stress genommen haben, wenn es mal schlecht lief“, erklärt der Sohn einer Deutschen und eines US-amerikanischen Offiziers.

Sein Vater hatte sie verlassen und – wie sich später herausstellte – in der Heimat eine Familie mit Frau und drei Kindern. „Verstehen kann ich so etwas nicht“, sagt der Junior. „Wenn man Kinder in die Welt setzt, sollte man für sie da sein – ohne Wenn und Aber.“ So ersetzte die Mama auch den Papa, den er inzwischen in Amerika besucht hat. „Meine Kindheit war schön, ich habe nichts vermisst.“

Dexter Langen mit seinen Kindern - die Fotos zum klicken:

Ex-Dynamo-Profi Dexter Langen mit seinen vier Kindern: Tochter Meena ist fünf Monate alt, Sohn Younes (r.) zwölf, Tochter Noelie (l.) neun und Sohn Joshua vier. Fotos: dpa/Bernd Wuestneck
Ex-Dynamo-Profi Dexter Langen mit seinen vier Kindern: Tochter Meena ist fünf Monate alt, Sohn Younes (r.) zwölf, Tochter Noelie (l.) neun und Sohn Joshua vier. Fotos: dpa/Bernd Wuestneck © dpa/Bernd Wuestneck
Papa ist in Elternzeit und verbringt viel Zeit mit den Kindern - drinnen beim Brettspiel ...
Papa ist in Elternzeit und verbringt viel Zeit mit den Kindern - drinnen beim Brettspiel ... © dpa/Bernd Wuestneck
... genauso wie draußen in Bentwisch bei Rostock.
... genauso wie draußen in Bentwisch bei Rostock. © dpa/Bernd Wuestneck

Dexter Langen wird im hessischen Friedberg geboren und wächst in Langgös bei Gießen auf. „In dem großen Wohnblock waren viele Nationen zu Hause, wir Kleinen haben alles zusammen gespielt. Das war wirklich top.“ Im Herzen, sagt der 40-Jährige, sei er ein Kind geblieben. Das ist es wohl, was ihn für seinen Job am meisten qualifiziert, in dem Männer keine Ausnahme mehr sind. „Man muss Kindern Aufmerksamkeit und Vertrauen schenken, sie beobachten und einfühlsam sein: Jemand, der ihnen etwas Gutes tut.“

Ein hoher Lärmpegel stört ihn genauso wenig wie die jeden Tag unzählige Male gestellte Warum-Frage. „Du darfst nicht weghören. Zuhören! Sie trösten, wenn sie Probleme haben, sie verstehen.“ Humor, meint Langen, sei das A und O. „Ich bin ein lockerer Typ, immer für einen Spaß zu haben.“ Trotzdem kann und will er nicht nur der Gute-Laune-Onkel sein, der ihnen alles durchgehen lässt. „Sie brauchen Grenzen, wollen geführt werden und viel wissen.“

Besonders wichtig ist es ihm, alle einzubeziehen, zumal er in einer integrativen Einrichtung auch mit Kindern arbeitet, die in ihrer Entwicklung in Sprache oder Motorik nicht so weit sind, wie es ihrem Alter entsprechen würde. Ihnen spielerisch etwas beibringen zu können, ist sein größtes Glück.

Inzwischen kommt es seltener vor, dass Eltern stutzen, wenn sie ihn zum ersten Mal sehen. „Manchmal gibt es noch ein Hallo, das ist doch … Aber meine Fußball-Karriere liegt nun schon länger zurück und die Leute freuen sich, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe“, erzählt Langen. Von Kickers Offenbach war er 2003 nach Dresden gekommen, ist mit Dynamo in die zweite Liga auf- und unglücklich wieder abgestiegen. Wenn er sich erinnert, spürt er heute noch das Kribbeln, als er ins alte Rudolf-Harbig-Stadion eingelaufen ist. „Du kommst raus und die Fan-Massen jubeln dir zu. Ich bin glücklich, dass ich diese besondere Atmosphäre erleben durfte.“

"Es ging bloß noch mit Schmerztabletten"

Trotzdem ging er nach Rostock, schaffte mit Hansa 2007 den Aufstieg in die Bundesliga und bestritt dort 25 Spiele. Nach einer schweren Knieverletzung und einigen Blessuren machte er 2012 Schluss. „Es ging bloß noch mit Schmerztabletten, das wollte ich nicht mehr. Am Ende war es für mich nur noch eine Leidensgeschichte.“

Dexter Langen bestritt für Dynamo zwischen 2003 und 2006 ingesamt 89 Pflichtspiele für Dynamo und erzielte als Verteidiger drei Tore.
Dexter Langen bestritt für Dynamo zwischen 2003 und 2006 ingesamt 89 Pflichtspiele für Dynamo und erzielte als Verteidiger drei Tore. © Ronald Bonß

Umso fröhlicher spielt er jetzt mit den Kleinen und selbstverständlich auch Fußball, ein klarer Pluspunkt der Erzieher gegenüber ihren Kolleginnen. „Wir sind aktiver, mit uns können sie auch mal raufen“, meint Langen und lacht. Er hat sogar ein Team zusammengestellt, das einmal in der Woche trainiert und 2019 das erste Turnier gewonnen hat, das auf seine Initiative für die Einrichtungen der Volkssolidarität im Umkreis organisiert worden ist. „Keiner ist leer ausgegangen, jeder hat eine Medaille bekommen“, sagt er – und fügt stolz hinzu: „Nur der Pokal blieb natürlich bei uns.“

Solche Ereignisse fehlen ihm genauso wie den Mädchen und Jungen in der Corona-Krise. Wobei der Erfolg nicht das Wichtigste ist, sondern im doppelten Sinne das Zusammenspiel. Von den Erfahrungen, die Langen als Profi gesammelt hat, ist ihm eine am wertvollsten: der Teamgeist. „Das kann ich den Kindern weitergeben und ihnen vermitteln, dass man alleine nicht weiterkommt, sondern nur in der Gemeinschaft, dass man jeden unterstützen muss, auch wenn er selbst zum Beispiel nicht so gut Fußball spielen kann.“

Eine Trainer-Laufbahn kam für Dexter Langen nie infrage, obwohl er die C-Lizenz als Übungsleiter erworben und eine Zeit lang eine Nachwuchsmannschaft betreut hat. Sein Sohn Younes spielt im Förderkader von Ex-Nationalspieler René Schneider, wer weiß, vielleicht eifert er dem Papa nach. „Ich unterstütze ihn in allem, was er möchte, weiß aber auch, wie hart das Geschäft ist, dass es nicht immer gut läuft. Man braucht viel Selbstvertrauen und Kraft, um die Rückschläge wegzustecken.“

Dynamo und Hansa verfolgt er nach wie vor, wünscht am besten beiden in dieser Saison den Aufstieg. Im Stadion ist er jedoch schon vor der Pandemie nur noch selten gewesen – aus einem einfachen Grund: „Dafür fehlt mir die Zeit.“ Schließlich hat er als Papa und in der Kindereinrichtung spannendere Aufgaben.

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