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Dynamos Aufstieg: Der Tag zum Nachlesen

Der Aufstieg von Dynamo Dresden steht fest. Im Stadion feiert die Mannschaft, davor eskaliert die Lage. Die Polizei war im Großeinsatz. Der Tag im Ticker.

Von Tobias Wolf & Sven Geisler & Kay Haufe & Daniel Klein & Franziska Klemenz & Tino Meyer & Tim Ruben Weimer
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Nach Dynamos Aufstieg eskaliert die Lage. Stundenlang werden die Polizisten von gewaltbereiten Fans attackiert.
Nach Dynamos Aufstieg eskaliert die Lage. Stundenlang werden die Polizisten von gewaltbereiten Fans attackiert. © Archivfoto: dpa/Robert Michael

Dresden. Wer hätte das vor drei Wochen gedacht? Dynamo schien den bereits sicher geglaubten Aufstieg aus der 3. Liga zu verspielen, nun steht die sofortige Rückkehr in die 2. Bundesliga fest. Mit dem 4:0 gegen Türkgücü München ist der Aufstieg schon am vorletzten Spieltag besiegelt. Im Stadion feiert die Mannschaft, davor sind mehr als 1.000 Fans dabei - und die Polizei im Großeinsatz. Nach dem Spiel eskaliert die Situation. Wir haben im Liveticker berichtet.

Aktuelle Berichte zum Dynamo-Aufstieg und den gewalttätigen Auseinandersetzungen vor dem Stadion in Dresden lesen Sie hier:

20.55 Uhr: Eine erste Bilanz aus Sicht der Polizei verschickt die Behörde noch am Abend via Pressemitteilung, versehen mit dem Hinweis "Stand 20 Uhr". Demnach sind elf Polizisten nach gezielten Angriffen verletzt worden und mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

"Die erschreckenden Szenen rund um das Rudolf-Harbig-Stadion haben gezeigt, dass die Deeskalationsstrategie der Polizei nur dann funktioniert, wenn beide Seiten das auch wollen. Wir haben bis 15:30 Uhr ganz klar auf Kommunikation gesetzt. Als dann aber mindestens 500 Gewaltbereite unsere Polizeibeamten im Großen Garten unvermittelt und massiv mit Pyrotechnik, Flaschen sowie Steinen angriffen, fand diese Strategie zwangsläufig ihr Ende", sagt Polizeipräsident Jörg Kubiessa, Leiter der Polizeidirektion Dresden. Es sei bedauerlich, dass der sportliche Erfolg der SG Dynamo Dresden von diesen bestürzenden Bildern überschattet wird.

Laut Polizei waren insgesamt mehr als 4.000 Fußballfans am Straßburger Platz, der Lennéstraße sowie an der Hauptallee im Großen Garten. Aktuell hat die Polizei 17 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen schweren Landfriedensbruch, Körperverletzung, Sachbeschädigung und den Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet. Im Zusammenhang mit dem Einsatz sind bislang 30 Personen ins polizeiliche Gewahrsam genommen worden.

Im Verlauf des Nachmittags sind auch Journalisten attackiert worden, unter anderem wurde ein Kamerateam auf der Hauptallee weggestoßen. Später konnte ein Tatverdächtiger festgenommen werden. Gegen den 38-jährigen Deutschen wird wegen Körperverletzung ermittelt. Weiterhin ist ein 17-Jähriger auf der Lennéstraße von Unbekannten geschlagen und getreten worden. Er war dort mit einem Fotoapparat unterwegs und dokumentierte die Situation.

Während des Einsatzes sind mindestens ein Dutzend Polizeifahrzeuge beschädigt worden. An den Fahrzeugen wurden unter anderem die Reifen zerstochen und die Spiegel abgetreten. Etwa 1.100 Polizeibeamte waren im Einsatz. Dabei erhielt die Dresdner Polizei Unterstützung von Beamten der sächsischen Bereitschaftspolizei, aus Brandenburg sowie der Bundespolizei.

Zerborstenes Glas, Holz, Trümmer: Die Hinterlassenschaften der Gewalt werden beseitigt.
Zerborstenes Glas, Holz, Trümmer: Die Hinterlassenschaften der Gewalt werden beseitigt. © Tobias Wolf

20.30 Uhr: Die Lage hat sich beruhigt, auch rund um den Straßburger Platz. "Einsatzkräfte werden weiterhin in der Stadt Präsenz zeigen", teilt die Polizei mit und kündigt eine Aufarbeitung der Geschehnisse an.

19.50 Uhr: Die Stadtreinigung Dresden ist auf der Lennéstraße und auf der Hauptallee im Großen Garten unterwegs, um die Hinterlassenschaften zu beseitigen. Die Straße und der Weg sehen aus wie nach einer Straßenschlacht.

19.45 Uhr: Laut Polizeisprecher Thomas Geithner gibt es jetzt keine Schwerpunkte von Fanansammlungen mehr in der Stadt. Nach diesem gewalttätigen Nachmittag kehrt langsam Ruhe ein in Dresden.

19.30 Uhr: Dresdens Polizeisprecher Thomas Geithner mit einer Einschätzung des heutigen Einsatzes zum Dynamo-Spiel:

19.15 Uhr: Die Polizei hat die Straßensperrungen zurückgefahren. Aktuell ist nur noch die Lennéstraße gesperrt und kann derzeit nicht befahren werden.

18.50 Uhr: Noch immer sind Fans in der Stadt unterwegs. Doch nach Angaben der Polizei hat sich die Situation rund um das Stadion entspannt. Vor Susis Sportsbar am Straßburger Platz sind zwei Dutzend Fans von der Polizei eingekesselt. Sie werden einzeln herausgeführt, um ihre Personalien festzustellen.

Die Kriminaltechniker haben auf der Lennéstraße nach Beweismitteln gesucht und diverse Gegenstände sichergestellt.

Vor Susis Sportbar sind rund zwei Dutzend Fans von der Polizei eingekesselt.
Vor Susis Sportbar sind rund zwei Dutzend Fans von der Polizei eingekesselt. © Franziska Klemenz
Die Kripo sichert Spuren auf der Lennéstraße.
Die Kripo sichert Spuren auf der Lennéstraße. © Franziska Klemenz

18.30 Uhr: Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert kritisiert die Gewalt rund um Dynamos Aufstiegsspiel scharf. "Auch wenn wir uns alle über den Aufstieg von Dynamo Dresden freuen: Die Gewalt am Stadion gegenüber den Einsatzkräften ist nicht akzeptabel", erklärt Hilbert, und er betont: "Wir müssen als Gesellschaft in den vergangenen Monaten auf eine Menge verzichten und auch unsere Grundrechte wurden stark eingeschränkt. Umso geringer ist mein Verständnis, wenn sogenannte Fußballfans meinen, sie würden außerhalb dieser geltenden Regeln und Gesetze stehen. Die Gewalt und Aggressivität nach Spielende sind leider ein bitterer Beigeschmack für diesen sportlich so wichtigen Tag."

Hilbert erinnert an Dynamos Aufstieg von 2016, als es bei der Aufstiegsfeier im Harbig-Stadion ebenfalls zu Ausschreitungen kam. Und er nimmt den Verein in die Pflicht. "Schon damals konnte man sich nur für das Verhalten einiger Personen schämen. Ich hoffe sehr, dass sich der Verein aktiv mit diesen Ereignissen auseinandersetzt und bis zum Beginn der Saison in Liga 2 auch Antworten und Konzepte liefern kann."

18.20 Uhr: Die Dresdner Feuerwehr kümmert sich am Stadion um Verletzte, es wurden mehrere Sammelstellen eingerichtet, wo die die medizinische Erstversorgung durchgeführt wird. Die ersten Patienten sind bereits mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser transportiert worden. Derzeit sind etwa 50 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz.

Am Stadion wurden mehrere Sammelstellen für Verletzte von der Feuerwehr eingerichtet.
Am Stadion wurden mehrere Sammelstellen für Verletzte von der Feuerwehr eingerichtet. ©  xcitepress

18.09 Uhr: Auf der Lennéstraße und im Großen Garten sind die Überreste der Straßenschlacht-ähnlichen Attacken auf die Polizei zu sehen: ein Scherbenteppich, dazwischen Pyroreste und Wasserlachen, die so langsam wegtrocknen.

Gegen 18 Uhr: Dynamo-Spieler Marco Hartmann meldet sich per Twitter zu Wort:

17.50 Uhr: Die Einsatzkräfte sind inzwischen von der Lennéstraße bis zum Straßburger Platz vorgerückt. Die Lage hat sich etwas beruhigt, bleibt aber angespannt. Beobachter vor Ort sprechen von 400 bis 800 Gewalttätern, die dort immer noch unterwegs sind.

Gewaltbereite Fans randalieren vor dem Stadion.
Gewaltbereite Fans randalieren vor dem Stadion. © dpa/Robert Michael

17.40 Uhr: Polizeisprecher Thomas Geithner erklärt auf Nachfrage, dass elf Polizisten beim Einsatz verletzt wurden. Sächsische.de-Reporter berichten indes von beschädigten Polizeiautos im Bereich Lingnerallee/Blüherpark, bei denen die Seitenspiegel, Kennzeichen sowie Türgriffe abgerissen wurden.