Wie plant Dynamo jetzt für die zweite Liga, Herr Becker?

Dresden. Zwei Jahre hatte Ralf Becker geplant, um Dynamo Dresden zurück in die 2. Fußball-Bundesliga zu führen. Nun ist das Ziel vorfristig erreicht. Im Vorjahr übernahm der 50-Jährige als neuer Sportgeschäftsführer die reizvolle wie knifflige Aufgabe, die Mannschaft nach dem Abstieg neu aufzustellen. 23 Spieler verließen den Verein, 18 kamen im Laufe dieser Saison dazu, mit Niklas Kreuzer kehrte im Winter einer zurück. Diese neue Truppe hat sich gefunden – und eine schwierige Saison gekrönt.
Herr Becker, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg. Wie war die Party?
Wir haben im Trainingszentrum entspannt zwei, drei Bierchen getrunken. Meine Frau hat mich abgeholt und wir haben den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Vor dem Stadion attackierten gewaltbereite Fans die Polizei und Medienvertreter, es gab Verletzte. Inwieweit trübt das Ihre Freude über den Aufstieg?
Das trübt sie enorm. Es war der Traum aller, die in dem Verein an dem Ziel gearbeitet haben, gemeinsam mit unseren Fans zu feiern. Es war aber leider nicht möglich. Was draußen passiert ist, diese Eskalation, drückt extrem auf die Stimmung. Wir wünschen den Verletzten gute Besserung und werden die Vorfälle sehr sorgfältig aufklären, um Konsequenzen daraus zu ziehen. Fakt ist: Es darf nicht sein, dass die Gesundheit von Menschen gefährdet wird. Auch der Sport und die tolle Leistung der Mannschaft ist dadurch ins Hintertreffen geraten. Solche Szenen schaden enorm.
Wie hat es die Mannschaft aufgenommen, die dadurch länger im Stadion bleiben musste?
Das bitte ich auseinanderzuhalten. Nach so einem Sieg fällt wahnsinnig viel ab. Es war auch für die Spieler der größte Wunsch, diesen Erfolg mit den Fans zu feiern, aber das war leider nicht möglich – und das haben sie akzeptiert. Man sollte es den Jungs gönnen, sich an so einem Tag zu freuen.

Was war über die Saison gesehen entscheidend für den Aufstieg?
Wir haben eine charakterlich sehr gute Gruppe, die sowohl von Markus Kauczinski als auch von Alexander Schmidt sehr gut betreut und trainiert worden ist. Man kann ja nicht sagen, dass dieses Jahr störungsfrei ablief, im Gegenteil, irgendwas war immer. Wir hatten wahnsinnig viele Verletzte, dazu das Corona-Thema. Deshalb war es ein wichtiger Faktor, dass wir eine sehr gute Breite im Kader hatten, viele Spieler auf einem für die 3. Liga sehr hohen Niveau. Dazu die Mentalität der Truppe, die ausschlaggebend war, dass sie den Widrigkeiten trotzen konnte.
Sie haben vor gut drei Wochen den Trainer gewechselt – welchen Anteil hat Markus Kauczinski am Aufstieg?
Ich denke, dass der Wechsel zu dem Zeitpunkt wichtig und richtig war. Trotzdem hat Markus die Mannschaft zu 90 Prozent der Saison geführt, sich mit ihr trotz der Rückschläge lange Zeit stabil auf dem ersten Platz behauptet. Auch von seiner menschlichen Art und im Umgang mit der Mannschaft war es sehr, sehr gut. Warum es trotzdem zu dem Punkt kam, an dem wir den neuen Impuls setzen mussten, brauchen wir jetzt nicht mehr zu analysieren. Jetzt können wir sagen, es ist super aufgegangen, trotzdem ist so eine Entscheidung immer hart.
Fühlen Sie sich im Nachhinein bestätigt, den Vertrag mit Kauczinski nicht schon im März verlängert zu haben?
Wenn Dynamo Dresden im Winter Tabellenführer in der 3. Liga ist, mit einem komfortablen Abstand, sollten wir den Anspruch haben: Aus dieser Position kann es für uns nur den Aufstieg geben. Ich habe Markus im Januar gesagt, dass wir den Vertrag gerne jetzt für die zweite Liga verlängern würden. Vielleicht ist das anders verstanden worden, für mich war es ein Zeichen des Vertrauens. Markus hat sich anders entschieden, das ist sein gutes Recht.
Also wollte Markus Kauczinski keinen Vertrag allein für die zweite Liga?
Genau. Wir waren etwas anderer Auffassung über die Situation. Ich habe gesagt: Jetzt müssen wir hoch, und für die zweite Liga geht es weiter. Er hat es ein bisschen anders interpretiert.

Bleibt Trainer Alexander Schmidt jetzt?
Wir wollten uns auf diese Saison konzentrieren, jetzt haben wir den Aufstieg geschafft und können die Zukunftsplanung angehen. Grundsätzlich sind wir mit den vergangenen Wochen sehr zufrieden. Ich finde, dass Alex es sehr gut macht – nicht nur, was die Ergebnisse betrifft, sondern mit welcher Freude er hier ist und den Verein präsentiert.
Er hat gesagt, es wäre ihm eine Ehre …
Ja, das finde ich schön. Wir haben auch ein gutes Gefühl, aber man muss sich erst einmal unterhalten.
Haben Sie eine zeitliche Vorgabe?
Nein, ich will auch keine Deadline setzen. Alex ist glücklich, hier zu sein, wir sind sehr zufrieden, jetzt lassen Sie uns mal in Ruhe alles besprechen.
Gab oder gibt es parallel bereits Gespräche mit anderen Kandidaten?
Es ist grundsätzlich Teil meines Jobs, mich regelmäßig mit verschiedenen Leuten zu beschäftigen oder auch mal zu treffen. Aber was es nicht gab, waren Verhandlungen oder konkrete Angebote.