Die fünf Erkenntnisse nach Dynamos Start

Dresden. Das könnte tatsächlich ein Fingerzeig sein: Bei sengender Hitze ist Dynamo in die Vorbereitung auf eine heiße Saison in der 2. Fußball-Bundesliga gestartet. Zum Auftakt waren 23 Spieler dabei, darunter der russische Torwart Anton Mitryushkin, der eine Woche zur Probe mittrainiert. Das ist eine Position, auf der die Dresdner definitiv jemanden verpflichten werden. Welche Erkenntnisse es außerdem gibt – die fünf wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie lief der Trainingsstart vor Zuschauern im Stadion?
Der Verein schreibt in seiner Mitteilung von rund 300 Fans, die am Samstagnachmittag im Rudolf-Harbig-Stadion dabei gewesen sind, es wirkte auf der Tribüne weniger. Die vom Gesundheitsamt genehmigten 999 Zuschauer wurden also bei Weitem nicht erreicht, was am kurzfristigen Ticket-Angebot und der Hitze gelegen haben dürfte. „Es macht Spaß, mal wieder vor ein paar Fans zu trainieren. Dafür schwitzt man gerne“, meint Stürmer Christoph Daferner.
Chefcoach Alexander Schmidt wählte einen, wie er selbst sagte, „leichten Aufgalopp“ mit Spielformen. Einige Spieler waren am Vortag zum ersten Mal gegen das Coronavirus geimpft worden wie Kevin Broll. Der Torwart reihte sich deshalb bei den Feldspielern ein, weil er auf ärztlichen Rat nicht ständig auf den Arm fallen sollte. Sebastian Mai hat nach auskurierter Knieverletzung „noch ein bisschen vorsichtig gemacht“, konnte aber Entwarnung geben: „Es ging schon sehr gut.“
Philipp Hosiner fehlte aus erfreulichem Grund. Der Österreicher ist in den frühen Morgenstunden Papa geworden und hält, das verriet Sportgeschäftsführer Ralf Becker, erst einmal seinen Sohn Aaron im Arm. Der 32 Jahre alte Stürmer kommt am Montag nach Dresden zurück.
Wie sind die ersten Neuzugänge einzuschätzen?
Der am Mittwoch verpflichtete Luca Herrmann steigt erst in einer Woche ein, weil er nach dem Aufstieg mit Freiburg II in die 3. Liga eine Pause zur Regeneration bekommen soll. Schmidt erwartet mit dem 22-Jährigen „einen frechen, spielstarken Jungen, der uns viel Freude bereiten wird“. Er sei torgefährlich, sich aber auch nicht zu schade, nach hinten zu arbeiten.
Morris Schröter, der vom FSV Zwickau kam, traut der Trainer zu, dass er sich mit seiner Schnelligkeit und Torgefahr auch in der höheren Liga behauptet. Mit 25 Jahren sei der Außenbahnspieler weiter entwicklungsfähig. Er könne von Anfang an eine Rolle spielen, meint Ralf Becker. Dagegen warnt der Sportgeschäftsführer vor überzogenen Erwartungen an Jong-min Seo. Der erst 19 Jahre alte Südkoreaner kommt aus der Jugend von Eintracht Frankfurt zu Dynamo. „Manchmal überrascht so ein junger Spieler gleich, manchmal dauert es etwas länger“, meint Becker.
Wann kommen weitere Verstärkungen?
Ob Sercan Sararer von Türkgücü München oder Akaki Gogia von Union Berlin: Dynamos sportliche Führung kommentiert keine Namen, die derzeit gehandelt werden. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung hat sich Becker mit Gogia, der in der Saison 2026/17 in 22 Spielen für die SGD zehn Tore erzielt hatte, bereits getroffen. „Grundsätzlich trifft man sich mit vielen Leuten“, meinte Becker dazu. Tendenz: Bei Sararer fehlt nur die Freigabe von Türkgücü, das zuletzt eine Ablösesumme von 300.000 Euro gefordert hat, bei Gogia hängt es von der Überzeugung auf beiden Seiten ab.
Becker betont, für weitere Verpflichtungen keinen Grund zur Eile zu verspüren. „Wenn heute das erste Spiel wäre, hätten wir alle Positionen so besetzt, dass wir es angehen könnten“, sagt der Sportchef: „Wir sind mit vielen jungen Spielern aufgestiegen und haben gutes Entwicklungspotenzial in der Truppe. Es ist unsere Aufgabe, jeden einzelnen Spieler der Aufstiegsmannschaft weiterzuentwickeln.“

Trotzdem wird personell noch nachgerüstet. Bedarf sieht Becker für einen Torwart, weil Patrick Wiegers nach einem Kreuzbandriss länger ausfällt, auf der linken Abwehrseite als Ersatz für Jonathan Meier, der nach einem Jahr nach Mainz zurückgekehrt ist, sowie für die Defensive. „Es kann sein, dass wir noch einen Innenverteidiger und einen defensiven Mittelfeldspieler holen, am besten einen, der beides kann.“ Wie Marco Hartmann. Der 33 Jahre alte Ex-Kapitän darf sich im Training für einen neuen Vertrag anbieten, sobald er seine Knieverletzung auskuriert hat. „Wir wünschen ihm, dass das schnell geht, dann wird man sich zeitnah zusammensetzen“, sagt der Sportgeschäftsführer.
Keine Chance mehr bei Dynamo hat dagegen Vasil Kusej. Das einst hoffnungsvolle Stürmer-Talent war in der Vorsaison an seinen Heimatverein Usti nad Labem ausgeliehen, erzielte dort in 27 Einsätzen zwei Tore. „Es ist manchmal hart im Fußball, aber nach dem Aufstieg würde es für ihn schwer, bei uns zu spielen“, erklärt Becker. „Dann macht es für den Spieler keinen Sinn und für uns auch nicht. Deshalb suchen wir nach einer Lösung.“ Becker deutet an, diese Konsequenz anderen Spielern nahegelegt zu haben. Das könnten der ebenfalls aus Usti zurückgekehrte Simon Gollnack, Luka Stor oder Max Kulke sein.
Mit welchem Spielstil geht Dynamo in die zweite Liga?
Der Trainer weicht von seiner Linie trotz stärker einzuschätzender Gegner nicht ab. „Wir wollen marschieren, aggressiv sein, eine hohe Intensität haben“, sagt Schmidt – und er ergänzt: „Wir wollen nicht passiv spielen, sondern agieren, den Gegner unter Druck setzen, also einfach modernen Fußball spielen.“ Das deckt sich mit dem, wie es sich der Aufstiegskapitän vorstellt: „Ich will, dass die Leute das geboten kriegen, was sie erwarten, und das sind guter Fußball und Siege“, meint der 27-Jährige vor seiner persönlichen Zweitliga-Premiere.
Allerdings hält Schmidt auch einen Plan B bereit. „Man muss gewappnet sein, sich anzupassen. Wir dürfen nicht zu leicht auszurechnen sein.“
Welches Ziel gibt der Trainer für die neue Saison aus?
Becker hatte direkt nach dem Aufstieg den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben, was der Trainer grundsätzlich teilt. Trotzdem geht Schmidt etwas anderes heran. „Natürlich wollen wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben, sollten uns aber auch nicht limitieren“, meint der 52-Jährige. Er will eher einen Punkteplan für fünf Spiele aufstellen. “Wir wollen auch nicht zu demütig sein, sondern in jedem Spiel versuchen, die bestmögliche Leistung rauszuhauen.“
Was tatsächlich möglich ist, lässt sich sowieso nur schwer einschätzen, zu Beginn der Vorbereitung erst recht nicht. Der Zeitfaktor spielt auch bei Verstärkungen eine Rolle. „Es kommen vielleicht noch Spieler auf den Markt, die jetzt selbst nicht daran denken“, meint Becker. Wenn in der Bundesliga nach der EM das Transferkarussell noch mal an Fahrt aufnimmt, könnte sich für manchen die Aussicht auf einen Stammplatz verschlechtern.
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