Wiesbaden. Die Serien von Dynamo Dresden haben Bestand, und das ist diesmal keine gute Nachricht. Auch im fünften Spiel hintereinander bleibt die Mannschaft von Trainer Markus Anfang ohne Sieg. Schlimmer noch: Im Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden am Dienstagabend unterliegt Dynamo mit 0:1 – durch die de facto einzige Torchance der Gastgeber.
Damit spitzt sich die Krise beim zunehmend ratlosen Zweitliga-Absteiger weiter zu. „Das ist zurzeit eine ganz schwierige Situation für uns“, sagt Anfang danach, und er betont: „Wir sind dafür selbst verantwortlich und müssen nicht auf andere zeigen. Am Ende muss man festhalten, dass wir uns im Strafraum wieder nicht durchsetzen konnten. Wir haben viele Standards und machen gar nichts daraus.“ Warum dies so ist, könne er nicht beantworten.
Bezeichnend ist zudem die Aneinanderreihung siegloser Spiele gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte, die nun vollständig ist. Lediglich zwei Unentschieden, nämlich die 1:1 in den Heimpartien gegen Ingolstadt und Freiburg II, stehen zu Buche. Alle anderen Duelle gegen die Top-Teams der Liga hat Dynamo verloren.
Diese Bilanz hilft, das nächste enttäuschende Ergebnis einzuordnen in diesem nächsten vermeintlichen Spitzenspiel, jedenfalls wenn man die Ambitionen beider Vereine nimmt. Aufsteigen wollen sie, wobei Wehen Wiesbaden als Außenseitertipp gilt, als nunmehr Tabellenzweiter aber bestens positioniert ist. Bei Dynamo verhält sich das andersherum: Topfavorit, der auf Platz acht weit hinter den Ansprüchen zurückliegt. Im direkten Aufeinandertreffen neutralisieren sich beide weitgehend, und das fast gänzlich ohne nennenswerte Torraumszenen. Spannender sind da schon die Aussagen von Markus Kauczinski.
Im Vorfeld der Partie hat sich Wehen Wiesbadens Trainer erstmals zu seiner Entlassung in Dresden im April 2021 geäußert. Dynamo war sechs Drittliga-Spieltags vor Schluss drauf und dran, den sicher geglaubten Aufstieg noch zu verspielen. „Das war eine große Enttäuschung“, sagt Kauczinski, und er erklärt rückblickend: „Ich ahnte es ja, steckte mittendrin und hatte auch ein Gefühl, wie die Dinge laufen können. Dabei merkt man, dass man nur ein Rädchen im Getriebe ist und sich am Ende beugen muss – egal, was man denkt oder fühlt.“
Vorm Wiedersehen mit den Dresdnern, die mit Kauczinskis Nachfolger Alexander Schmidt bekanntlich doch noch souverän den Aufstieg schafften und inzwischen auch schon wieder eine wenig erbauliche Zweitliga-Saison hinter sich haben, ist das Gefühl des Trainers ein ausgesprochen gutes gewesen. Respekt habe er, aber keine schlaflosen Nächte oder Angst – sondern Antworten vor allem auf Dynamos neue Doppelspitze Manuel Schäffler und Stefan Kutschke.
Tatsächlich sind die Gastgeber zu Beginn die bessere Mannschaft, engagierter und durchsetzungsstärker in den Zweikämpfen. Nur echte Chancen gibt es nicht, auch für Dynamo nicht – obwohl es den Gästen gelingt, das Spiel nach zehn Minuten offen zu gestalten. Doch auch die neu in die Startelf beorderten Kyu-Hyun Park und Christian Conteh, deren letzte Einsätze mehr als zwei Monate zurückliegen, können dem stagnierenden Spiel ihrer Mannschaft nicht wirklich Impulse verleihen.
Dynamo steht defensiv leidlich sicher, und in der Offensive gelingt kaum etwas. In der zweiten Halbzeit ändert sich das nicht. Nun sind es die Dresdner, die vermehrt Eckball-Möglichkeiten haben – alle ohne jegliche Torgefahr. In der 78. Minute zeigen die Gastgeber, wie es besser geht. Nach einem Eckball trifft Max Rheintaler zum schmeichelhaften 1:0-Endstand.
Die gute Nachricht zum Schluss verbunden mit dem Blick voraus, wenn am Samstag der FSV Zwickau zum letzten Ligaspiel des Jahres nach Dresden kommt: Gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte ist Dynamo in dieser Saison nicht nur ungeschlagen, sondern meistens siegreich.
Auf die Tabelle, das sagt Innenverteidiger Kevin Ehlers, schaue man jetzt besser nicht. das sei gerade wenig förderlich. Vielmehr müsse sich die Mannschaft aus der Sch...-Situation rauskämpfen. Doch der Vollständigkeit halber: Dynamo hat als Tabellenachter nach 16 Spieltagen nun 16 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Elversberg, acht Zähler liegt man hinter dem Zweitplatzierten Wehen Wiesbaden, an dem 1860 München und Saarbrücken in ihren Spielen am Mittwochabend noch vorbeiziehen können.