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Dynamo: Ost-Duell als Trainer-Endspiel

Die Dresdner spielen am Samstag in Magdeburg. Dort steht der Chefcoach unter Druck. Was Kauczinski darüber denkt - und was er über Rückkehrer Kreuzer sagt.

Von Sven Geisler
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Markus Kauczinski über Trainer: "Wir sind keine Sozialfälle, haben einen priviligierten Job."
Markus Kauczinski über Trainer: "Wir sind keine Sozialfälle, haben einen priviligierten Job." ©  dpa/Robert Michael

Dresden. Es ist ein Klassiker der DDR-Fußballgeschichte, heute „Elb-Clásico“ genannt: Bereits zum 70. Mal trifft Dynamo in einem Punktspiel auf den 1. FC Magdeburg. Beide Vereine haben in den 1970er-Jahren die Meisterschaft im Osten unter sich ausgemacht: Fünfmal gewann Dresden, dreimal der 1. FCM den Titel. Es sind also jede Menge Tradition und vor allem Prestige im Spiel, wenn sich beide Klubs am Samstag, 14 Uhr, in Magdeburg begegnen - allerdings in der 3. Liga und mit unterschiedlichen Vorzeichen.

Während Dynamo nach wie vor an der Tabellenspitze steht und aufsteigen will, kämpft der andere Verein von der Elbe gegen den drohenden Absturz in die Viertklassigkeit. Zwar hatte die Mannschaft von Thomas Hoßmang den Anschluss an die Nichtabstiegsränge geschafft, zuletzt aber das ebenfalls prestigeträchtige Derby in Halle (0:1) und gegen 1860 München (0:3) verloren. Wie für Dynamo das Spiel gegen Bayern II fiel die Partie vorige Woche gegen Viktoria Köln wegen Unbespielbarkeit des Platzes aus. Sonst wäre es wohl bereits ein Endspiel für den FCM-Trainer geworden, der nach Fan-Protesten unter Druck steht.

Sportdirektor Ottmar Schork hat in dieser Woche der Bild-Zeitung gesagt: "Ich weiß nicht, ob der Trainer am Samstag sitzen oder stehen wird. Er wird aber die Mannschaft coachen." Das klingt nicht unbedingt nach einem längerfristigen Bekenntnis zu Hoßmang.

Der 54-Jährige, der aus Hoyerswerda stammt, hat selbst eine Dresdner Vergangenheit als Spieler: von 1994 bis 1996 bei Dynamo, wo er 18-mal in der Bundesliga und nach dem Zwangsabstieg 29-mal in der Regionalliga spielte, sowie von 1999 bis 2003 beim DSC.

Kauczinski zu Hoßmang: Jeder vertritt seine Farben

Nun steht er also ausgerechnet im Ost-Duell gegen seinen Ex-Verein auf der Kippe, wie es heißt. Für seinen Kollegen Markus Kauczinski ist das kein Thema. "Jeder vertritt seine Farben", sagt Dynamos Chefcoach. So traurig es ist, Mitleid wolle keiner. "Wenn man diesen Beruf ergreift, weiß man, worauf man sich einlässt. Wir Trainer sind keine Sozialfälle, es gibt viel schlimmere Umstände, unter denen viele Menschen - auch hier in Deutschland - arbeiten und leben. Wir haben einen privilegierten Job, der seinen Preis hat, nämlich den Kopf hinzuhalten, manchmal auch für Dinge, für die man nichts kann."

Thomas Hoßmang hat in Dresden einst für Dynamo und den DSC gespielt. Als Trainer des 1. FC Magdeburg steht er vor dem Ost-Duell unter Druck.
Thomas Hoßmang hat in Dresden einst für Dynamo und den DSC gespielt. Als Trainer des 1. FC Magdeburg steht er vor dem Ost-Duell unter Druck. © dpa/Swen Pförtner

Die Gedanken sind ohnehin auf die eigene Mannschaft fixiert. Schließlich hat Kauczinski genug Probleme, wobei er lieber über Lösungen spricht. In der Defensive fehlen außer den länger verletzten Robin Becker, Chris Löwe und Marco Hartmann die Innenverteidiger Mai und Ehlers nach den Roten Karten in Mannheim. Der kurzfristige Ausfall des Spiels gegen Bayern München II am vorigen Freitag kam dem Chefcoach deshalb gelegen, einige Varianten zu probieren. "Wir haben ein, zwei Möglichkeiten in verschiedenen taktischen Ausrichtungen." Wie die konkret aussehen, will er nicht verraten.

Innenverteidiger Tim Knipping ist nach Gelb-Sperre zurück, der defensiv vielseitig einsetzbare Winter-Neuzugang Leroy Kwadwo habe die Abläufe jetzt besser drauf, und nach einem halben Jahr ohne Verein ist für Rückkehrer Niklas Kreuzer nun die 3. Liga doch wieder eine Option. Tatsächlich auch schon für die Partie in Magdeburg. "Der erste Eindruck ist positiv, man sieht, dass er das Fußballspielen nicht verlernt hat." Allerdings hat sich Kreuzer ein halbes Jahr lang nur mit Waldläufen und einem Fitnesscoach in Bewegung gehalten, beim Fußball ist die Belastung eine andere. "Wir müssen aufpassen, dass wir ihn nicht verheizen und muskulär überfordern", mahnt Kauczinski.

Einen Einsatz für 20 bis 30 Minuten traut er dem flexibel einsetzbaren Defensivmann aber zu. "Er hat eine Qualität am Ball, die uns helfen kann, noch besser und variabler zu werden - mit seinem Kampf und seiner Persönlichkeit sowieso."

Sächsische.de berichtet vom Spiel am Samstag in Magdeburg ausführlich im Liveticker.

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