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Mit Rückstand zum Sieg: Wie Dynamos Negativ-Serie endet

Nach einer schlechten ersten Halbzeit inklusive Rückstand drehen die Dresdner das Spiel in Oldenburg und gewinnen noch 3:1. Der Kapitän kehrt zurück. Die Analyse mit den Höhepunkten im Video.

Von Daniel Klein
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Sein zweites Tor im Spiel ist das dritte für Dynamo – und damit die Entscheidung in Oldenburg. Ahmet Arslan hat also allen Grund zur Freude.
Sein zweites Tor im Spiel ist das dritte für Dynamo – und damit die Entscheidung in Oldenburg. Ahmet Arslan hat also allen Grund zur Freude. © picture alliance/Eibner-Presse

Oldenburg. Es geht also doch noch. Sieben Spiele dauerte die Sieglos-Serie, pünktlich zum Abschluss der Hinrunde konnte Dynamo den Negativtrend stoppen – was nicht nur für die Tabelle enorm wichtig ist. Mit einer Niederlage wären die Abstiegsränge gefährlich nahe gerückt, nun können die Dresdner zumindest wieder vorsichtig nach oben schielen, auch wenn der Rückstand auf den Relegationsplatz mit neun Punkten weiter groß ist. "Da brauchen wir nicht drumherum reden: In der Situation, in der wir uns befinden, war der Sieg extrem wichtig", meinte Tim Knipping. "Das war eine gute Antwort."

An dieser Antwort hatte der Kapitän, anders noch als eine Woche zuvor beim ernüchternden 1:1 gegen den SV Meppen, einen gehörigen Anteil. Zur Halbzeit wurde er wie auch sein Stellvertreter Stefan Kutschke eingewechselt, und fortan spielten die Dresdner einen anderen, einen erfolgreicheren Fußball. Die erste Hälfte war das komplette Gegenteil. "Wir müssen ehrlich sein: Da war Oldenburg besser, sie haben mehr Zweikämpfe gewonnen, und wir sind nicht in unser Spiel reingekommen", fand Trainer Markus Anfang.

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Man könnte es auch anders formulieren: Vor der Pause lief bei den Schwarz-Gelben gar nichts zusammen, wie schon so oft in dieser Saison war der Gegner vor allem in den direkten Duellen bissiger und energischer. "Wir haben da die Grundtugenden vermissen lassen. Oldenburg hat gefühlt jeden Zweikampf und jeden zweiten Ball gewonnen. Sie haben verdient geführt, und es hätte auch noch anders stehen können", fasste Knipping die ersten 45 Minuten zusammen, die er noch von der Bank aus beobachten musste.

Dynamos Trainer lobt Oldenburgs Führungstreffer

Die Führung für den Drittliga-Aufsteiger nach 18 Minuten fiel so fast folgerichtig – und dennoch etwas glücklich. Der Ex-Dresdner Patrick Möschl holte in der Nähe der Eckfahne einen Freistoß heraus - es war, wie die Zeitlupen zeigte, eine Schwalbe. Christopher Buchtmann zirkelte den Ball auf direktem Weg ins Tor. Dynamo-Schlussmann Stefan Drljaca machte dabei keine glückliche Figur, selbst wenn der Treffer eine gute Chance hätte, es in die Auswahl zum Tor des Monats zu schaffen. "So muss man einen Freistoß erst mal schießen, das ist auch eine Qualität", meinte Anfang, ohne seinem Torhüter eine Mitschuld zu geben.

Sportchef Ralf Becker, der die erste Halbzeit auf der Tribüne saß, bevor er auf die Bank in den Innenraum wechselte, sank noch etwas tiefer in seinen Sitz. Womöglich dachte er in diesem Moment an die Trainer-Diskussion, die mit einer Niederlage fast zwangsläufig aufgekommen wäre. Vielleicht dachte er aber auch an den Schützen. Der 30-jährige Buchtmann war im Sommer als Dynamo-Neuzugang gehandelt worden.

Der Rückstand: Christopher Buchtmann verwandelt einen Freistoß zum 1:0 für Oldenburg.
Der Rückstand: Christopher Buchtmann verwandelt einen Freistoß zum 1:0 für Oldenburg. © nordphoto

Der 0:1-Rückstand zur Pause war noch schmeichelhaft, was auch Oldenburgs Trainer Dario Fossi monierte. "Wir haben Möglichkeiten zum zweiten und dritten Tor, laufen mehrmals in Überzahl auf die letzte Reihe von Dynamo zu, müssen das besser ausspielen", erklärte er und rang selbst bei der Pressekonferenz noch um Fassung: "Es ist unglaublich, dass wir dieses Spiel noch verloren haben."

"In der Pause haben wir ein bisschen intensiver miteinander geredet", verriet Anfang, der kurzfristig auf Niklas Hauptmann (Magen-Darm-Infekt) und Christian Conteh (muskuläre Probleme) verzichten musste. „Dann waren wir auch die klar bessere Mannschaft.“

Die Wende kam mit dem Seitenwechsel – und mit dem Doppelwechsel. Innenverteidiger Claudio Kammerknecht und der erneut enttäuschende Außenstürmer Akaki Gogia blieben in der Kabine. "Wir haben hinten und auch vorne auf der Außenbahn die Zweikämpfe nicht gewonnen, Oldenburg dafür viele zweite Bälle. Deshalb haben wir da reagiert und mit Knipping einen kopfballstarken Spieler gebracht, der auch mal die ersten Bälle gewinnt", begründete Anfang seine Maßnahme und lobte sich und die Reservisten: "Ich finde, dass alle Wechsel funktioniert haben."

Welchen Anteil das veränderte Personal am Um- und Aufschwung hatte, lässt sich nicht klären. "Manchmal ist das im Fußball schwer. Dann haben wir uns so ein bisschen in einen Rausch gespielt, und es klappen Dinge plötzlich wieder", erklärte Knipping.

Doppeltorschütze Arslan ist egal, wer die Tore erzielt

Den Anfang machte Ahmet Arslan, der eine Hereingabe von Michael Akoto mit einem artistischen Aufsetzer veredelte (64.). Die Leihgabe von Holstein Kiel sorgte nach einem Eckstoß und seinem inzwischen zehnten Saisontor für den 3:1-Endstand (82.). Zwischendurch markierte Dennis Borkowski mit einem sehenswert abgeschlossenen Konter das 2:1 (71.). "Ich bin froh, dass ich was zum Sieg beisteuern konnte", erklärte Doppelschütze Arslan. "Aber am Ende war es mir heute egal, wer die Tore schießt. Von mir aus hätte die auch unser Torhüter machen können."

Knipping freute sich nicht nur über das Ergebnis und seine frühe Einwechslung, sondern auch über die Umstände. "Wir haben ein Spiel gedreht – und das auswärts bei einem Gegner, der kein klassischer Aufsteiger ist, sondern gute Fußballer in seinen Reihen hat. Hier wird noch manch andere Mannschaft stolpern."

Wie wichtig die drei Punkte auch für das Selbstvertrauen und die nun anstehende Rückrunde waren, hätte man auch am Jubel sehen können, fand Borkowski. "Wir haben das Jubeln vermisst." Knipping mahnte jedoch direkt nach dem Spiel: "Wir müssen nächste Woche in München weitermachen, sonst hatte der Sieg hier keinen Wert." Vielleicht startet Dynamo nun ja wieder eine Serie, diesmal eine Erfolgsserie. Arslan jedenfalls fand: "Wir haben lange genug gelitten."