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Wie Peter Pacult jetzt über sein Trainer-Leben denkt

Bei Dynamo Dresden war der Österreicher gleich zweimal im Amt, blieb aber nicht lange. Was er über seine Art und die neue Spieler-Generation sagt.

Von Sven Geisler
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Zweimal war Peter Pacult als Trainer bei Dynamo - 2006 ging er von selbst, 2013 wurde er entlassen.
Zweimal war Peter Pacult als Trainer bei Dynamo - 2006 ging er von selbst, 2013 wurde er entlassen. ©  Archiv: Robert Michael

Dresden/Wien. Nach dem 2:0-Sieg in Erfurt am 3.September 2006 winkte Peter Pacult den Dynamo-Fans. Der Trainer verabschiedete sich: als Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga. Zuvor war er mit der Rettungsaktion in der zweiten Liga knapp gescheitert. Nun hatte der Österreicher aber ein Angebot von seinem Heimatklub Rapid Wien, für das er sich aus seinem Vertrag in Dresden herauskaufte. 60.000 Euro soll die Ablöse betragen haben. "Zur Höhe sage ich nichts, aber den finanziellen Aufwand habe ich selbst getragen", erklärte der Österreicher damals.

Seit Januar ist er nun Chefcoach beim österreichischen Erstligisten Austria Klagenfurt, ist mit seiner Mannschaft derzeit Tabellendritter hinter RB Salzburg und Sturm Graz. Für das Internetportal 90Minuten.at hat der 61-Jährige ausführlich über sein bewegtes Trainerleben gesprochen - allerdings Dynamo dabei nur am Rande erwähnt. "Als ich im Jänner 2013 Dynamo Dresden übernommen und in der Liga gehalten habe, dachte ich, dass es so weiterläuft", sagt Pacult.

Am 30. Dezember 2005 wurde der Österreicher Peter Pacult bei einer Pressekonferenz zum ersten Mal als neuer Cheftrainer bei Dynamo Dresden vorgestellt.
Am 30. Dezember 2005 wurde der Österreicher Peter Pacult bei einer Pressekonferenz zum ersten Mal als neuer Cheftrainer bei Dynamo Dresden vorgestellt. © Archiv: Jürgen Lösel

Bereits vor dem letzten Ligaspiel gegen Jahn Regensburg war im Aufsichtsrat über die Entlassung des Trainers diskutiert worden, nach dem 3:1-Sieg durfte er bleiben und führte die Mannschaft in der Relegation gegen den VfL Osnabrück (0:1, 2:0) zum Klassenerhalt. Doch das Vertrauensverhältnis zwischen Pacult und der Vereinsspitze war zerstört, nach nur vier Spieltagen der neuen Saison und einem 0:3 zu Hause gegen den FSV Frankfurt wurde er doch entlassen. Unter seinem Nachfolger Olaf Janßen stieg Dynamo erneut aus der zweiten Liga ab.

Pacult ist als "harter Hund" und Grantler verschrien, kann aber abseits des Fußballgeschäfts locker und unterhaltsam sein. "Du darfst dich als Trainer nicht großartig verändern, sonst verlierst du auch vor den Spielern das Gesicht", meint er. In den Spieler-Generationen, die er betreut hat, gebe es allerdings einige Unterschiede. "Man muss immer unterscheiden, was ist das Raunzen und zu welchem Zeitpunkt kommt etwas von den Spielern", sagt Pacult. "Ich habe auch eine Zeit lang gespielt und kenne auch gewisse Dinge, die heute leider in der Generation fehlen. Wir sind mit weniger Möglichkeiten und einem anderen Spirit aufgewachsen. Heute kommen Spieler mit Beratern und es kommt schon Geld, bevor sie etwas geleistet haben. Da wirst du als Spieler schon einmal bequemer.“

Geschafft: Peter Pacult feiert nach dem 2:0-Sieg im Relegationsrückspiel gegen den VfL Osnabrück im Mai 2013 den Klassenerhalt mit Dynamo. Doch nach nur vier Spieltagen in der neuen Saison wird der Trainer gefeuert.
Geschafft: Peter Pacult feiert nach dem 2:0-Sieg im Relegationsrückspiel gegen den VfL Osnabrück im Mai 2013 den Klassenerhalt mit Dynamo. Doch nach nur vier Spieltagen in der neuen Saison wird der Trainer gefeuert. © Archiv: Robert Michael

Rapid Wien führte er 2007/08 zum Meistertitel. "Ich habe meine Arbeit gemacht und mich nicht davon ablenken lassen, was links und rechts passiert und bin einfach meinen Weg gegangen. Ich habe durch meine Zeit bei 1860 München als Cheftrainer das mediale Umfeld anders mitbekommen und das war meine Stärke, als ich zu Rapid gekommen bin", sagt Pacult. 2011 kehrte er nach Deutschland zurück, übernahm RB Leipzig. "Ich war überzeugt, in Leipzig den richtigen Schritt zu machen, auch wenn es in die vierte Liga war." Nachdem der Aufstieg verpasst wurde, musste er nach einem Jahr gehen.

Nach seiner zweiten Amtszeit bei Dynamo hatte Pacult kurze Engagements beim Floridsdorfer AC in seiner Heimat sowie je einem serbischen, kroatischen, montenegrischen und albanischen Klub. "Dann waren diese Stationen am Balkan, die ich bis heute nicht bereue, auch wenn es von vielen belächelt wird. Man bekommt nicht mit, was dort wirklich abläuft. Ich brauche mich nicht zu verstecken. Das Problem war, dass es immer nur Monate waren. Dann bist du abgestempelt", meint er.

Typisch Peter Pacult: ein Vulkan am Spielfeldrand.
Typisch Peter Pacult: ein Vulkan am Spielfeldrand. © Archiv: Robert Michael

Mit Klagenfurt schaffte er vorige Saison den Aufstieg in die österreichische Bundesliga, ist dort mit sechs Siegen und zwei Unentschieden stark gestartet. Dennoch hält Pacult den Ball flach, wenn es um das Saisonziel geht. "Wir werden uns als Aufsteiger nicht hinstellen und sagen, wir spielen um Platz sechs. Das wäre vermessen mit unseren finanziellen Möglichkeiten und der Breite und Qualität des Kaders. Wenn der Klassenerhalt nach dieser Saison herausschaut, können wir uns gratulieren", meint er. "Wir werden weiterhin demütig sein und versuchen, beide Füße am Boden zu lassen."

Er weiß schließlich am besten, wie schnell sich der Wind dreht - auch aus seiner Zeit bei Dynamo.