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Dynamos Ex-Kapitän erkennt beim Trainer ein Problem

Marco Hartmann äußert sich erstmals zur Personalie Guerino Capretti und erklärt, warum er von Anfang an Bedenken hatte. Dynamos Chancen in der Relegation beziffert er auf 50:50.

Von Daniel Klein
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Beim Abschied vergangenen Sommer flossen bei Marco Hartmann auch Tränen.
Beim Abschied vergangenen Sommer flossen bei Marco Hartmann auch Tränen. © dpa/Picture Alliance/Robert Michael

Dresden. Er war acht Jahre Profi bei Dynamo, Kapitän, Führungsspieler, ein Mentalitätsmonster - wie es ein gegnerischer Trainer mal formuliert hat. Vergangenen Sommer wurde Marco Hartmann beim ersten Heimspiel der Saison verabschiedet, einen neuen Vertrag hatte er nicht mehr bekommen. Einige Fans wünschten sich, dass er nun bei den beiden Relegationsspielen auf der Bank sitzen würde - nicht als Spieler, sondern als Trainer. Dazu kommt es nicht, wahrscheinlich hätte der 34-Jährige auch gar nicht zur Verfügung gestanden.

Guerino Capretti bleibt auch in den beiden Partien gegen Kaiserslautern Dynamos Cheftrainer. Über ihn äußerte sich Hartmann nun in einem MDR-Interview ausführlich. Seine Verpflichtung als Nachfolger von Alexander Schmidt Ende Februar habe ihn nicht wirklich überrascht, erklärt der Ex-Verteidiger. "Ich hatte vergangene Saison seine damalige Mannschaft, den SC Verl, spielen sehen - auch gegen uns. Das war schon sehr beeindruckend. Seitdem hatte ich ihn auf dem Zettel."

Gleichzeitig habe er bei der Verpflichtung "einige Probleme gesehen bei ihm. Er hat sehr, sehr mutigen Fußball von hinten raus spielen lassen. Bei Dynamo in dieser Situation, wenn man im Abstiegskampf steckt, ist das schwierig. Zudem war die Mannschaft dafür nicht zusammengestellt, so ehrlich muss man sein", erläutert Hartmann. "Deshalb konnte er das nicht 1:1 auf Dresden transferieren, das hätte nie funktioniert. Dann kam die Drucksituation mit den Zuschauern dazu, die im März zurück in die Stadien kamen." Trotzdem hätte er sich bei der Verpflichtung von Capretti gefreut und sei gespannt gewesen, was er bewegen kann.

Das war - zumindest von den Ergebnissen her - nicht viel. In den zehn Partien unter seiner Leitung gelang kein Sieg. "In den vergangenen Spielen hat man gemerkt, dass der Kopf sehr gehemmt ist, die Jungs einen Rucksack mitschleppen, der Woche für Woche immer schwerer wird", hat Hartmann beobachtet. Dennoch hätte er sich bei den zwei Partien in Karlsruhe und Aue, als es für seinen Ex-Verein sportlich um nichts mehr ging, "mehr erhofft" und vor allem, dass "die Mannschaft mutiger gewesen wäre".

Dennoch schreibt er Dynamo nicht ab. "Ich glaube, dass die Relegation eine 50:50-Geschichte ist. Bei Kaiserslautern ist der Druck auch groß. Und Dynamo muss die beiden Spiele als große Chance sehen, doch noch positiv aus der Saison zu gehen. Die Jungs müssen sich freimachen von dieser Negativserie und auch von der Niederlage am Sonntag gegen Aue."

Hartmann absolviert derzeit ein Referendariat am Sportgymnasium Dresden, am 22. Juli bricht er mit seiner Familie zu einer Weltreise auf. Bisher ist aber nur der Flug nach Kanada fix. "Wir planen dann sehr spontan."