Dresden. Die Absicht ist gut, das Prozedere aber offenbar komplizierter als gedacht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will die Vereine mit einer Vorgabe dazu bringen, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. In der 3. Liga sind alle Mannschaften - mit Ausnahme der U23 des FC Bayern - verpflichtet, bei jeder Partie mindestens vier Spieler im Kader zu haben, die zum Stichtag 1. Juli jünger als 24 waren und für eine deutsche Auswahl spielberechtigt sind.
Bei Dynamo erfüllen 14 Profis
diese Vorgaben, beim 2:0-Sieg gegen Unterhaching am Mittwochabend standen mit Ransford-Yeboah Königsdörffer (19), Jonathan Meier und Paul Will gleich drei in der Startelf, mit Julius Kade (ale 21) wurde ein vierter eingewechselt. Trainer Markus Kauczinski setzt auf die Talente, die bei ihm jedoch keinen Welpenschutz genießen.
Ganz so eindeutig ist die Sache bei Saarbrücken nicht, denn jetzt wird der U23-Status von Abwehrspieler Marin Sverko angezweifelt. Wie der DFB auf Nachfrage des Internetportals Liga3-online.de mitteilte, habe der Kontrollausschuss "auf Basis der vorliegenden Fakten" Ermittlungen aufgenommen. "Es besteht der Verdacht auf Verstoß gegen § 12a Nr. 4.1. an den ersten neun Spieltagen der laufenden Saison." Dabei wird der Status von Sverko geprüft, der in bislang neun Partien der Saarbrücker neben drei weiteren Akteuren als U23-Spieler aufgeführt worden ist.
Dynamo bekäme trotzdem keinen Punkt
Sollte sich das bestätigen, droht dem FCS eine Geldstrafe sowie ein Abzug der drei Punkte vom 2:1-Sieg gegen Dynamo vom 7. November. Allerdings würden die Dresdner davon nicht profitieren, sie bekämen trotzdem keinen Zähler.
Aber wo liegt das Problem?
Sverko wurde in Pforzheim geboren und
ist erst 22 Jahre alt, er besitzt außer der deutschen aber auch die kroatische
Staatsbürgerschaft. Seit 2015 bestritt der Verteidiger insgesamt 23 Spiele für kroatische Nachwuchsauswahl-Teams. Das ist normalerweise noch kein Problem, denn solange er kein A-Länderspiel für Kroatien bestritten
hat, könnte er auch noch für die deutsche Nationalelf nominiert werden. Allerdings muss dafür ein Antrag beim Weltverband Fifa gestellt werden.
Bis
Montagnachmittag muss sich der FCS nun äußern. Geschäftsführer David
Fischer sieht den Fall gelassen. "Der
Spielerstatus unseres Vertragsspielers Marin Sverko wurde vom DFB vor
der Saison geprüft und im System in der Spielberechtigungsliste des
Verbandes als für den DFB spielberechtigter U-23-Spieler hinterlegt", sagte er dem Magazin Kicker. Dementsprechend würde der Fehler nicht beim Verein liegen, sondern beim Verband.
Geldstrafe für Kaiserslautern im Präzedenzfall
Sollte der Kontrollausschuss dennoch zu einem anderen Ergebnis kommen, würde Paragraph 12b der Spielordnung greifen. Der sieht vor, bei einem Verstoß gegen die U23-Regel die gewonnenen Punkte abzuziehen, allerdings nur für Spiele, die maximal zwei Wochen zurückliegen. In den Zeitraum fällt nur die Partie gegen Dynamo, denn danach verpasste Sverko das Spiel in Köln wegen eines Einsatzes mit Kroatiens U21, anschließend wurde er wegen des Verdachts für das Duell gegen
Wiesbaden kurzfristig aus dem Aufgebot
gestrichen.
Zuletzt erfüllte Saarbrücken am Dienstag beim 1:1 im Aufsteiger-Duell bei Türkgücü
München das Soll von vier Profis unter 23 Jahren im Kader.
Es gibt bereits so etwas wie einen Präzedenzfall. So hatte der 1. FC Kaiserslauternim Spiel gegen Wiesbaden Hikmet Ciftci als vierten U23-Spieler nominiert. Allerdings besitzt der 22-Jährige keine deutsche Staatsbürgerschaft. Weil dieser Fehler aber auch im DFBnet zunächst nicht aufgefallen war, durfte der FCK den beim 1:1 gewonnen Punkt behalten, müsste aber eine Geldstrafe in Höhe von 4.000 Euro. Das ist nun wohl auch die wahrscheinlichste Variante für Saarbrücken, sollte Sverko vom DFB nicht als Spieler im Sinne der U23-Regel anerkannt werden.
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