Das ist Dynamos neues Torwart-Duo

Heilbad Heiligenstadt. Kevin Broll ist nach dem Laktattest etwas angefressen. „Ich war voll motiviert, bis zur dritten Runde. Dann bin ich bei einem Hüttchen zu spät angekommen und die Motivation war weg“, gesteht Dynamos Nummer eins. Dennoch machte der Torwart im Vergleich zu manchen Feldspielern einen sehr guten Eindruck.
Trainer Alexander Schmidt hatte die Leistungskontrolle am Montagvormittag angesetzt, um noch einmal einen genauen Fitnesszustand seiner Mannschaft zu bekommen. „Das ist jetzt wichtig für die Trainingssteuerung. Wir hatten einige Verletzte und wollen nichts dem Zufall überlassen. Wir wollen einen genauen Ist-Zustand, damit wir das Training dementsprechend steuern können“, erklärt Schmidt.
Brolls neuer Konkurrent, der Russe Anton Mitryushkin, musste bei den Tempo-Intervallen sichtlich mehr schnaufen. Nach dem Laktattest hatte Dynamos neuer zweiter Torwart, der seit knapp drei Wochen mittrainiert und seit einer Woche unter Vertrag steht, dann wieder etwas mehr Luft – für sein erstes Medien-Gespräch bei den Schwarz-Gelben.
„Dynamo ist ein großer Verein mit großartigen Fans und Visionen. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen. Die Spieler sind sehr nett“, sagt Mitryushkin in einem Mix aus Deutsch und Englisch. Der 25-Jährige kam von Fortuna Düsseldorf und ist nun der zweite Russe im Dynamo-Tor.
Erinnerungen an Tschertschessow
Sein durchaus berühmter Vorgänger: Stanislaw Tschertschessow. Der russische Nationaltrainer spielte zwischen 1993 und 1995 in der Bundesliga für Dynamo. „Jeder Russe kennt Stanislaw Tschertschessow. Er hat zwei Jahre für diesen Klub gespielt. Das ist für mich ein bisschen Druck, aber auch interessant“, meint Mitrjuschkin.
Tschertschessow war einst Publikumsliebling in Dresden. Er duellierte sich mit René Müller um den Platz im Dynamo-Tor, sprach aber nie von einem Konkurrenzkampf „Ich bin kein Freund davon, innerhalb einer Mannschaft von Konkurrenten zu sprechen. Meine Konkurrenten waren Oliver Kahn, Rüdiger Vollborn und wie die Torhüter der anderen Vereine damals hießen. René war mein Mitspieler, mein Kollege“, erzählte Tschertschessow später mal.

Sein Nachfolger beschreibt sein Verhältnis zu Broll nun ähnlich, will sich aber nicht einfach so auf die Ersatzbank setzen. „Mein Ziel ist es, um die Nummer eins zu kämpfen“, sagt er, betont aber auch: „Die Torhüter sind eine kleine Mannschaft innerhalb der Mannschaft. Also ist es wichtig, dass wir gut zusammenstehen und respektvoll miteinander umgehen. Anschließend wird der Trainer entscheiden, wer spielt.“
Broll über die Konkurrenz: Trainingsniveau steigt
Broll freut sich über den Neuzugang. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt er gelassen. Mit Mitryushkin und auch dem derzeit nach einem Kreuzbandriss in der Reha befindlichen Patrick Wiegers „wird die Qualität oben gehalten. Das Trainingsniveau steigt und ist ein ganz anderes, als wenn man einen jüngeren Torwart hochzieht“, sagt Broll, nimmt dabei aber Nachwuchshoffnung Erik Herrmann, der mit den Profis ins Trainingslager gereist ist, in Schutz.
„Er hat natürlich noch etwas Rückstand. Man darf nicht vergessen, dass er erst 16 Jahre alt ist.“ Deshalb gibt Broll dem jungen Torhüter auch Tipps ohne jede Kleinigkeit anzusprechen. „Dafür ist der Torwarttrainer da. Manchmal werden sie hektisch im Training, weil sie einen schlechten Tag haben. Ich versuche generell, den jungen Torhüter die Nervosität zu nehmen“, betont Broll.
Mitryushkin, der aus der Jugend von Spartak Moskau stammt, muss er keine wirklichen Hilfestellungen mehr geben. „Er sieht wie ein Torwart aus, wenn er die Bälle fängt, und macht einen guten Job. Er ist ein anständiger Junge. Ich kann nur positiv über ihn reden“, sagt Broll.
Broll und Mitryushkin: Zwei Elfmeterspezialisten
Ähnlich respektvoll spricht auch Mitryushkin, der seine Frau und seine Tochter mit nach Dresden bringen wird, über seinen Konkurrenten: „Brollo ist ein super Torwart und ein super Mensch. Wir arbeiten beide jeden Tag hundert Prozent. Wir beide kämpfen auf dem Platz gegeneinander, aber wir respektieren uns sehr.“
Neben dem Respekt verbindet Dynamos neues Torwart-Duo eine weitere Gemeinsamkeit. Beide sind Elfmeterspezialisten. Broll hat in seiner Karriere immerhin 44 Prozent der Strafstöße gegen sich gehalten. Bei Mitryushkin sind es zwar lediglich 20 Prozent – aber wenn es wirklich darauf ankommt, ist er da.2013 führte er bei der U 17-EM die russische Mannschaft als Kapitän zum Titel. Im Finale gegen Italien hielt er im Elfmeterschießen gleich drei Mal.
„Mir gefällt es, Elfmeter zu halten. Wenn wir im Pokal spielen, kann ich es zeigen“, sagt Mitryushkin lachend. Im DFB-Pokal gegen Paderborn hätte er schon bald dazu Gelegenheit. Würde Broll für ein mögliches Elfmeterschießen allerdings ausgewechselt werden, wäre er ganz sicher nicht nur angefressen – sondern so richtig sauer.