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Das sagt Dynamos Trainer zur Trennung von Hartmann

Alexander Schmidt spricht über den emotionalen Abschied von der Mannschaft, die Entscheidungsfindung und die Option auf eine künftige Zusammenarbeit.

Von Sven Geisler
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Marco Hartmann (l.) wurde von Trainer Alexander Schmidt (r. neben Kaderplaner Kristian Walter) in der vorigen Saison als Experte für die offensiven Standards eingesetzt.
Marco Hartmann (l.) wurde von Trainer Alexander Schmidt (r. neben Kaderplaner Kristian Walter) in der vorigen Saison als Experte für die offensiven Standards eingesetzt. © Lutz Hentschel

Dresden. Es ist ungewöhnlich, dass es bei einer Pressekonferenz vor einem Spiel um einen geht, der gar nicht mehr dabei ist. Marco Hartmann wird am Samstagabend, 20.30 Uhr, nicht für Dynamo gegen Hannover spielen. Der 33 Jahre alte Defensivspezialist ist auch nicht verletzt, vielmehr wäre er fünf Monate nach seiner Operation am rechten Knie wohl endlich wieder einsatzbereit gewesen.

Das war eigentlich der Plan: Der Ex-Kapitän sollte fit werden und sich über das Training mit der Mannschaft für einen neuen Vertrag anbieten. Doch den bekommt Hartmann nicht, das hat ihm Sportgeschäftsführer Ralf Becker am Mittwoch mitgeteilt und der Verein am Donnerstag offiziell verkündet.

Der Abschied in der Kabine sei "extrem emotional" gewesen, sagt Alexander Schmidt. "Er hat eine Rede gehalten, dabei hatten viele Tränen in den Augen, die ihn länger gekannt und mit ihm hier zusammengespielt haben", berichtet der Trainer. Julius Kade hat Hartmann zwar nur ein Jahr lang erlebt, in dem der Führungsspieler insgesamt nur achtmal auf dem Platz dabei war, aber auch er meint: "Vor Hartis Leistung bei Dynamo kann man nur den Hut ziehen. Er hat uns junge Spieler sehr gut unterstützt, uns viele Tipps gegeben. Ein sehr guter Mensch auch neben dem Platz."

"Eine Vereinsentscheidung und nicht eines Einzelnen"

Wie der Trainer über die Entscheidung denkt, lässt er nicht wirklich durchblicken. Was Hartmann im Training gezeigt habe, sei gut gewesen, meint Schmidt. Das mag zurückhaltend klingen, es ließe sich aber auch dahingehend interpretieren, dass Schmidt den erfahrenen Profi als Alternative gern behalten hätte. "Aber es war einfach eine Vereinsentscheidung und nicht eines Einzelnen", sagt der Chefcoach. "Man hat sich in einem Gremium zusammengesetzt, alles wirklich intensiv durchdiskutiert und ist zu der Entscheidung gekommen." Die sei im ersten Moment hart, "aber es ist jetzt so, damit müssen alle leben."

Schmidt hatte Hartmann gleich nach seinem Amtsantritt als Standard-Spezialisten in die Trainingsarbeit eingebunden. "Da war er auch sehr wertvoll. Es war meine Idee, dass er uns dabei unterstützt, weil er für die offensiven Standards ein sehr gutes Gefühl hat." Was Hartmann zuvor bewiesen hatte, denn in den fünf Spielen, die er vorige Saison in der Startelf stand, traf er zweimal nach einem ruhenden Ball: bei Hansa Rostock (3:1) und gegen Unterhaching (2:0). Doch danach verletzte er sich am Knie - der nächste Eintrag in seiner langen Krankenakte.

Minge zu Bild: Dynamo oder Schluss mit Fußball

Wie es für ihn weitergeht, lässt Hartmann offen. Die Bild-Zeitung hat die vermeintlich naheliegende Option aufgegriffen, er könnte zum Halleschen FC zurückkehren, von dem er im Sommer 2013 zu Dynamo gekommen war. Immerhin ist dort jetzt mit Ralf Minge ein alter Bekannter als Sportdirektor verantwortlich. Doch Minge sagt dazu laut Bild: "Für mich gilt immer noch die Aussage von Marco, dass er entweder noch ein Jahr in Dresden ran hängt oder mit dem Fußball aufhört. Etwas anderes ist mir nicht bekannt."

Bei Dynamo, das hatte schon Becker erklärt, würde man ihn gerne in anderer Funktion einbinden. Das betont nun auch Schmidt. "Er ist hier ein verdienter Spieler. Ich habe ihm gesagt, dass meine Tür immer offen ist. Wenn er Interesse signalisiert, würde ich mich freuen, wenn wir weiter zusammenarbeiten könnten", sagt der Chefcoach. "Ich würde mich freuen, wenn er sich blicken lässt."

Zum nächsten Heimspiel gegen den SC Paderborn am Sonntag, dem 29. August, soll Hartmann bei Dynamo gebührend und in großer Dankbarkeit verabschiedet werden, kündigt Pressesprecher Henry Buschmann an: "Wenn der erste Trennungsschmerz überwunden ist, freuen wir uns darauf, ihn mit seiner Familie und seinen Freunden einzuladen und ihm noch mal einen besonderen Nachmittag zu bescheren. Das hat er sich verdient."

Ausfall von Stürmer Borrello "tut uns schon weh"

Zunächst aber steht tatsächlich die Partie gegen Hannover 96 am Samstagabend an, der Spartensender Sport1 überträgt das Zweitliga-Top-Spiel live im frei empfangbaren Fernsehen. Bis zum Freitagmittag waren 12.500 Karten verkauft, bis zu 16.000 Zuschauer dürfen unter der 3-G-Regel (geimpft, genesen, getestet) im Rudolf-Harbig-Stadion dabei sein.

Dynamo muss nach Luca Herrmann, der laut Schmidt in den nächsten Tagen bereits wieder ins Training einsteigen soll, längerfristig auf Brandon Borrello verzichten. Er hat sich einen Knochen im Mittelfuß gebrochen. "Das ist natürlich extrem ärgerlich, wenn so etwas im Training passiert", sagt Schmidt, "zumal er gegen Paderborn im Pokal (2:1-Sieg/Anm. d. Red) sehr gut gespielt hat, sehr intensiv war. Von den athletischen Werten war er da unser bester Spieler. Sein Ausfall tut uns schon weh." Dynamo rechnet mit sechs Wochen Pause für den Australier.

Ob Neuzugang Guram Giorbelidze bereits zum Kader fürs Spiel gehört, lässt der Trainer offen. Der Linksverteidiger, ausgeliehen vom österreichischen Bundesligisten Wolfsberger AC, sei ein "griffiger, aggressiver Spieler", müsse sich aber erst rein finden, was noch etwas dauern könnte, weil der georgische Nationalspieler noch kein Deutsch spricht.

Von Dynamos Heimspiel gegen Hannover am Samstag, 20.30 Uhr, berichtet Sächsische.de ausführlich hier im Liveticker.