Warum Dynamos Sieg hochverdient ist

Dresden. Das ist die Überraschung dieses Spieles: Das Rudolf-Harbig-Stadion ist nicht ausverkauft. Statt der vor dem erneuten Ausschluss im November erlaubten 999 Zuschauer kommen nur 820 zu Dynamos Heimspiel gegen den SV Meppen am Samstagnachmittag. Der Kartenvorverkauf war erst am Freitag gestartet worden, möglicherweise hatten aber viele auch keine Lust auf einen Horror-Kick zu Halloween. Die Sorge wäre zumindest nach zwei Niederlagen in Folge irgendwie nachvollziehbar, erweist sich aber als unbegründet. Die Schwarz-Gelben gewinnen mit 3:0 (1:0).
Hier gibt es den Liveticker vom Spiel zum Nachlesen.
Und das ist die erste Analyse: Warum der Sieg hochverdient ist - fünf Fragen und Antworten zum Spiel.
Wie sind die Reaktionen auf den Sieg?
Rundum zufrieden, meint Markus Kauczinski nach dem Spiel, sei er nie. Aber diesmal hat Dynamos Trainer wenig auszusetzen am Spiel seiner Mannschaft. „Wir haben etwas Zeit gebraucht, die letzten beiden Spiele abzuschütteln“, räumt er ein. „Aber dann sind wir immer gefährlicher geworden, dem Tor immer näher gekommen.“ Das 1:0 fiel kurz vor der Pause und damit zu einem günstigen Zeitpunkt.
„Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, sagt Philipp Hosiner, der Schütze des schon zu diesem Zeitpunkt verdienten Führungstreffers: „Von Anfang an das Spiel bestimmt, waren in den Zweikämpfen drin, uns Chancen herausgespielt. Es ist das, was den Verein auszeichnet, die Leidenschaft und die Mentalität auf den Platz zu bringen. 3:0 - ein ungefährdeter Heimsieg.“ Er hätte sogar noch höher ausfallen können. Dynamo dominierte, kontrollierte und diktierte das Spiel.
Die Gäste, deren Trainer Torsten Frings gesperrt war und auf der Tribüne sitzen musste, versuchen zwar in der Schlussphase, noch mal Druck aufzubauen, echte Chancen haben sie allerdings nicht. „Die Jungs haben richtig Körner gelassen“, meint Co-Trainer Björn Müller stellvertretend für den Ex-Nationalspieler. „Wir sind das eine oder andere Mal ins offene Messer gelaufen, aber hier werden auch noch andere Mannschaften Probleme bekommen.“
Wie fielen die drei Tore für Dynamo?
Es läuft die dritte Minute in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, Dynamos vierter Eckball. Marvin Stefaniak bringt ihn kurz, Ransford-Yeboah Königsdörffer verlängert per Kopf - und Hosiner schaltet am Fünfmeterraum am schnellsten und verwandelt. Dynamo führt verdient. „Ein typisches Tor von Hosi“, sagt Dynamos verletzter Linksverteidiger Chris Löwe zur Pause bei Magenta-TV. „Im Strafraum, wenn keiner weiß, wo der Ball runterfällt, steht er genau richtig. Das hat er großartig gemacht.“
Er hoffe, dass es gegen Meppen klappt, meinte Königsdörffer, der seinen Vertrag in dieser Woche vorzeitig bis 2023 verlängert hat, vor der Partie. Das 19 Jahre alte hatte in seinen 15 Pflichtspiel-Einsätzen als Profi zuvor kein Tor erzielt. Das sollte sich ändern. Allerdings gebührt Christoph Daferner ein großer Anteil am Treffer zum 2:0 in der 59. Minute. Der Angreifer attackiert vorn, erobert den Ball und legt perfekt zurück. Königsdörffer vollendet aus elf Metern geradezu routiniert.„Dass es so schnell geht, habe ich selber nicht gedacht, umso besser, dass es jetzt passiert ist“, sagt der flinke Bursche danach. Sein Fazit: „Drei Punkte eingefahren, tolle Teamleistung.“
Den Deckel drauf macht Julius Kade mit dem 3:0 in der Nachspielzeit, es ist der gelungene Abschluss eines perfekten Konters. Agyemang Diawusie hat freie Bahn auf rechts und bei seiner Eingabe den Kopf oben.
Was war bis zum Tor in ersten Halbzeit passiert?
Dynamo begann sichtlich entschlossener als zuletzt, die ersten Abschlüsse blieben jedoch harmlos. Der erste Aufreger in der 17. Minute: Meppens Torwart Luca Plogmann verspringt den Ball, er nimmt ihn ein zweites Mal in die Hand, sonst wäre Philipp Hosiner daran gewesen. Der indirekte Freistoß ist das geringste Problem, den setzt Dynamo-Kapitän Sebstian Mai in die Mauer. Zuvor muss Plogamm auf der Trage vom Platz gebracht werden, die Kniescheibe war kurzzeitig rausgesprungen, er wurde anschließend dennoch im Krankenhaus untersucht. „Das ist für uns ein Schock, wir hoffen, es ist nichts Schlimmeres“, sagt Meppens Co-Trainer Björn Müller.
Sein Ersatzmann, der gebürtige Leipziger Eric Domaschke, muss zweimal eingreifen. Nach dem Kopfball an die Latte pariert er den Nachschuss von Hosiner (36.), und auch im Eins-gegen-Eins stoppt der Keeper den Stürmer. Erst in der Nachspielzeit ist er machtlos.
Auf der anderen Seite hat Kevin Broll wenig zu tun, aber einmal Glück: Bei einem Konter kommt er aus dem Tor, obwohl Ehlers an René Guder dran ist - der Meppener spitzelt den Ball vorbei am Dynamo-Torwart und am Tor (24.).
Wie hatte der Trainer auf die Niederlagen reagiert?
Kauczinski veränderte nach den zuletzt enttäuschenden Leistungen seine Startelf auf zwei Positionen: Kevin Ehlers für den nach Rot gesperrten Max Kulke und Dafener für den formschwachen Agyemang Diawusie. Vom Papier her beließ er es zwar bei der taktischen Formation, änderte jedoch die Ausrichtung. „Wir machen uns Gedanken, wie wir unsere torgefährlichen Leute zusammen auf den Platz kriegen“, hatte der Chefcoach vorher gesagt. Daferner sollte über links kommen, aber immer wieder ins Zentrum rücken. Damit standen tatsächlich alle bisherigen Torschützen auf dem Platz, denn getroffen hatten außer Hosiner, der zweimal erfolgreich war, und Daferner die Defensivkräfte Yannick Stark und Sebastian Mai.
Die Bilder vom Spiel - hier durchklicken:
Die Personalsorgen hatten sich zuvor weiter verschärft. Kauczinski standen - inklusive Marco Hartmann, der nach muskulären Problemen erst in dieser Woche wieder mit dem Team trainieren konnte und in den vier Minuten Nachspielzeit sein Comeback gab - nur 18 Profis zur Verfügung.
Warum gab es vor dem Anpfiff eine Schweigeminute?
Einige Mitglieder hatten beim Verein beantragt, den Opfern einer vermeintlich islamistisch motivierten Messerattacke zu gedenken, bei der am 4. Oktober ein Tourist aus Nordrhein-Westfalen getötet und einer schwer verletzt worden waren. Dynamo unterstützte das Anliegen. Die feige Tat liege wie ein Schatten über der Stadt, erklärte Präsident Holger Scholze in seiner Botschaft vor dem Anpfiff. Man sei erschüttert und tief betroffen. „Terrorismus, Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt dürfen unsere Gesellschaft nicht spalten. Vielmehr müssen wir Geschlossenheit zeigen und gemeinsam dagegen ankämpfen“, forderte Scholze vor der Schweigeminute, mit der Klub und Fans ihr Mitgefühl mit dem Verletzten und den Angehörigen der Opfer ausdrücken wollten.
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