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Wie sich Dynamo zum Sieg in Magdeburg kämpft

Dresden hat anfangs Glück, entscheidet aber mit einer Aktion das Ost-Duell. Die erste Analyse mit den Reaktionen in fünf Fragen und Antworten.

Von Sven Geisler
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Heinz Moerschel überwindet Magdeburgs Torwart Morten Behrens und trifft zum 1:0 für Dynamo in einem umkämpften Ost-Duell.
Heinz Moerschel überwindet Magdeburgs Torwart Morten Behrens und trifft zum 1:0 für Dynamo in einem umkämpften Ost-Duell. © Foto: Jan Hübner

Magdeburg/Dresden. Es ist diese eine Aktion, in der alles zusammenkommt, was man in einem solchen Spiel braucht: unbedingter Wille und ein Quäntchen Glück. Dynamo müht sich redlich gegen tapfere Magdeburger in diesem Ost-Klassiker, aber die klaren Chancen fehlen auf beiden Seiten. Aber diese eine reicht den Dresdnern zu einem glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg.

Nach dem Freistoß von Tim Knipping verlängert Christoph Daferner, Heinz Mörschel scheint schon geblockt, setzt aber nach. Dynamos erster Dominikaner trifft zum 1:0 für die in Weinrot spielenden Schwarz-Gelben. Derby-Sieg. "Ich bin megaglücklich, es war extrem wichtig", sagt der Torschütze danach - und Trainer Markus Kauczinski lobt ihn für diese "Energieleistung".

Die war nötig, um den Abstiegskandidaten zu bezwingen und die Tabellenführung gegen die Verfolger Ingolstadt, Hansa Rostock und 1860 München zu behaupten. "Es war nicht unser bestes Spiel, aber wir haben alles reingeworfen und wurden dafür belohnt", sagt Mörschel. "Wir haben eine harten Kampf erwartet, und den haben wir bekommen", sagt Kauczinski.

Der Liveticker vom Ost-Klassiker - hier zum Nachlesen.

Wie hat Dynamo das Ost-Duell für sich entschieden?

Kauczinski wechselt früh: Stürmer für Stürmer, Sohm für Hosiner. Aber die Dresdner kommen auch nach der Pause nicht wirklich durch. Im Ansatz sieht das nicht mal schlecht aus, aber es ist und bleibt ein Geduldsspiel, ein Abnutzungskampf. Kade nimmt ihn an, setzt sich zweimal durch und schießt im Liegen - in die Arme von FCM-Keeper Behrens (71.). Die wenigen Magdeburger Versuche sind ebenso harmlos, Broll hält sicher gegen Bittroff (64.).

Und dann kommt diese Gelegenheit in der 74. Minute, in der Magdeburgs Kapitän Tobias Müller nicht klären kann und Mörschel dranbleibt. "Ich wusste, dass die Beiden sehr kopfballstark sind und ihn verlängern können, darauf habe ich spekuliert", erklärt er, wie sein Treffer entstanden ist. Bevor der Ball vor seinen Füßen landet, sind sowohl Daferner als auch Sohm mit dem Kopf dran.

Heinz Moerschel feiert mit seinen Mannschaftskamaraden seinen 1:0-Siegtreffer.
Heinz Moerschel feiert mit seinen Mannschaftskamaraden seinen 1:0-Siegtreffer. © Eibner-Pressefoto

Kauczinski gibt zu: "Am Ende haben wir gezittert." Vor allem in der Aktion, als Sohm der Ball an die Hand springt. Schiedsrichter Florian Heft gibt keinen Elfmeter und liegt damit eher richtig als falsch. "Das war ein klarer Handelfmeter, aber das nutzt nichts", sagt dagegen FCM-Coach Tomas Hoßmang , hakt die strittige Szene aber sofort ab: "Wir dürfen den Fehler nicht machen, der zum Tor führt. Das ist schade, weil ich gesagt habe vorher, die Null ist wichtig, damit können wir etwas anfangen."

Was ist dieser Auswärtssieg für Dynamo wert?

Erst einmal sind die drei Punkte wichtig, um die Tabellenführung zu verteidigen. Das ist schließlich auch das Ziel von Mörschel: "Wenn du da oben stehst und eine Mannschaft hast, die kämpferisch und fußballerisch so gut in der Liga ist, willst du auch aufsteigen", sagt der Neuzugang, der im Januar vom Ligakonkurrenten KFC Uerdingen nach Dresden gekommen ist.

Vor allem war es für Dynamo wichtig, sich nach dem holprigen Start ins Jahr mit den beiden Niederlagen bei Türkgücü München und in Mannheim (beide 0:1) selbst zu bestätigen. "Wenn uns so etwas aus der Bahn werfen würde ...", hatte Kauczinski vorher gesagt. "Wir haben diese drei Spiele eingeordnet. Wir sind immer bei uns und wissen, dass wir Dinge besser machen und wieder durchschlagskräftiger werden müssen, aber es war auch nicht alles Scheiße. Von daher ruhen wir in uns."

Markus Kauczinski saß nach seinem krankheitsbedingten Ausfall wieder auf der Trainerbank.
Markus Kauczinski saß nach seinem krankheitsbedingten Ausfall wieder auf der Trainerbank. © Eibner-Pressefoto

Hinterher meinte er auch zu den personellen Umstellungen: "Wir mussten wieder etwas Neues starten, umstellen in der Abwehr. Wir sind aber Stück für Stück sicherer geworden."

Warum kam Dynamo schwer ins Spiel?

Kann man in einem schwachen Spiel von einer besseren Mannschaft sprechen? Wenn, dann ist es vor der Pause der 1. FC Magdeburg, der seiner Lage angemessen über den Kampf kommt und Dynamo nicht ins Spiel kommen lässt. Die beste Chance entspringt einem Konter. Nach dem Querschläger von Kwadwo ist Conteh auf und davon, aber Broll im Dynamo-Tor zur Stelle (9.).

"Wir können uns bei Brollo bedanken", meint Dynamos gesperrter Kapitän Mai zur Pause bei Magenta-TV - und lobte den Schlussmann: "Er reagiert super auf den letzten Kontakt des Gegenspielers. Dafür wissen wir ihn zu schätzen."

Es war ein umkämpftes Spiel. Hier gewinnt Tim Knipping das Kopfballduell gegen Magdeburgs Saliou Sane.
Es war ein umkämpftes Spiel. Hier gewinnt Tim Knipping das Kopfballduell gegen Magdeburgs Saliou Sane. © Eibner-Pressefoto

Die Dresdner haben zwei erfolgversprechende Abschlüsse: Nach dem von Daferner eingeleiteten Konter bringt Hosiner das Zuspiel auf Mörschel, der es von der Strafraumgrenze versucht. Nicht schlecht, aber nicht gut genug, um Behrens im FCM-Tor zu überwinden (12.). Mörschel gibt nach zwei kurzen Einsätzen sein Debüt in der Startelf, anfangs fehlt dem offensiven Mittelfeldspieler noch etwas die Bindung. Das wird besser. "Er hat ein gutes Spiel gemacht, nicht nur wegen des Tores", lobt Kauczinski.

Es folgt noch ein Kopfball von Knipping nach Freistoß von Stark, wieder hält Behrens. Mehr geht nach vorn nicht, was auch an der aggressiven Gegenwehr der Magdeburger liegt.

Das Zwischenfazit von Mai: "Das ist noch nicht so ein richtiges Derby, in der Körpersprache können wir noch zulegen." Das tun die Mitspieler auf dem Platz.

Welche Rolle spielten die äußeren Bedingungen?

"Das haben wir nicht in der Hand", hatte Kauczinski die Vorhersagen kommentiert. Und die ein, zwei Zentimeter Schnee, die am Vormittag in Magdeburg lagen, wurden von der Rasenheizung "gefressen". Das Spiel stand also zu keiner Zeit auf der Kippe. Die äußeren Bedingungen waren also für die Jahreszeit okay, der Platz allerdings tief und wegen vieler Unebenheiten schwierig zu bespielen. "Auf diesem Geläuf ist es schwer, Fußball zu spielen. Beide Mannschaften haben sich bemüht", sagt Kauczinski hinterher zu den Bedingungen. "Das ist im Winter so, da muss man sich anpassen, schnell und einfach spielen."

Tobias Müller grätscht Dynamos Julius Kade ab. Der Platz hält dieser Aktion nicht wirklich Stand. Nach den leichten Schneefällen war dieser schwer zu bespielen. Das Spiel stand aber zu keiner Zeit auf der Kippe.
Tobias Müller grätscht Dynamos Julius Kade ab. Der Platz hält dieser Aktion nicht wirklich Stand. Nach den leichten Schneefällen war dieser schwer zu bespielen. Das Spiel stand aber zu keiner Zeit auf der Kippe. © PICTURE POINT

Der Ball verspringt leicht, ist schwer zu kontrollieren. Das zeigt sich beispielsweise bei Hosiners Konterchance (50.), als Dynamos Torjäger noch abgefangen wird.

Wie hat der Trainer auf die Ausfälle reagiert?

Die kurzfristige Absage der Partie gegen Bayern München II kam Kauczinski insofern recht, dass er eine Woche Zeit hatte, eine neue Abwehrformation zu finden. "Wir haben taktische Dinge probiert, einen neuen Verbund", berichtete der Chefcoach. "Natürlich hilft so eine Trainingswoche, gewisse Dinge einzuschleifen." Mit Kapitän Sebastian Mai und Kevin Ehlers, die beim 0:1 in Mannheim die Rote Karte gesehen hatten, musste er zwei Innenverteidiger ersetzen. Allerdings kam mit Tim Knipping nach Gelb-Sperre nur einer zurück.

Die Lösung: Paul Will übernimmt die zentrale Position in der Dreierkette, dazu Knipping und Neuzugang Leroy Kwadwo. Auf den Außen sollen Ransford-Yeboah Königsdörffer rechts und Jonathan Meier links sowohl defensiv absichern als auch offensiv Akzente setzen. Rückkehrer Niklas Kreuzer gehört tatsächlich sofort zum Spieltagskader, "weil wir das Profil und auch die Position durchaus nötig haben". Er habe er "eine Qualität am Ball, die uns helfen kann, über den Kampf und seine Persönlichkeit auch".

Für Max Kulke, der zu Saisonbeginn rechts hinten ausgeholfen hatte, bleibt dagegen kein Platz.

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