Wie Dynamo jetzt den Kader abspecken will

Dresden. Die letzte Lücke ist geschlossen. Mit der Verpflichtung von Guram Giorbelidze ist Dynamo auch für die Position hinten links doppelt besetzt. Der 25 Jahre alte georgische Nationalspieler wird zunächst für ein Jahr vom österreichischen Bundesligisten Wolfsberger AC ausgeliehen. Trotz des vereinbarten Stillschweigens über die Modalitäten kursieren beim Nachrichtendienst Twitter Zahlen: Dynamo zahlt demnach für das Leihgeschäft 150.000 Euro und sichert sich eine Kaufoption in Höhe von einer halben Million Euro.
Damit sind die Personalplanungen beim Fußball-Zweitligisten für diesen Sommer abgeschlossen – zumindest, was Neuzugänge betrifft. Insgesamt sind nach dem Aufstieg zehn Spieler dazugekommen, acht haben den Verein verlassen. Das ist kein großer Umbruch, der Kern der in der Vorsaison erfolgreichen Mannschaft ist zusammengeblieben, mit Torwart Kevin Broll, Verteidiger Tim Knipping, Mittelfeldstratege Yannick Stark und Angreifer Christoph Daferner gibt es eine bewährte Achse.
„Die Grundlage des Kaders wurde vor zwölf Monaten gelegt, als wir uns neu und gut aufgestellt haben“, sagt Ralf Becker, der Sportgeschäftsführer ergänzt aber: „Trotzdem war es klar, dass wir etwas machen wollen, auch machen müssen.“ Mit Giorbelidze ist der Bedarf vorerst gedeckt, auch wenn bis zum Transferschluss am 31. August noch etwas passieren könnte. Erst mit dem Ende der Frist sei definitiv Schluss, betont Becker.
Gollnack trainiert zur Probe bei 1899 Hoffenheim
Er denkt dabei jetzt aber eher an Spieler, die gehen wollen oder sollen. Mit 31 Profis ist der Kader wohl etwas zu breit aufgestellt, auch wenn Ausfälle wie jetzt von Brandon Borrello nach Mittelfußbruch und Luca Herrmann mit einer Knieprellung einzukalkulieren sind. Aber selbst nach der Rechnung, jede Position doppelt und die im Tor dreifach zu besetzen, wären rein rechnerisch 23 Spieler ausreichend.
Ganz so weit abspecken wird Dynamo auf keinen Fall, aber etwas verschlankt werden soll die Mannschaft, drei bis vier Abgänge sind angedacht. Vor allem für die jungen Spieler, die wenige Chancen auf Einsätze in der zweiten Liga haben, wäre es wichtig, sich die nötige Spielpraxis anderswo zu holen und bei einer positiven Entwicklung zurückkehren zu können. Kandidaten für eine solche Ausleihe wären Max Kulke, Jonas Kühn und Simon Gollnack. Letzterer trainiert seit Dienstag zur Probe bei der zweiten Mannschaft von 1899 Hoffenheim mit, dort würde der 19 Jahre alte Stürmer in der Regionalliga spielen.
Luka Stor nicht richtig angekommen
Allerdings muss Dynamo die Local-Player-Vorgaben berücksichtigen: Demnach müssen vier Profis zwischen ihrem 15. und 21. Lebensjahr mindestens drei Spielzeiten für ein Nachwuchsteam des Vereins gespielt haben. Mit Kapitän Sebastian Mai, Kevin Ehlers, Ransford-Yeboah Königsdörffer und Justin Löwe, dessen Vertrag überraschend um ein Jahr verlängert wurde, stünden vier weitere Eigengewächse nicht nur auf dem Papier, sondern hätten auch realistische Einsatzchancen.
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Die Aussicht, sich nicht mit einem Bank- oder sogar Tribünenplatz begnügen zu müssen, dürfte bei anderen über den Verbleib in Dresden entscheiden. Der Slowene Luka Stor ist hier nach zwei Jahren, von denen er ein halbes an seinen Heimatverein NK Aluminij ausgeliehen war, offenbar immer noch nicht richtig angekommen. In 29 Pflichtspielen hat der 23 Jahre alte Stürmer zwei Treffer erzielt, vergibt aber zu viele Chancen, wofür ihn der Trainer nach dem Test gegen Union Berlin (0:3) kritisierte: „Luka Stor muss halt auch mal treffen“, sagte Alexander Schmidt.
In den bislang drei Pflichtspielen dieser Saison blieb der glücklose Angreifer draußen, gehörte in Hamburg sowie im DFB-Pokal gegen Paderborn nicht mehr zum Spieltagsaufgebot. Das Problem: Stor hat einen Vertrag bis 30. Juni 2023, Dynamo müsste ihm wohl eine ordentliche Summe mitgeben, um diesen aufzulösen. Andererseits dürfte der Spieler selbst nicht daran interessiert sein, ein weiteres Entwicklungsjahr zu verlieren, und stattdessen Abstriche an seinen sportlichen wie finanziellen Ansprüchen machen.
Diawusie zuletzt wieder nah dran an der ersten Elf
Etwas anders sieht es bei Agyemang Diawusie aus, denn er ist näher dran an der ersten Elf, erst recht, seit Borrello nun längerfristig ausfällt. Im Pokal wurde der Offensivmann für Christoph Daferner eingewechselt. Ob sich der 23 Jahre alte Deutsch-Ghanaer mit Kurzeinsätzen zufriedengibt, ist eine andere Frage. Bei einem ambitionierten Drittligisten könnte er sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf einen Stammplatz machen.
Die noch möglichen Abgänge sind für Dynamo so etwas wie ein Luxusproblem, personell wie finanziell. Wichtiger ist, wie Becker den Kader einschätzt: „Ich bin absolut überzeugt von der Qualität der Mannschaft, ihrem Geist und ihrem Willen, die Herausforderung zweite Liga anzunehmen“, erklärt der Sportchef, verweist jedoch auch darauf, dass „jeder eine Schippe drauflegen“ müsse. Mit Giorbelidze hat er das letzte Puzzleteil eingefügt. Der Georgier sei sowohl auf als auch neben dem Platz ein Spieler, „der zu unserer Philosophie passt, und jemand, der mit seiner intensiven Spielweise unsere Idee, Fußball zu spielen, verkörpert“.
In der vorigen Saison wurde Giorbelidze bei Wolfsberg insgesamt 23-mal in der österreichischen Bundesliga, der Europa League und dem ÖFB-Cup eingesetzt, zudem debütierte er im März unter Ex-Bayern-Profi Willy Sagnol als Cheftrainer für die A-Nationalmannschaft seines Heimatlandes und bestritt bislang vier Länderspiele. Er sei froh über die Möglichkeit, sich in der starken 2. Bundesliga bei einem so attraktiven Verein wie Dynamo präsentieren zu dürfen, erklärte Giorbelidze laut Verein bei seiner Vertragsunterschrift.