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Sind Dynamo und seine Fans jetzt am Wendepunkt!?

Sportlich läuft es nicht gut bei Dynamo. Noch schlechter aber ist das Image, wenn es um die Fans geht. Das soll sich ändern, sagen Verein, die Fans selbst und auch Sachsens Innenminister.

Von Tino Meyer
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Die Dynamo-Fans sind fast immer stimmungsvolle Unterstützer und zu oft Regelverletzer.
Die Dynamo-Fans sind fast immer stimmungsvolle Unterstützer und zu oft Regelverletzer. © Lutz Hentschel

Dresden. Kontinuität ist ein Fremdwort bei Dynamo Dresden. Spieler, Trainer und auch Geschäftsführer sind in den vergangenen zehn, 15 Jahren so viele gekommen und gegangen, dass es mitunter schwerfällt, den Überblick zu behalten. Eine Konstante aber gibt es: die große, liga- und weitgehend sogar erfolgsunabhängige Unterstützung der Fans. „Ja, wir sind da, das ganze Jahr. Für die SGD, schwarz und gelb olé, schalalalala“, heißt es in einem der Lieder, die von der aktiven Fanszene im K-Block de facto bei jedem Heimspiel angestimmt werden.

Das positive Extrem, das selbst von Gegnern lobend erwähnt wird und Kritiker zumindest anerkennend zur Kenntnis nehmen, schlägt jedoch oft auch ins Gegenteil um. Geldstrafen, nachdem im Fanblock mittlerweile wieder mit zunehmender Regelmäßigkeit die Spielregeln verletzt werden, gehören in Dresden ebenso dazu wie Spielertransfers. Deutlich über eine Million Euro hat der Verein seit 2010 an den Deutschen Fußball-Bund zahlen müssen. Allein in diesem Jahr sind es rund 320.000 Euro gewesen – was Dynamo hinterm Hamburger SV (335.000 Euro) den wenig schmeichelhaften zweiten Platz einbringt in der Strafen-Rangliste. Dahinter folgen die Bundesligisten 1. FC Köln (247.200 Euro) und Union Berlin (218.000 Euro).

Während die schweren Ausschreitungen beim Aufstiegsspiel am 16. Mai 2021 nachwirken, die Polizei weiter ermittelt (und nicht der Verband, weil die Randale vorm Stadion stattfand), häuften sich zuletzt die Vorfälle. Massives Abbrennen von Pyro-technik am 1. April gegen Schalke 04, Pyro-Würfe aufs Spielfeld und versuchter Kabinensturm beim Relegationsrückspiel im Mai, schließlich die Randale im Oktober in Bayreuth – die allerdings einen Wendepunkt markieren könnten.

Der Aufschrei danach fiel größer aus als gewöhnlich, selbst Sachsens Innenminister Armin Schuster reagierte unverzüglich wie deutlich. „Die Vorfälle durch sogenannte Dynamo-Fans haben eine deutschlandweite Dimension erreicht“, sagte Schuster und erklärte, dass Dresden inzwischen längst nicht mehr nur regional als Beispiel für Gewalt im Fußball genannt wird. Und auch bei Dynamo und seinen Verantwortlichen, bei Sponsoren, Mitgliedern und Fans, war man sich einig: So darf es nicht weitergehen. Aber wie kann, wie soll das gelingen? Darüber diskutieren Schuster und Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig nun mit Dynamos Geschäftsführer Jürgen Wehlend sowie Vertretern von Fanorganisationen – und das am 11. Januar 2023 sogar öffentlich bei der Podiumsveranstaltung „Dynamos Fans und das Gewaltproblem“.

Das neue Jahr als gemeinsamer Neuanfang? Ein Manko vergangener Jahre scheint damit zumindest erkannt, als mehr über- als miteinander gesprochen und offenbar hin und wieder auch gegeneinander gearbeitet wurde. Die Polizei kritisierte, bei Dynamo fehle es an Mitarbeit und Entscheidungsträgern. Der Verein wiederum fühlte – und fühlt? – sich speziell in der Vorbereitung von Risikospielen nicht genug ernst genommen.

Schon nach den Ausschreitungen vor anderthalb Jahren regte Wehlend nicht zuletzt deshalb eine solche öffentliche Diskussionsrunde an. Der damalige Innenminister Roland Wöller soll zwar schnell seine Teilnahme signalisiert haben, nur passiert ist nichts. Außer neuen Vorfällen, Vorwürfen, Vorkehrungen. Und Vorurteilen.

„Natürlich ist es auch wichtig, im Gespräch zu sein“, sagt Wöller-Nachfolger Schuster auf SZ-Nachfrage. Gerne stehe er deshalb für die Podiumsdiskussion am 11. Januar zur Verfügung. Und auch Wehlend sieht in dieser öffentlich geführten Debatte einen weiteren Schritt, dass die Bayreuth-Vorfälle tatsächlich ein Wendepunkt sind. „Man kann wahrnehmen, dass ein gewisses Umdenken und auch ein neues Handeln einsetzen. Dadurch, dass Akteure aus den verschiedensten Bereichen plötzlich zusammenfinden und Gespräche miteinander führen, die vorher so nicht geführt wurden“, betonte er kürzlich im Podcast „Thema in Sachsen“.

Podiumsdiskussion über Dynamo und das Gewaltproblem

„Dynamos Fans und das Gewaltproblem“ lautet das Thema der Podiumsdiskussion. Ein Thema, mit dem sich Dynamo immer wieder konfrontiert sieht. Warum ist das so? Was ist dran an dem schlechten Image, wie viel ist Vorurteil und was stimmt wirklich? Welche Rolle spielt der Verein, wie reagieren Politik und Polizei? Und was sagen die Fans dazu?
Darüber diskutieren am 11. Januar 2023 im Penck-Hotel (Ostra-Allee 33): Sachsens Innenminister Armin Schuster, Dynamo-Geschäftsführer Jürgen Wehlend, Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig sowie Ronald Bec, Leiter des Fanprojekts Dresden und Danny Graupner von der Schwarz-Gelben Hilfe.
Die Podiumsdiskussion, veranstaltet von der Sächsischen Zeitung und Sächsische.de, beginnt 18.30 Uhr (Einlass 18 Uhr). Tickets gibt es in allen SZ-Vorverkaufsstellen (4 Euro) sowie im Onlineshop (5 Euro).