4:2 nach 0:2: Dynamo Dresden feiert gegen Energie Cottbus ein Fußballspektakel
Dresden. Am Ende ist es ein perfekter Fußballabend – auch wenn es zunächst nicht danach aussieht. Nach einem 0:2-Rückstand gewinnt Dynamo Dresden das Ostduell gegen Energie Cottbus doch noch mit 4:2. Das erste Duell der beiden traditionsreichen Klubs seit acht Jahren hält, was es versprochen hat. Besonders in der ersten Halbzeit sehen die 30.795 Zuschauer im ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion ein wahrhaftes Fußballspektakel.
"Für den Zuschauer vielleicht, für uns nicht so", sagt Dynamo-Verteidiger Philip Heise. "Wir sind katastrophal gestartet, obwohl wir gar nicht so schlecht gespielt haben." Nach acht Minuten bringt Phil Halbauer Drittliga-Aufsteiger Cottbus in Führung. Der Mittelfeldspieler kommt nach einem Eckball an der Strafraumgrenze an den Ball, lässt Heise aussteigen und zieht trocken zum 1:0 ab. "Das geht komplett auf meine Kappe. Erst ist mein Rückpass zu kurz, dann habe ich am Eckball nicht ordentlich verteidigt", gesteht Heise.
Für Dynamo kommt es vier Minuten später noch schlimmer. Tim Schreiber will einen langen Ball frühzeitig klären und läuft aus seinem Tor heraus. Sein Pass kommt aber viel zu kurz und landet vor den Füßen von Tolcay Cigerci, der aus 50 Metern sofort abzieht und sehenswert zum 2:0 trifft.
"Wir haben nicht unsere besten 20 Minuten gespielt, um es milde auszudrücken", meint Thomas Stamm, der sich seine Heimpremiere als Dynamo-Trainer anders vorgestellt hat. "Wir haben Standardsituationen nicht gut verteidigt, zweite Bälle. Mit dem 0:1 waren wir unruhig und unsauber, haben uns beeindrucken lassen von dem Rückstand. Wir waren nicht in der Struktur, die wir wollten."
Dynamo-Trainer Stamm lobt das Dresdner Publikum
Dresden braucht eine Weile, um sich von diesem Schock zu erholen und bekommt nach 27 Minuten die Hilfe des Gegners. Maximilian Pronichev zieht Claudio Kammerknecht bei einem Eckball regelwidrig am Trikot. "Du darfst so einen Elfmeter nicht verursachen. Es war ohne Grund und ohne Not", kritisierte Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz seinen Verteidiger. Von außen eingreifen kann der 59-Jährige nicht. In der Vorwoche hatte er die Rote Karte wegen Reklamierens gesehen und wurde daraufhin vom Sportgericht für ein Spiel gesperrt.
Die Partie verfolgt er deshalb von der Tribüne und sieht, wie Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke, der für Christoph Daferner in der Startelf steht, den fälligen Elfmeter sicher verwandelt. Der Ausgleich folgt drei Minuten später. Jakob Lemmer spielt einen Sahnepass aus dem Halbfeld auf Tony Menzel. Der 19-Jährige ist frei durch, umkurvt den Cottbuser Schlussmann Bethke und erzielt abgeklärt das 2:2. "Ich muss dem Publikum ein Riesen-Kompliment machen. Ich habe nach dem Rückstand keinen einzigen Pfiff gehört", lobt Stamm die Zuschauer.
Angetrieben vom Publikum ist Dynamo nach einer Systemumstellung plötzlich die bessere Mannschaft. Der Führungstreffer ist eine Frage der Zeit und fällt in der 78. Minute. Nach einer Hereingabe von Heise lenkt Cottbus-Verteidiger Henry Rorig den Ball an die Latte. Robin Meißner steht goldrichtig und hält den Kopf hin. In der Nachspielzeit macht Heise alles klar. "Ich hatte etwas wiedergutzumachen", sagt der Torschütze, der vom eingewechselte Jonas Oehmichen mit der Hacke in Szene gesetzt wird und den Ball unter die Latte zimmert.
Streit zwischen Ehrenrat und Präsident sorgt für Unruhe bei Dynamo Dresden
Neben dem Platz sorgt bei Dynamo ein Eklat für Unruhe. Hintergrund ist, dass der Ehrenrat des Vereins kurz vor dem Ostduell Präsident Holger Scholze die Mitgliedsrechte entzogen hat. Das hat weitreichende Konsequenzen. Unter anderem darf er nicht zur Mitgliederversammlung, die er sonst leitet. Der Streit zwischen dem Ehrenrat und dem Präsidenten eskalierte, weil Scholze nicht bereit ist, eine vom Gremium verhängte Strafe in Höhe von 1.000 Euro zu bezahlen. Der Vorwurf: Der Präsident habe sein Ehrenamt missbraucht, um sich geschäftliche Vorteile zu verschaffen.
"Den Beschluss des Ehrenrates habe ich erhalten. Ich halte das für grotesk", erklärte Scholze auf Nachfrage von Sächsische.de. "Darüber hinaus möchte ich mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern. Die Angelegenheit liegt zur weiteren Klärung bei meinem Anwalt." Christoph Antal, Pressesprecher von Dynamo, erklärte: "Der Verein wird sich dazu zunächst nicht äußern."