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Wie es zu Dynamos erstem Heimsieg des Jahres kam

Nach acht Monate gewinnt Dynamo Dresden wieder ein Spiel vor eigenem Publikum, profitiert dabei auch von einer Roten Karte. Überzeugend war der Auftritt gegen den SC Verl nicht. Die Analyse mit den Stimmen sowie die Tore und Highlights im Video.

Von Timotheus Eimert
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Claudio Kammerknecht (M) jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit Tim Knipping (r) und Yannick Stark.
Claudio Kammerknecht (M) jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit Tim Knipping (r) und Yannick Stark. ©  dpa/Robert Michael

Dresden. Diese Szenen hatte es lange nicht mehr im Rudolf-Harbig-Stadion gegeben. Minutenlang wird die Mannschaft nach dem 2:0-Erfolg gegen den SC Verl am Mittwochabend vom Dresdner K-Block gefeiert. Acht Monate und fünf Tage musste die Dynamo-Fans auf einen Heimsieg warten. „Es hat lang genug gedauert. Am Samstag war der erste Schritt. Ein Heimspiel vor dieser Kulisse zu gewinnen, ist aber noch einmal umso schöner“, sagte Dynamos Kapitän Tim Knipping. „Wenn man sieht, wie viele Leute am Mittwochabend zu so einem Spiel gegen Verl kommen, das ist unglaublich.“

Ein souveräner Auftritt des Fußball-Drittligisten ist es vor 22.399 Zuschauern, darunter 15 Gästefans, aber nicht. 56 Minuten spielen die Dresdner nach der Roten Karte gegen den Verler Vinko Sapina in Überzahl. „Wir haben uns am Anfang schwergetan“, stellte Stefan Kutschke fest.

Dynamo wirkt in der ersten Halbzeit teilweise zu behäbig. Dabei hatte Trainer Markus Anfang vor dem Spiel noch betont, dass er seine Mannschaft nicht warnen müsse. Mit dem Auftritt, gerade in der ersten Halbzeit, kann er aber nicht zufrieden sein. „Man merkt der Mannschaft an, dass wir noch sehr viel Selbstvertrauen brauchen, dass wir noch nicht so reif sind, dass wir die Spiele so gestalten, dass wir klar Herr der Lage sind. Das braucht Zeit“, sagte der 48-Jährige.

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Zwar ist seine Mannschaft in den ersten 20 Minuten spielbestimmend, macht aus seinen Chancen aber zu wenig. RB-Leipzig-Leihgabe Dennis Borkowski verpasst nach zwei Minuten das Abspiel auf den mitgelaufen Jonathan Meier, sucht stattdessen Stefan Kutschke. Arslan trifft nach zehn Minuten aus halbrechter Position nur das Außennetz und Borkowskis Volley von der Strafraumgrenze nach einem Eckball landet knapp neben dem Tor (16.). „Wir sind gut in die Partie gekommen, haben gute Kontermöglichkeiten, gehen aber viel zu fahrlässig damit um“, kritisierte Anfang.

Der SC Verl kommt in der 23. Minute durch Nicolas Sessa erstmals gefährlich vors Dresdner Tor. Sein Freistoß aus 25 Meter geht aber deutlich daneben. Dynamos Nummer eins Stefan Drljaca muss nicht eingreifen. Vier Minuten später hätte er aber keine Chance gehabt. Minutenlang spielen sich die Gäste den Ball in der eigenen Hälfte den Ball zu, Dynamo greift nicht an. Die Zuschauer auf den Rängen pfeifen lautstark, ehe die Verler ihren Angriff starten, sich sauber und schnell durch Dynamos Hintermannschaft kombinieren. Aus 23 Metern probiert es dann Verls Kapitän Mael Corboz und trifft die Latte. „Wir hatten Probleme im Spiel gegen den Ball. Da hat uns so ein bisschen die Leidenschaft, der Wille gefehlt“, stellte Knipping fest.

Gut die Hälfte der Verler Anhänger, die sich das 0:2 vom Gästeblock aus ansahen.
Gut die Hälfte der Verler Anhänger, die sich das 0:2 vom Gästeblock aus ansahen. ©  dpa/Robert Michael

Dynamo findet aber durch eine Entscheidung des Schiedsrichters wieder zurück ins Spiel. Verls Sapina kommt in einem Zweikampf mit Knipping zu spät und trifft den Kapitän klar am rechten Sprunggelenk. „Ich sehe ihn nur anrutschen kommen, spiele den Ball zur Seite und er trifft mich voll am Knöchel. Ich denke, dass man Rot geben kann“, analysierte Knipping die Szene selbst. Schiedsrichter Florian Heft wartet kurz und stellt Sapina dann vom Platz. „Diese Rote Karte kann man geben. Deswegen dürfen wir uns nicht beschweren“, sagte Verls Trainer Michel Kniat fair.

Das alte Problem: die Chancenverwertung

Mit einem Spieler mehr auf dem Feld wird Dynamo wieder besser. In der 43. Minute erzielt Ahmet Arslan die Dresdner Führung. Jonathan Meier flankt von der linken Seite auf den ersten Pfosten und findet dort Arslan, der den Ball mit rechts volley ins kurze Eck schießt. Mit 1:0 geht es in die Pause, aus der Dynamo deutlich besser kommt. Doch erneut ist die Chancenverwertung Dynamos Problem. Vor allem der eingewechselte Manuel Schäffler, den Anfang zunächst draußen gelassen hatte, vergibt einige gute Möglichkeiten.

In der 75. Minute erlöst dann Claudio Kammerknecht, der beste Dresdner am Mittwochabend, seine Mannschaft. Nach einem Freistoß von Paul Will von der rechten Seite kann Verl den Ball nicht aus dem Strafraum klären. Der Ball landet bei Knipping, der querlegt zum freien Kammerknecht, der aus vierzehn Metern sicher zum 2:0 verwandelt. „Früher in der Sportschau habe ich es immer gesehen: Tor in Dresden, Jubel vor dem K-Block. Das selbst erleben zu dürfen, war unfassbar“, sagte der Torschütze anschließend.

Bei diesem Ergebnis blieb es dann bis zum Ende. Dynamo rutscht damit auf Platz sieben in der Tabelle. Bereits am Samstag wartet das nächste Spiel auf die Schwarz-Gelben. Dynamo muss auswärts gegen den direkten Tabellennachbarn Viktoria Köln ran. Es ist die dritte Partie innerhalb acht Tagen. Anfang kündigte bereits an, die Belastung auf möglichst viele Spieler verteilen zu wollen.