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Mega-Choreo und Sieg nach Rückstand: Dynamo beeindruckt gegen Mannheim

Choreografien, hitzige Zweikämpfe und am Ende ein verdientes 2:1: Dynamos Spitzenspiel gegen Mannheim hält alles, was es verspricht. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen.

Von Timotheus Eimert
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Im Rudolf-Harbig-Stadion wurde vor dem Anpfiff im Spitzenspiel gegen Waldhof eine Choreografie zum ·70. Vereinsjubiläum von Dynamo Dresden geziegt.
Im Rudolf-Harbig-Stadion wurde vor dem Anpfiff im Spitzenspiel gegen Waldhof eine Choreografie zum ·70. Vereinsjubiläum von Dynamo Dresden geziegt. © dpa/Robert Michael

Dresden. Fußball-Drittligist Dynamo Dresden wollte nach der Niederlage gegen Saarbrücken und dem zumindest atmosphärischen Rückschlag im Aufstiegskampf im Top-Spiel gegen Waldhof Mannheim eine Reaktion zeigen. Der Mannschaft ist das am Samstag in beeindruckender Form gelungen.

Vor 29.210 Zuschauern gewinnen die Schwarz-Gelben nach einem frühen Rückstand gegen den Tabellensiebten aus Baden-Württemberg mit 2:1. Ahmet Arslan und Stefan Kutschke erzielen die Tore für Dynamo. Dominik Martinovic trifft nach fünf Minuten zur zwischenzeitlichen Führung für die Gäste.

Die Fans beeindrucken mit mehreren Choreografien. Der Trainer musste das Spiel von der Tribüne aus verfolgen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Partie.

Warum geriet Dynamo so früh in Rückstand?

Eigentlich sollte der sogenannte Traditionsspieltag, der seit 2016 immer im ersten Heimspiel nach dem Vereinsgeburtstag begangen wird, zu einer großen Party werden. Doch der Gegner erweist sich zunächst als Party-Crasher.

Nach fünf Minuten erzielt Dominik Martinovic per Kopfball den Führungstreffer für die Gäste. Nach einer Flanke von der rechten Seite wird er im Rückraum von der Dresdner Hintermannschaft völlig vergessen.

„Wir kriegen die erste Situation auf unser Tor, haben mit der Übergabe im Zentrum Probleme und dadurch ist er am zweiten Pfosten ganz frei. Mit der ersten Torchance liegst du hinten, das ist für eine Mannschaft ein Schock“, meint Trainer Markus Anfang anschließend auf der Pressekonferenz.

Wie kam Dynamo zurück?

Die Mannschaft erholte sich von diesem Rückschlag relativ schnell. „Wir hatten viel Ballbesitz, haben wenig zugelassen, haben Strafraumszenen kreiert, hatten Chancen“, betont Anfang. Der Ausgleich fällt in der 30. Minute. Nach einem Eckball wird im Strafraum Stefan Kutschke von Ex-Dynamo Pascal Sohm zu Boden gerungen.

Schiedsrichter Florian Heft zögert keine Sekunde und zeigt auf den Elfmeterpunkt. „Ich nehme ihn auf, wie es im Fußball 100-mal vorkommt, er packt mich und lässt sich auf die Seite fallen, reißt mich mit runter, ich konnte gar nichts machen“, schätzte Sohm die Szene ein.

Stefan Kutschke jubelt nach seinem Tor zum 2:1.
Stefan Kutschke jubelt nach seinem Tor zum 2:1. © dpa/Robert Michael

Arslan haut den anschließenden Strafstoß humorlos unten links ins Eck. Beim Jubeln sind dann zu viele Emotionen im Spiel. Mit hämischen Gesten zeigt sich der Top-Torjäger vor den gegnerischen Fans, sieht dafür Gelb.

Auch Kutschke wird nach einer Auseinandersetzung mit Mannheims Trainer Christian Neidhardt verwarnt. Es ist seine zehnte in dieser Saison. Damit fehlt der Stürmer nächste Woche beim nächsten Spitzenspiel gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg.

Ahmet Arslan verwandelt einen Elfmeter zum 1:1.
Ahmet Arslan verwandelt einen Elfmeter zum 1:1. © dpa/Robert Michael

Mit diesem Wissen im Hinterkopf erzielt der Stürmer in Halbzeit zwei den Dresdner Siegtreffer. Eigentlich steht Manuel Schäffler schon zur Einwechslung für den gebürtigen Dresdner bereit, da dribbelt plötzlich Kyu-Hyun Park dribbelt durch den Mannheimer Strafraum, wird mehrfach gefoult, kann aber Jakob Lemmer auf dem rechten Flügel in Szene setzen. Die Flanke von Lemmer landet direkt auf dem Kopf von Kutschke, der den Ball problemlos ins Tor bugsiert. Der Jubel vor dem K-Block kennt fast keine Grenzen.

Wie war die Stimmung im Stadion?

Die aktive Fanszene hatte eine gigantische Choreografie angekündigt, am Ende war es nicht nur eine, sondern gleich mehrere. Vor dem Spiel gedachten Fans dem 70. Vereinsjubiläum. Die rund 28.000 Heimfans beteiligten sich daran und hielten Kunststoffbanner in den Vereinsfarben hoch. Über dem K-Block rollten sich zudem nacheinander zwei riesige Blockfahnen mit Dynamo-Logo und einem Spruchband mit der Aufschrift "70 Jahre der Stolz von Dresden" aus.

Spieler und Trainer fanden anschließend kaum Worte dafür. „Ich habe immer noch Gänsehaut“, sagte Kapitän Tim Knipping. „Eigentlich, denkt man, dass bei dem Verein und diesen Fans nicht mehr kommen kann, aber hier gibt es nach oben keine Grenzen. Unfassbar, was heute auf den Rängen passiert ist.“ Und Anfang meinte: „Es war Wahnsinn. Es ist beeindruckend, was unsere Fans machen. Ich habe dann Gänsehaut, weil es etwas Besonderes ist.“

Zum Beginn der zweiten Halbzeit organisierten die Anhänger dann die zweite Choreografie im K-Block. Über mehrere Minuten wurde zunächst eine Blockfahne ausgerollt. Nach dem Abrollen der Fahne trugen die Fans plötzlich einheitliche Kleidung in Schwarz, Gelb und Weiß. Dabei wurde auch schwarz-gelbe Nebeltöpfe gezündet.

Im Dresdner K-Block werden zum Beginn der zweiten Hälfte auch einige schwarz-gelbe Rauchtöpfe gezündet.
Im Dresdner K-Block werden zum Beginn der zweiten Hälfte auch einige schwarz-gelbe Rauchtöpfe gezündet. © dpa/Robert Michael

„Ich war ich froh, dass ich die Seitenwahl gewonnen hab, weil ich schon gehört habe, dass heute etwas passieren wird“, erklärte Knipping. „Ich musste in der zweiten Halbzeit zumindest kurz hoch schielen kann. Ich werde es mir morgen ganz in Ruhe noch einmal anschauen.“ Bereits vor dem Spiel hatte die aktive Fanszene einen Fanmarsch vom Goldenen Reiter bis zum Stadion organisiert.

Wo sah der gesperrte Trainer das Spiel?

Nach seiner vierten Gelben Karte war Anfang gesperrt und wurde vom Deutschen Fußball-Bund mit einem sogenannten Innenraumverbot belegt. Dieses begann eine halbe Stunde vor Anpfiff und endet eine halbe Stunde nach Abpfiff.

In dieser Zeit durfte sich Anfang weder im Innenraum noch in den Umkleidekabinen, im Spielertunnel oder im Kabinengang aufhalten und mit der Mannschaft weder unmittelbar noch mittelbar in Kontakt treten. Deshalb nahm Anfang weit weg vom Geschehen auf der Presstribüne ganz am Rand Platz. Neben ihm blieben zwei Plätze frei. Der Trainer wollte sich nicht den Vorfall aussetzen, gegen die Sperre zu verstoßen. „Wir haben gar keinen Kontakt gehabt und uns an alles gehalten“, versicherte Anfang.

Trainer Markus Anfang jubelt nach dem Sieg auf der Pressetribüne.
Trainer Markus Anfang jubelt nach dem Sieg auf der Pressetribüne. © dpa/Robert Michael

Nach Informationen von Sächsische.de hatte der DFB zwei Kontrolleure nach Dresden geschickt, um die Einhaltung der Sperre sicherzustellen. „Seien Sie aber versichert, dass dies (Kontrolle der Sperre, Anm. d. Red.) seitens des DFB gewährleistet ist“, hatte der Verband schriftlich auf eine Nachfrage von Sächsische.de geantwortet. Der Verein reagierte ebenfalls und stellte Anfang einen Wachmann zur Seite, damit niemand mit dem 48-Jährige in Kontakt tritt.

„Mit Florian Junge und Heiko Scholz habe ich zwei Top-Co-Trainer an meiner Seite. Ich kann mich da 100 Prozent drauf verlassen. Die Entscheidungen, die Flo und Scholle getroffen haben, hätte ich genauso getroffen. Die haben das klasse gemacht“, lobte Anfang seine Vertreter.

Was bedeutet der Sieg für die Tabelle?

Mit dem Sieg springt Dynamo zumindest bis zum Sonntag auf den Relegationsplatz, könnte dort aber noch von Saarbrücken wieder verdrängt werden, die auswärts beim SV Meppen spielen. Die gute Nachricht: Der Abstand zu den direkten Aufstiegsplätzen hat sich verringert. Wiesbaden kam gegen den MSV Duisburg nicht über ein 1:1 hinaus. In zwei Wochen kommt es dann in Dresden zum direkten Duell mit den Hessen.

„Wir konzentrieren uns auf das nächste Spiel. Wir könnten uns jeden Tag die Tabelle angucken, das wird uns aber keine Punkte bringen. Wir müssen die Spiele angehen und haben nun ein schweres Auswärtsspiel“, erklärte Anfang dazu. Nächste Woche reist Dynamo zum nächsten Spitzenspiel nach Freiburg, das mit der Bundesliga-Reserve nicht aufsteigen darf.