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1:1 gegen Schlusslicht Meppen: Dynamos alte Probleme

Gegen Meppen schafft es Dynamo nicht, eine Führung über die Zeit zu retten – und ist nur noch Tabellenelfter. Die Beteiligten suchen nach Erklärungen. Die Höhepunkte des Spiels im Video.

Von Daniel Klein
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Stefan Kutschke erzielte zwar die Führung, war nach dem Schlusspfiff aber bedient.
Stefan Kutschke erzielte zwar die Führung, war nach dem Schlusspfiff aber bedient. © dpa/Robert Michael

Dresden. Es lief bereits die Nachspielzeit, die Fans sangen und freuten sich über den in greifbare Nähe gerückten Heimsieg gegen den SV Meppen. Doch Marek Janssen erwies sich als Spaßbremse, erstickte jegliche Euphorie und schickte Dynamo mit seinem späten Ausgleichstor zurück ins problembelastete Jahr 2022, das die Dresdner eigentlich ganz schnell abhaken wollten.

Nach dem 1:1 im Heimspiel gegen das Drittliga-Schlusslicht ist der Optimismus der Winter-Vorbereitung, als die Schwarz-Gelben keines der Testspiele verloren, spielerische Fortschritte zeigten und Langzeitverletzte zurückkehrten, bereits wieder verflogen. Im neuen Jahr, so hatte es Trainer Markus Anfang als Ziel formuliert, soll vieles besser werden, eine Steigerung erkennbar sein. Von diesem Vorhaben ist Dynamo nach dem Auftakt weiterhin weit entfernt.

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Vielmehr setzt sich die Negativserie fort, das Remis vom Sonntag war das siebente Punktspiel in Folge ohne Sieg, Dynamo rutschte auf den elften Platz ab. Eigentlich hätte die Partie der Beginn einer Aufholjagd sein können, zumal das Spitzenduo aus dem Saarland, Elversberg und Saarbrücken, am Wochenende verloren hatte. „Wir brauchen in unserer Situation nicht nach oben schielen, sondern müssen darauf schauen, dass wir unsere Punkte holen“, meine Paul Will, der anstelle des auf der Bank sitzenden Tim Knipping die Kapitänsbinde trug. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge ist kleiner als der Rückstand auf die Aufstiegsplätze.

Das Unentschieden gegen Meppen als unglücklich zu bezeichnen, wäre Augenwischerei. Dynamo zeigte durchaus gute Offensivansätze, vor allem über die beiden Außen Akaki Gogia und Christian Conteh, doch es sprang viel zu wenig dabei heraus. Dieses Problem ist ein vertrautes. Die Dresdner hatten zwar mehr vom Spiel und auch mehr Chancen, die Gäste jedoch die klareren Möglichkeiten. Bei einem Schuss von Marius Kleinsorge lenkte Stefan Drljaca den Ball an den Pfosten, von dort sprang er an die Schulter des Keepers und ins Aus. Und kurz nach der Pause konnte sich Marvin Pourie aus fünf Metern die Ecke aussuchen, köpfte aber Drljaca an.

20 Minuten vor Schluss schien das Duell endlich in die erwartbare Richtung zu laufen. Der eingewechselte Stefan Kutschke erzielte die Führung, die Erleichterung auf dem Platz wie auf den Rängen war spürbar. Kurz danach hätte der Stürmer sogar auf 2:0 erhöhen können, doch dann stellte Dynamo das Fußballspielen plötzlich ein – so formulierte es Will: „Wir betteln dann ja regelrecht um den Gegentreffer.“ Meppens Winter-Neuzugang Janssen konnte die Eingabe auch noch völlig ungestört verwerten, der nächste Gegenspieler Robin Becker stand zu weit weg.

Da schlug der Ball ein: Torwart Stefan Drljaca (l.) und Robin Becker (r.) können das Tor zum 1:1 durch Meppens Marek Janssen nicht verhindern.
Da schlug der Ball ein: Torwart Stefan Drljaca (l.) und Robin Becker (r.) können das Tor zum 1:1 durch Meppens Marek Janssen nicht verhindern. © dpa/Robert Michael

„Das tut weh“, fasste Anfang den Auftakt nach er Winterpause treffend zusammen und lieferte eine Erklärung für den Einbruch nach der Führung. „Die Jungs hatten Angst, das Spiel noch herzuschenken“, erklärte der Trainer. „So standen sie sich selbst im Weg.“ Kutschke fand, dass die Mannschaft den Gegner „nicht mehr angelaufen“ habe wie zuvor. „Es war nicht mehr so die Intensität da. Wenn man etwas erreichen will, muss man das lernen.“ Verteidiger Claudio Kammerknecht hatte in den letzten Minuten eine Verkrampfung bei seinen Nebenleuten erkannt: „Das ist eine Folge der Hinrunde, in der auch so einiges schieflief.“ Ein Sieg hätte diese Verunsicherung vertreiben können. Hätte.

Meppen warf nach dem Rückstand alles nach vorn, wodurch sich zwangsläufig für die Dresdner Räume zum Kontern eröffneten. Genutzt wurden diese überhaupt nicht. Und in der Defensive war Dynamo „bereits vor dem Ausgleichstor nicht ganz sattelfest“, wie Verteidiger Kammerknecht selbstkritisch einschätzte. Die Reihe der Unzulänglichkeiten ist damit noch nicht zu Ende. Wie viele Gegner, die in Sachen Etat und individueller Stärke nicht ansatzweise mit dem Zweitliga-Absteiger mithalten können, war auch Meppen einen Zacken bissiger und konsequenter in den Zweikämpfen. „Andere Mannschaften sind dreckiger und ekliger als wir und uns da um einiges voraus“, erklärte Kutschke.

Diesen Punkt hatte auch TV-Experte Rudi Bommer vor dem Wochenende angesprochen. Sein Eindruck: „Viele Spieler haben die 3. Liga nicht so angenommen.“ Und deshalb sei Dynamo auch keine Spitzenmannschaft und kein Kandidat für den Aufstieg. Nach dem Sonntag will ihm da sicher kaum jemand widersprechen. Kammerknechts Erkenntnis des frustrierenden Jahresauftakts könnte man ebenfalls in diese Richtung interpretieren. „Das Spiel hat uns wieder mal aufgeweckt und gezeigt, dass man in der 3. Liga bei jedem Gegner aufpassen muss“, sagte der 23-Jährige.

Vize-Kapitän Will unternahm nach dem Schlusspfiff zumindest den Versuch, die Stimmung ein wenig aufzuhellen und Optimismus zu verbreiten. „Es hilft nichts, wenn wir nach dem ersten Spiel gleich wieder alles hinterfragen. Einige spielerische Ansätze aus der Vorbereitung waren zu sehen“, fand er und empfahl: „Positiv bleiben.“ Leicht fällt das nicht.