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Darum lässt Dynamo jetzt eine Drohne fliegen

Bei den Trainingseinheiten von Dynamo nutzt Markus Anfang die technische Hilfe von oben, um eine andere Perspektive zu bekommen. Eingesetzt werden Drohnen im Fußball aber auch zur Spionage.

Von Daniel Klein
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Helfer aus der Luft setzt Dynamo beim Training ein.
Helfer aus der Luft setzt Dynamo beim Training ein. © Jan Huebner

Dresden. Die Zeiten, in denen beim Profifußball einzig ein Trainer und sein Assistent auf dem Trainingsplatz standen und die Einheiten leiteten, sind lange vorbei. Inzwischen ist ein ganzer Stab beschäftigt. Bei Dynamo gibt es einen zweiten Co-Trainer, einen Torwarttrainer, einen Athletiktrainer, einen Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten – sowie einen Videoanalysten. Timon Klasen filmt die Übungen und Spielformen aber nicht nur mit einer Kamera von der kleinen Tribüne im Dresdner Vereinszentrum aus, er steuert immer wieder auch eine Drohne. Training aus der Vogelperspektive. Wirklich neu ist die technische Hilfe jedoch nicht.

In Kiel, seiner ersten Profi-Station als Trainer, fing Markus Anfang damit an, Einheiten aus erhöhten Positionen aufnehmen zu lassen. „Das nannte sich Coaching Eye, die Kamera war an einem Flutlichtmast befestigt und man bekam eine seitliche Perspektive auf das Geschehen“, erinnert er sich. Beim 1. FC Köln kamen Kollegen vom FC-TV auf Anfang zu und sagten, dass sie eine Drohne hätten. Der Chefcoach ließ sie fliegen und staunte hinterher. „Die Aufnahmen und vor allem die Perspektive waren sehr wertvoll. Das konnte uns richtig helfen. Deshalb habe ich begonnen, damit zu arbeiten“, erklärt Anfang.

Auch bei seinen nächsten Stationen Darmstadt und Bremen vertraute er auf die Hilfe von oben – und setzt die nun bei Dynamo ein. „Die Jungs können mit Bildern aus dieser Perspektive viel besser begreifen, wie sie sich bewegen und wo sich Räume ergeben“, findet der Cheftrainer. „Wir können ihnen so eine bessere Rückmeldung geben. Das ist also kein Aktionismus von uns. Jede Sache, die uns besser macht, nehme ich dankend an.“

Verantwortlich für die Bedienung der Drohne ist Videoanalyst Klasen, der vor gut einem Jahr vom MSV Duisburg kam, wo er Assistenztrainer bei der U16 war. „Timon macht das sehr gut. Er kann auch gleichzeitig Szenen rausschneiden und aufbereiten“, meint der 48-jährige Anfang und fügt schmunzeln an: „Ich kann das nicht, wahrscheinlich muss man dafür jünger sein.“ Klasen ist 26. Eingesetzt werden die Videoschnipsel, die er zusammenstellt, vor allem bei der Spielvorbereitung. „Da schauen wir, wie wir den Jungs so gut wie möglich etwas vermittel können – und das eben auch durch Drohnenbilder“, so Anfang.

Der Blick von Markus Anfang geht nach oben – an die Tabellenspitze? Oder zur Drohne?
Der Blick von Markus Anfang geht nach oben – an die Tabellenspitze? Oder zur Drohne? © dpa/Robert Michael

Bei den Spielen steht Klasen dann oben auf der Tribüne, filmt die gesamten 90 Minuten mit einer Kamera und steht im Funk-Austausch mit Dynamos Bank. Das ist ebenfalls eine Frage der Perspektive. „Es kann schon ganz hilfreich sein, eine Rückmeldung von oben zu bekommen“, meint Anfang. Die Sicht vom Trainerstuhl ist eine völlig andere. Wobei Anfang den kaum nutzt. Er müsse stehen, um etwas zu erkennen, sagt er. Und um besser coachen zu können. Deshalb ist er auch kein Fan der englischen Trainerbänke, die zwar höher angeordnet, aber auch weiter weg sind von der Seitenlinie.

In der Halbzeitpause setzt Anfang, wenn nötig, Klasens Videosequenzen ebenfalls ein. „Das passiert selten, kommt aber schon mal vor“, so der Trainer. Überfordern mit Infos und Bildern will er seine Spieler auch nicht. „Letztlich müssen sie die Entscheidungen auf dem Platz in Bruchteilen von Sekunden selber treffen. Es sind ja keine Roboter.“

Drohnen werden mitunter nicht nur gestartet, um die eigene Mannschaft zu filmen. Im Dezember 2018 wurde ein Scout von Werder Bremen dabei erwischt, wie er beim Abschlusstraining von 1899 Hoffenheim eine Drohne aufsteigen ließ. Spionage im Profifußball. Auch bei einigen Dynamo-Partien kommen Drohnen zum Einsatz – allerdings nicht, um das Geschehen auf dem Rasen zu filmen. Die Polizei nutzt sie bei Hochrisikospielen, um die Fanlager zu beobachten.