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Dynamos Double-Sieger Wolfgang Haustein gestorben

Er kam als Stürmer nach Dresden und feierte als Libero das erste Double im DDR-Fußball. Nach seiner Spieler-Karriere war Wolfgang Haustein Trainer bei Dynamo. Er wurde 80 Jahre alt.

Von Daniel Klein
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Der gelernte Stürmer Wolfgang Haustein wurde bei Dynamo zum Libero ungeschult.
Der gelernte Stürmer Wolfgang Haustein wurde bei Dynamo zum Libero ungeschult. © dpa/Picture Alliance/ ZB | Hanns-Peter Beyer

Dresden. Er war keiner aus der ersten Reihen, kein Ehrenspielführer, keiner, nach dem Tribünen benannt wurden. Doch in der Geschichte von Dynamo Dresden war Wolfgang Haustein trotzdem ein ganz wichtiger - als Spieler wie als Trainer. Am Donnerstagmorgen ist er im Alter von 80 Jahren gestorben, wie sein Ex-Verein mitteilte.

Mit seinen 315 Pflichtspiel-Einsätzen für die Gelb-Schwarzen steht er in dieser Statistik ganz weit oben, dabei war sein Wechsel nach Dresden und zu Dynamo eher ein Zufall. In Marienberg geboren, ging er 1955 auf die Kinder- und Jugendsportschule in Klingenthal, wollte Skispringer werden. Dort lernte er den späteren Dynamo-Trainer Gerhard Prautzsch und den späteren Vereinsvorsitzenden Horst Rohne kennen. Das Trio spielte in der Freizeit leidenschaftlich gern Fußball und meldete sich später bei Aufbau Klingenthal an. Dort wurden sie entdeckt und nach der 11. Klasse nach Dresden delegiert.

1961 absolvierte er beim 4:0-Erfolg gegen den SC Fortschritt Weißenfels sein erstes Punktspiel für Dynamos Männerschaft - und das als Libero, obwohl er in Klingenthal noch Mittelstürmer war. "Ich habe immer bedauert, dass ich so selten mit nach vorn gehen durfte. Aber die Trainer wollten es so. Selbst bei Freistößen oder Eckbällen musste ich hinten bleiben, obwohl ich kopfballstark war", erinnerte er sich.

Sein erstes von nur zwei Pflichtspieltoren erzielte er so erst drei Jahre nach seinem Debüt. "Ich durfte aus taktischen Gründen nur bis zur Mittellinie. Also habe ich einfach mal draufgehalten, mit Windunterstützung flog der Ball ins Tor." Zum 1:0-Sieg in Wolfen. Mit Dynamo gewann er 1971 das erste Double der Vereinsgeschichte aus Meisterschaft und Pokalsieg, 1973, zum Abschluss seiner Karriere, gewann er noch mal die Meisterschaft der DDR-Oberliga.

Besprechung beim Training in den 1970er-Jahren (v.l.): Trainer Walter Fritzsch, Horst Rau, Meinhard Hemp und Wolfgang Haustein.
Besprechung beim Training in den 1970er-Jahren (v.l.): Trainer Walter Fritzsch, Horst Rau, Meinhard Hemp und Wolfgang Haustein. © SZ-Archiv

Mit 32 Jahren war Schluss, er wechselte als Trainer in den Nachwuchs, betreute zwei Jahre Dynamos Knaben. Dann beförderte ihn Rohne in die Vereinsleitung, erst zum stellvertretenden Vorsitzenden, wenig später zum Cheftrainer. Doch eine Mannschaft bekam er nicht. "Es gab von den Kindern bis zu den Männern vier Förderstufen. Ich war für alles verantwortlich, von der Organisation bis zur Erstellung der Trainingspläne", erklärte er vor einigen Jahren. "Heute nennen sich solche Leute wohl Sportdirektoren."

Mehr Spaß machte ihm aber die richtige Arbeit als Trainer, 1984 stieg er mit der zweiten Mannschaft von Dynamo in die DDR-Liga auf, von 1986 bis 1988 war er unter Eduard Geyer Co-Trainer in der Oberliga. Als Reinhard Häfner Hausteins Posten übernahm, verließ er Dynamo, wurde Trainer bei Wismut Gera.

Nach der Wende konnte der Verein keinen hauptamtlichen Trainer mehr bezahlen, Haustein sattelte um und wurde Versicherungsvertreter, bis er 2005 in Rente ging. Nebenbei war er Trainer beim Meißner SV 08 und Heidenauer SV, zum Schluss Nachwuchsleiter beim Dresdner SC.

"Es bleibt unvergessen, wie er unter Trainer Walter Fritzsch ein fester Bestandteil des berühmten Dresdner Kreisels und an dem Aufbruch in eine besonders glanzvolle Ära unserer Vereinsgeschichte beteiligt war", würdigte ihn Dynamo-Präsident Holger Scholze in einem Nachruf des Vereins.