Aue. Fan-Wut, Bengalos, Böller und eine Attacke auf Zwickaus Torschützen - der Derby-Frust und ein miserabler Saisonauftakt im Erzgebirge sitzt tief. Zweitliga-Absteiger Aue verliert gegen den FSV Zwickau mit 0:1 - und ist als Aufstiegskandidat weiterhin punktlos Tabellenletzter. Es könnte zugleich das letzte Spiel von Cheftrainer Timo Rost gewesen sein.
Das erste Westsachsen-Derby seit über sechs Jahren geht indes an Zwickau, es ist seit 24 Jahren überhaupt der erste Sieg in Aue. Beim selbsternannten Kumpelverein lagen dann schon vor dem Ende der Partie die Nerven blank. Aus dem Auer Fanblock wurden zehn Minuten vor Abpfiff Rauchtöpfe, Böller und Bengalos auf das Spielfeld geworfen. So vollmundig sich die Gastgeber vor dem Derby präsentierten, nach der Pleite wurden Interview-Anfragen vom TV-Sender Magenta Sport, der live übertrug, in der aufgehitzten Atmosphäre abgelehnt.
Zwickaus Trainer Joe Enochs sagte: „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben uns heute viel vorgenommen. Wir hatten bisher auswärts noch kein Tor und keinen Punkt. Wir wollten heute eine stabile Leistung und damit konnten wir Aue auswärts schlagen. Das war sehr wichtig für uns heute.“ Der Zwickauer Davy Frick sprach danach von Gänsehaut angesichts eines überragenden Derbysiegs. Er sei überglücklich. „Trotzdem muss man sagen, das sind heute keine schönen Bilder (Ausschreitungen der Auer Fankurve, Anm. d. Red.). Ich wünsche Aue trotzdem, auch wenn es momentan nicht gut aussieht, alles Gute“, sagte Frick.
Das Tor des Tages erzielte Johan Gomez in der 14. Minute. „Das fühlt sich super an. Dieses Spiel heute war sehr wichtig für uns. Und das Tor war bisher das wichtigste Tor in meiner Karriere“, so Gomez. Nach dem Interview wurde er fast von einem Aue-Fan attackiert, weil er nach seinem Treffer provokant beim Aue-Fanblock gejubelt hatte. „Macht man nicht“, meinte sein Trainer Enochs später. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich wie ein Profisportler benehmen soll.“
Unter Pfiffen gingen die Auer bereits zur Pause vom Platz, ein Aufbäumen gab es auch nach dem Wiederanpfiff nicht. Zwickau hätte erhöhen müssen: Der eingewechselte Can Coskun vergab in der 74. Minute freistehend aus wenigen Metern vor dem leeren Tor. In der Schlussminute zündeten Fans dann massiv Pyrotechnik, die auch den Zwickauer Maximilian Jansen traf. Unmittelbar danach pfiff Deniz Aytekin die Begegnung ab.
Zwar stärkte Aue-Boss Leonhardt seinem Trainer zuletzt noch demonstrativ den Rücken. Doch die Mechanismen des Geschäfts sind gerade im Erzgebirge bestens bekant. Zuletzt scheiterte das Drei-Monate-Projekt mit Aleksey Shpilevski. Auch Aushilfscoach Marc Hensel musste schnell gehen. Seit dem Weggang von Domenico Tedesco im Sommer 2017 folgten bis zu Rost neun Trainer inklusive Interimslösungen in Aue.
Einen Paukenschlag gab es auch in Elversberg. Der Aufsteiger hat die Tabellenführung erobert - mit einem unerwartet deutlichen 4:1-Sieg gegen den bisherigen Spitzenreiter 1860 München. „Das war eine tolle Leistung meiner Mannschaft. Heute war’s besonders, weil uns Sechzig als Tabellenführer richtig was abverlangt hat“, sagte Elversbergs Trainer Horst Steffen bei Magenta Sport. Bei 1860-Coach Michael Köllner lagen derweil die Nerven im Spiel blank. Er schubste einen Offiziellen am Spielfeldrand aus der Coaching-Zone, nachdem ein Treffer der Münchner wegen Abseits nicht gegeben worden war.