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Ex-Dynamo ist jetzt Nationaltrainer

Martin Stocklasa trifft mit Liechtenstein in der WM-Quali im Herbst auf Deutschland. Bei dem Los hat er auch an seine Zeit in Dresden gedacht, wie er jetzt erzählt.

Von Sven Geisler
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Martin Stocklasa spielte zwei Jahre bei Dynamo Dresden, jetzt ist er Nationaltrainer in Liechtenstein.
Martin Stocklasa spielte zwei Jahre bei Dynamo Dresden, jetzt ist er Nationaltrainer in Liechtenstein. © Robert Michael

Dresden/Vaduz. Es war keine besonders erfolgreiche Zeit für Martin Stocklasa. Zwei Jahre spielte der Fußball-Profi aus Liechtenstein bei Dynamo in Dresden, war mit damals 27 Jahren im Sommer 2006 vom FC Vaduz gekommen. Mit dem Verein hatte er in der zweiten Liga in der Schweiz gespielt, dorthin wollte er nun auch in Deutschland. Doch die Hoffnung, mit den Schwarz-Gelben, die zuvor unglücklich abgestiegen werden, gleich wieder nach oben zu kommen, erfüllte sich nicht.

Vielmehr landete Stocklasa in seiner ersten Saison mit Dynamo auf Platz sieben in der Regionalliga, in der zweiten schaffte die Mannschaft gerade so die Qualifikation für die neue 3. Liga. Insgesamt bestritt er 62 Spiele und erzielte zwei Tore. Seit Dezember 2020 ist der Ex-Dresdner nun Nationaltrainer in Liechtenstein und trifft in der Qualifikation für die WM 2022 unter anderem auf Deutschland. "Über dieses Los habe ich mich sehr gefreut. Ich bin mit Bundesligaspielen aufgewachsen und war schon als kleines Kind in deutschen Stadien", sagt Stocklasa in einem Gespräch für das Internetportal des Weltverbandes FIFA.com - und er fügt ausdrücklich hinzu: "Meine Zeit in Dresden möchte ich darüber hinaus auch nicht missen."

Er geht nicht näher darauf ein, aber es lässt sich vermuten, dass sie für ihn besonders lehrreich gewesen ist - weniger fußballerisch als vielmehr menschlich. Damals erlebte er mit Peter Pacult, Norbert Meier und Eduard Geyer drei Trainer. Letzterer setzte ihn als Kapitän ab und bestimmte Maik Wagefeld zum Nachfolger. Darauf hatte sich die Mannschaft getroffen, eigentlich, um sich beim Bier für den Abstiegskampf zusammenzuraufen. Stattdessen verfestigten sich die Fronten, es gab mindestens zwei Lager. Wagefeld verzichtete daraufhin auf das Kapitänsamt, weil die Mitspieler nicht geschlossen hinter ihm standen.

Den Job, den einst auch Ralf Loose hatte

Eine turbulente Zeit und für Stocklasa sicher eine besondere Erfahrung. Der Defensivspieler setzte seine Karriere bis 2014 beim SV Ried in Österreich und dem FC St. Gallen in der Schweiz erfolgreich fort, arbeitete anschließend als Nachwuchscoach und seit 2017 für den Fußballverband seines Heimatlandes - nun ist er der erste Liechtensteiner als Nationaltrainer. In der Vergangenheit war unter anderem Ralf Loose, der mit Dynamo 2011 den Aufstieg in die zweite Liga schaffte, fünf Jahre dort tätig.

Martin Stocklasa (r.) war während seiner Zeit bei Dynamo Dresden von 2006 bis 2008 zwischenzeitlich sogar Kapitän - allerdings auch oft enttäuscht. Genau wie hier Ronald Wolf (M.) und Patrick Wuerll.
Martin Stocklasa (r.) war während seiner Zeit bei Dynamo Dresden von 2006 bis 2008 zwischenzeitlich sogar Kapitän - allerdings auch oft enttäuscht. Genau wie hier Ronald Wolf (M.) und Patrick Wuerll. © Robert Michael

"Eine Nationalmannschaft trainieren zu dürfen, ist schon ein Ausrufezeichen. Für mich ist es zweifelsohne die größte Herausforderung meiner noch jungen Trainerkarriere und etwas ganz Besonderes", sagt der 41 Jahre alte Stocklasa jetzt in dem Interview. "Es ist eine Riesenehre mit großen Ambitionen und Zielen."

Dabei profitiert er nach eigener Aussage sogar von der Corona-Pandemie, weil ich die Mannschaft, die überwiegend aus Amateuren besteht, über einen längeren Zeitraum zusammen habe". So intensiv werde er danach wahrscheinlich nicht mehr auf seine Mannschaft einwirken können. Dennoch sei es für die Spieler hart, weil sie eben im Amateurbereich derzeit keine Spiele bestreiten können.

Trotzdem müssen sie sich auf die WM-Qualifikation vorbereiten. Außer der DFB-Elf sind Rumänien, Island, Armenien und Nordmazedonien ab März die Gegner. "Trotz der Minikrise ist Deutschland für mich in Europa und der Welt immer noch das Nonplusultra", sagt Stocklasa. "Gegen Deutschland und Rumänien wird es sicherlich schwer, aber die anderen Gegner können wir an guten Tagen vor größere Probleme stellen und vielleicht etwas mitnehmen. Wir wollen in dieser Gruppe Punkte holen."

"Gegen Deutschland hoffentlich vor Zuschauern"

Seine Hoffnung: "Im September können wir dann hoffentlich vor Zuschauern gegen Deutschland spielen." Das Hinspiel findet am 2. September in Vaduz statt, das Rückspiel ist für den 11. November angesetzt.

Stocklasa setzt als Trainer auf "Physis, Spielgeschwindigkeit, Rhythmus". Und darauf, dass die Spieler ihre Komfortzone verlassen, wie er sagt. "Wir haben hier großartige Bedingungen, aber um sich verbessern, muss man woanders hingehen, um sich dort mit den Besten zu messen. Zum Glück ändert sich die Mentalität in den letzten Jahren. Immer mehr junge Spieler wollen ihre Erfahrungen im Ausland machen." So wie er damals auch bei Dynamo. Das helfe dem ganzen Team - wie damals, als das kleine Liechtenstein seinen größten Erfolg feierte.

In der WM-Qualifikation für die WM 2006 gelang dem Fürstentum im Oktober 2004 ein sensationeller Punktgewinn gegen Portugal, den amtierenden Europameister. Dabei drehte Stocklasa, der insgesamt 113 Länderspiele bestritt, mit seinem Team sogar einen 0:2-Rückstand. "So etwas bleibt hängen. Das Stadion war voll und man spielt gegen Cristiano Ronaldo, Luis Figo und andere Weltstars. Man denkt, dass sie Favorit auf den Titel sind. Und dann merkt man schnell, dass die einen nicht ernst nehmen", erinnert sich Stocklasa an das wohl spektakulärste Spiel seiner Karriere, das er noch einmal schildert: 2:0 liegt Portugal vorne und dann kommt dieser Moment, den man braucht: Anschlusstreffer. Hier geht was! Was im Anschluss passiert, kann man nicht beschreiben. Das 2:2 fällt, die Welt ist auf dem Kopf gestellt und ganz Europa kannte Liechtenstein."

Das müsse Ansporn für seine Spieler sein, auch wenn Stocklasa realistisch denkt: "Jeder Punkt in einer EM- oder WM-Qualifikation ist eine Sensation."

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