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Erfolgreich, aber glanzlos: Orban lässt Leipzig jubeln

Die Rasenballer feiern dank später Tore gegen Wolfsburg den dritten Ligasieg in Serie. Ex-Trainer Jesse Marsch gewährt indes emotionale Einblicke.

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Willi Orban leitete mit seinem Treffer zum 1:0 den Leipziger Sieg ein.
Willi Orban leitete mit seinem Treffer zum 1:0 den Leipziger Sieg ein. ©  dpa/Jan Woitas

RB Leipzig hat wieder gepunktet und die sportliche Krise beim VfL Wolfsburg weiter verschärft. Das aufopferungsvoll kämpfende Team von Florian Kohfeldt verlor am Sonntag mit 0:2 beim Vizemeister und wartet nun seit elf Pflichtspielen auf einen Sieg. Der Relegationsrang ist noch zwei Punkte entfernt.

Die erneut glanzlosen Sachsen fuhren indes unter Cheftrainer Domenico Tedesco den dritten Meisterschaftssieg in Serie ein. Willi Orban erzielte in der 76. Minute vor zugelassenen 1.000 Zuschauern in der Red-Bull-Arena die Führung, Josko Gvardiol machte alle Rest-Hoffnungen der Gäste mit seinem Tor an seinem 20. Geburtstag in der 84. Minute endgültig zunichte. „Das Gesicht, was wir jetzt zeigen, ist unser wahres Gesicht“, sagte Mittelfeldspieler Kevin Kampl nach dem Abpfiff. „Das war ein sehr guter Monat“, lobte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

„Es ist extrem enttäuschend für uns und frustrierend“, sagte dagegen Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer. Den Trainer infrage stellen wollte Schäfer aber nicht. In der Länderspielpause soll Kohfeldt die Mannschaft auf das eminent wichtige Spiel gegen den erstarkenden Tabellenletzten SpVgg Greuther Fürth vorbereiten. „Es ist auch so, dass wir gemeinschaftlich durch diese Phase durchgehen wollen“, betonte Schäfer und antwortete beim Sender DAZN auf eine entsprechende Frage mit einem klaren Ja.

RB wegen Dörner mit Trauerflor

Im Duell der beiden Jahrgangsbesten beim DFB-Trainerkurs nahm Tedesco drei Wechsel im Vergleich zum 2:0 im DFB-Pokal gegen Rostock vor. Unter anderem setzte er auf Youngster Hugo Novoa neben Stürmer André Silva. Kohfeldt brachte für den gelbgesperrten Renato Steffen Aster Vranckx. Er setze in der kritischen Phase auf Stabilität. „Jede Woche neu zu korrigieren, kann nicht der Weg sein“, betonte er vor dem Spiel beim TV-Sender DAZN. Man müsse die dominanten Phasen von RB auch mal aushalten, forderte er.

Die wie die Gäste nach dem Tod von Hans-Jürgen Dörner in Trauerflor spielenden Leipziger begannen spielbestimmend mit viel Ballbesitz. Doch viel kam zunächst nicht raus. Die erste Torchance hatte Novoa (18.) mit einem Distanzschuss, den Koen Casteels parierte. Die Wolfsburger schirmten ihren Sechzehner ab. Aufgrund der hoch aufrückenden RB-Defensive boten sich dem VfL immer wieder Konterchancen, diese wurden jedoch leichtfertig verspielt.

Die Gäste wurden mutiger, bekamen mehr Spielanteile und hatten bei einem Freistoß von Vranckx (38.) die Chance zur Führung. Doch Peter Gulacsi wehrte den Direktschuss aus 25 Metern zur Ecke ab. Gleich danach war der ungarische Nationalkeeper erneut zur Stelle und parierte aus Nahdistanz – wieder gegen Vranckx. Das plötzliche Plus an Chancen gefiel Kohfeldt, der mit dem Halbzeitpfiff emotional alle Spieler abklatschte.

Marsch berichtet von Krebs-Erkrankung seiner Frau

Nach dem Wechsel war die fußballerisch magere, aber umkämpfte Partie völlig offen. Beide Teams machten im Spielaufbau zu viele Fehler. Tedesco setzte in der 55. Minute mit Lukas Klostermann, Dani Olmo und Tyler Adams neue Akzente. Das zeigte Wirkung.

Willi Orban (58.) jagte den Ball aus Nahdistanz ins Netz, doch es war Abseits. Nach gut einer Stunde drückte RB und erhöhte den Druck. Nach einem Kopfball von Silva an den Pfosten drückte Orban den Ball aus eineinhalb Metern ebenfalls per Kopf erneut über die Linie – und der Treffer galt, ehe Gvardiol nachlegte – bestätigt durch den Videobeweis. Für Kohfeldt bleibt Leipzig damit ein schwieriges Pflaster. In der Bundesliga trat er fünfmal bei RB an und verlor jedes Mal.

Unterdessen hat Leipzigs Ex-Trainer Jesse Marsch erstmals von einem schweren privaten Schicksalsschlag vor seinem Amtsantritt bei RB Leipzig berichtet. Der im Dezember vom Vizemeister freigestellte Trainer sagte in einem Interview von dem Internetportal „The Athletic“, dass bei seiner Frau Kim kurz vor dem Start in Leipzig Brustkrebs diagnostiziert worden sei. „Wir hatten eine harte Zeit, weil wir nicht wussten, ob es behandelbar ist und wie viel Zeit sie noch haben würde. Letztlich hatten wir Glück und es war operierbar“, sagte der 48-Jährige. Eine Chemotherapie blieb seiner Frau erspart. „Ihr geht es jetzt gut“, sagte Marsch.

Jesse Marsch war bis Dezember 2021 RB-Trainer.
Jesse Marsch war bis Dezember 2021 RB-Trainer. © Archiv: dpa/Hendrik Schmidt

In den vergangenen Tagen besuchte Marsch seinen Lehrmeister Ralf Rangnick bei Manchester United. Bei der eigenen Jobsuche will sich der US-Amerikaner aber Zeit lassen. An Anfragen mangelt es nicht. „Es gab Interesse aus fünf, sechs Ligen. Auch aus der MLS, aber ich will in Europa bleiben“, sagte Marsch. „Ich war überrascht über das Interesse nach dem Scheitern in Leipzig. Ich war unsicher, wie die Leute darüber denken würden.“ (dpa)