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RB Leipzig mit guten Chancen auf Champions-League-K.-o.-Runde

RB Leipzig legt gegen Real Madrid wie entfesselt los und gewinnt am Ende mit 3:2. Doch das Weiterkommen ist noch nicht ganz sicher - anders sieht es bei Borussia Dortmund aus.

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Leipzigs Christopher Nkunku (l) jubelt nach seinem 2:0 mit Dominik Szoboszlai.
Leipzigs Christopher Nkunku (l) jubelt nach seinem 2:0 mit Dominik Szoboszlai. © Hendrik Schmidt/dpa

Von Frank Kastner, Nils Bastek und Heinz Büse

Leipzig. RB Leipzig hat mit einer eindrucksvollen Leistung Titelverteidiger Real Madrid entzaubert, den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League aber knapp verpasst. Die Sachsen fügten den Königlichen beim 3:2 (2:1) am Dienstagabend die erste Niederlage nach zuvor 16 Pflichtspielen ohne zu. Weil Schachtjor Donezk parallel aber 1:1 bei Celtic Glasgow spielte, ist Leipzig trotz drei Punkten Vorsprung auf die Ukrainer noch nicht durch.

Vor dem Spiel gedachten die Gastgeber mit tosendem Applaus Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. In einer Minute des Erinnerns wurden die Verdienste des verstorbenen Österreichers für den Klub gewürdigt. So schaffte man es "aus einer Schnapsidee" bis in die Königsklasse, wie der Stadionsprecher sagte. Kurz darauf brandete großer Beifall auf. Auf den Anzeigetafeln wurde das Bild eines lächelnden Mateschitz gezeigt.

Auf eine Schweigeminute und auf einen Trauerflor hatte der Club bewusst verzichtet. "Das ist was, was Herr Mateschitz sich nicht gewünscht hätte. Deswegen tun wir das nicht. Wir zeigen ein Bild und werden toll im Stadion applaudieren und ihm schöne Grüße nach oben schicken", hatte RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff bei DAZN kurz davor gesagt. "Es hat uns alle betroffen gemacht, auch mich persönlich", sagte Mintzlaff: "Ohne Herrn Mateschitz würden wir heute hier nicht stehen."

Vor Spielbeginn gedenken die Mannschaften dem Unternehmer und Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz.
Vor Spielbeginn gedenken die Mannschaften dem Unternehmer und Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz. © Hendrik Schmidt/dpa

Der österreichische Getränke-Milliardär war am vergangenen Samstag im Alter von 78 Jahren gestorben. Zu seinem Sport-Imperium gehören neben RB Leipzig und RB Salzburg unter anderem auch der Eishockey-Club Red Bull München sowie die Formel-1-Teams Red Bull und Alpha Tauri.

Nach dem Anpfiff schossen Josko Gvardiol (13. Minute), Christopher Nkunku (18.) und Timo Werner (81.) vor 45.228 Zuschauern die Tore für das Team von Trainer Marco Rose. Vinicius Júnior (44.) und Rodrygo (90.+4) per Elfmeter trafen für Real. Nächste Woche Mittwoch würde Leipzig im letzten Gruppenspiel ein Remis bei Schachtjor für den Einzug in die K.o.-Phase reichen.

Das Spiel war nicht mal 20 Minuten alt, da hämmerte Reals Welttorhüter Thibaut Courtois den Ball vor lauter Frust ins eigene Netz. Der Belgier ärgerte sich darüber, dass RB wie entfesselt loslegte. Nach einer Ecke in der 13. Minute hatte Courtois einen Kopfball von André Silva parieren können, den Abpraller köpfte dann aber Gvardiol ins Tor. Nur fünf Minuten später jagte Nkunku den Ball aus kurzer Distanz unter die Latte, von wo er zum 2:0 hinter die Linie prallte. Danach drosch ihn der frustrierte Courtois nochmal ins Netz. Nie zuvor hatte ein anderes Team in einem Gruppenspiel der Königsklasse zwei Tore gegen Real innerhalb der ersten 18 Minuten erzielt.

Star-Trio fehlt, Alaba nur auf der Bank

Es lief zunächst überhaupt nichts für den Titelverteidiger. Was auch daran lag, dass Leipzig richtig stark ins Spiel fand. Die Sachsen pressten den Gegner gewohnt hoch und erzwangen damit Ballgewinne. Anstatt sich respektvoll zurückzuziehen, stürmte RB mutig und entschlossen nach vorne. Die Gastgeber profitierten dabei auch von einer Mega-Rotation der bereits für die K.o.-Phase qualifizierten Königlichen. Ballon-D'Or-Gewinner Karim Benzema, Luka Modric oder Fede Valverde waren nicht mal mit nach Deutschland gekommen. Der Ex-Münchner David Alaba saß zunächst auf der Bank.

Trotzdem fand Real schleppend ins Spiel und übernahm im Verlauf der ersten Halbzeit die Kontrolle. Leipzig nahm das Tempo aus der Partie und leistete sich plötzlich Fehler im Umschaltspiel - und das rächte sich. Eine starke individuelle Aktion reichte den Gästen, um den Anschlusstreffer zu erzielen. Marco Asensio setzte sich im Strafraum schön durch und flankte ins Zentrum, dort köpfte Vinicius unbedrängt zum 1:2 ein.

Auch deshalb feuerte Rose seine Spieler von der Seitenlinie aus immer wieder an, ging mit, forderte eine höhere Aggressivität im Spiel gegen den Ball. Auch personell legte der Coach nach und brachte unter anderem den von einem Infekt genesenen Werner sowie Spaniens Nationalspieler Dani Olmo. Und Werner hatte gleich die große Chance zum 3:1. Nach einem Zweikampf mit Nationalteam-Kollege Antonio Rüdiger ging sein Schuss aber knapp vorbei. Wenig später machte Werner es besser. Nach Vorarbeit von Mohamed Simakan musste der Angreifer am zweiten Pfosten nur noch einschieben.

Unmittelbar vor dem Abpfiff kam Real dann nochmal ran. Nach einem Foul von Nkunku im eigenen Strafraum bekam Real Elfmeter, den Rodrygo verwandelte.

Borussia Dortmund punktet gegen ManCity

Manchesters Ex-Dortmunter Erling Haaland (l.) kämpft mit seinem ehemaligen Teamkameraden Emre Can um den Ball.
Manchesters Ex-Dortmunter Erling Haaland (l.) kämpft mit seinem ehemaligen Teamkameraden Emre Can um den Ball. © Bernd Thissen/dpa

Einen Schritt weiter als RB ist Borussia Dortmund. Der BVB nutzt den zweiten Matchball im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale mit dem 0:0 über das Starensemble von Manchester City um den ehemaligen BVB-Profi Erling Haaland. Zwei Wochen nach der verpassten ersten Chance an gleicher Stätte gegen Sevilla (1:1) gab es für das Team von Trainer Edin Terzic diesmal vor 81.000 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion ein vorzeitiges Happy End. Weil das direkte Duell mit den Spaniern (4:1/1:1) gewonnen wurde, ist das letzte Gruppenspiel am kommenden Mittwoch in Kopenhagen bedeutungslos. Ein Jahr nach dem peinlichen Vorrunden-Aus kann der Revierclub wieder mit üppigen Mehreinnahmen rechnen.

Anders als die Borussia konnte es sich der Tabellenführer der Gruppe G aus England leisten, Stars wie Kevin de Bruyne zu schonen, der zunächst nur auf der Bank saß. Für Stammkeeper Ederson kam der ehemaligen Bielefelder Stefan Ortega zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz. Der Verzicht von Trainer Pep Guardiola auf einige Leistungsträger machte es dem Revierclub etwas leichter. Auch ohne Kapitän Marco Reus und Flügelflitzer Donyell Malen erwischte er einen munteren Start und versuchte, dem Favoriten mit Tempofußball Paroli zu bieten. Erstmals ins Wanken geriet die gegnerische Defensive, als Karim Adeyemi (16.) in aussichtsreicher Position zum Abschluss kam, aber mit einem zu schwachen Schuss an Ortega scheiterte.

Dass Manchester mit zunehmender Spielzeit seinen altbekannten Ballbesitzfußball durchsetzte, konnte die Borussia verschmerzen. Schließlich stand die Abwehr stabil und hatte auch Haaland unter Kontrolle. Schwarz-Gelb verlegte sich aufs Kontern und hatte durch Giovanni Reyna (26.) die nächste Chance, die Ortega jedoch erneut entschärfte. Und hätte Youssoufa Moukoko neun Minuten später nach schönem Zuspiel von Adeyemi aus kurzer Distanz getroffen, wären die Gastgeber verdient in Führung gegangen. Drei Minuten vor der Halbzeit bot sich Moukoko erneut die Chance zur Führung. Doch wie schon zuvor bei Adeyemi und Reyna war der zu schwache Schuss kein Problem für Ortega.

BVB-Keeper Kobel pariert Elfmeter

Dagegen hatten die Gäste erst kurz vor dem Pausenpfiff ihre erste Möglichkeit, als Nathan Aké den Ball nach einem Freistoß von Phil Foden über das Tor köpfte. 6:3-Torschüsse zugunsten der Borussia spiegelten das Kräfteverhältnis bis zur Pause angemessen wider.

Dass Guardiola zur Halbzeit sogar den bis dahin unauffälligen Haaland auswechselte, sprach für die gelungene Taktik der Dortmunder. Sonderlich geschwächt wirkte Manchester jedoch nicht. Als Emre Can seinen Gegenspieler Riyad Mahrez im Strafraum zu Fall brachte und damit einen Foulelfmeter verursachte, war die Führung für die Gäste nahe: Doch Mahrez scheiterte trotz eines platzierten Strafstoßes an BVB-Keeper Gregor Kobel.

Auftrieb gab das dem Terzic-Team nur bedingt: Mehr und mehr geriet die Abwehr unter Druck, weil eigene Entlastungsangriffe ausblieben. Wie schon bei ihrem 2:1-Erfolg im Hinspiel übernahmen die Engländer in der Schlussphase die Kontrolle. (dpa)