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Forsberg bewahrt Leipzig vor Fehlstart in die Europa League

RB Leipzig kommt gegen Real Sociedad San Sebastián nicht über ein Remis hinaus und muss ums Weiterkommen bangen. Schlimmer erwischt es den BVB.

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Emil Forsberg jubelt über seinen erfolgreich verwandelten Elfmeter zum 2:2.
Emil Forsberg jubelt über seinen erfolgreich verwandelten Elfmeter zum 2:2. © dpa/Sebastian Kahnert

Von Franziska Breininger und Thomas Nowag

Leipzig. Vizemeister RB Leipzig hat einen Fehlstart in die Europa League dank der Nervenstärke von Emil Forsberg verhindert. Der Joker bewahrte die Mannschaft von Domenico Tedesco mit einem eiskalt verwandelten Foulelfmeter (82.) beim 2:2 (1:1) gegen Real Sociedad San Sebastian vor einer Pleite im Play-off-Hinspiel um den Einzug ins Achtelfinale. Im Kampf um das Ticket für die nächste Runde hat Leipzig beim Rückspiel in Spanien am 24. Februar noch alle Möglichkeiten.

Zuvor hatte Leipzigs Abwehrspieler Josko Gvardiol durch ein überflüssiges Handspiel einen Elfmeter verschuldet, den Schiedsrichter Cüneyt Cakir nach Videobeweis gab. Mikel Oyarzabal traf vom Punkt (64.). Robin Le Normand (8.) hatte die Gäste früh in Führung gebracht, den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Christopher Nkunku (30.) vor 21.113 Zuschauern in der heimischen Arena. Vergangene Woche hatte das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig eine Auslastung von 50 Prozent für die Partie erlaubt.

Unter Ex-Coach Jesse Marsch war RB in der Champions-League-Gruppenphase gescheitert, trotz des Abstiegs in die Europa League hatte Tedesco vor der Partie gegen San Sebastian betont: "Das ist ein internationales Spiel. Ein Wettbewerb, der aus meiner Sicht sehr lukrativ und attraktiv ist." Während die Leipziger in der Bundesliga als Tabellenvierter derzeit wieder auf Königsklassen-Kurs sind, wolle man sich laut Tedesco in der Europa League "gut verkaufen".

Zwischenzeitlich verzweifelt: Leipzigs anderer Torschütze Christopher Nkunku.
Zwischenzeitlich verzweifelt: Leipzigs anderer Torschütze Christopher Nkunku. © dpa/Sebastian Kahnert

Das misslang zunächst jedoch. Obwohl Leipzig in den ersten Minuten mehr Ballbesitz hatte, nutzte Le Normand gleich die erste gute Gelegenheit für San Sebastian. Der Defensivspieler kam nach einer Flanke von Diego Rico frei zum Schuss. Die Gastgeber, die auf den erkälteten Abwehrchef Willi Orban verzichten mussten, drängten San Sebastian danach immer wieder tief in deren Hälfte. Gegen die kompakt stehenden Spanier kam RB jedoch nicht durch. Den Schuss von Konrad Laimer (23.) parierte Keeper Mathew Ryan problemlos.

Die Offensivbemühungen der Sachsen belohnte schließlich Nkunku, der nach einer Flanke von Angelino per Kopf traf. In der Folge bestimmte Leipzig weiter das Geschehen auf dem Platz. Die Spanier, bei denen RB-Leihgabe Alexander Sörloth in der Startelf stand, konzentrierten sich nun fast ausschließlich auf das Verteidigen.

Auch nach der Pause dominierten die Leipziger die Partie, Nkunku (54.) scheiterte an Torhüter Ryan. Die Gäste versuchten nun wieder häufiger Richtung gegnerische Hälfte zu kommen. Bei einem gegnerischen Eckball streckte Gvardiol die Hand in die Luft und verschuldete so den anschließenden Elfmeter, der nach Videobeweis gegeben wurde.
Leipzig steckte aber nicht auf und die Joker stachen: Nach einem Foul an Dominik Szoboszlai verwandelte Forsberg den Elfmeter zum Ausgleich sicher.

Dortmund geht gegen die Rangers unter

Zuvor hatte Dortumunds Sportdirektor Michael Zorc noch Minuten nach der Blamage tief enttäuscht auf der Ersatzbank gehockte, die Fans verabschiedeten Marco Reus und Co. mit lautstarken Pfiffen in die Kabine. Nach dem bitteren Champions-League-Aus hat Borussia Dortmund eine Etage tiefer die nächste Schmach erlebt. Der vermeintliche Titelfavorit verlor im Achtelfinal-Play-off der Europa League nach desolater Leistung mit 2:4 (0:2) gegen die Glasgow Rangers. Kommenden Donnerstag steht der BVB im Rückspiel im schottischen Hexenkessel Ibrox vor einer Herkules-Aufgabe.

Das 1.000. Heimspiel im Westfalenstadion, vom Verein vorab groß gefeiert, vermasselte sich der BVB selbst. Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou verschuldete den Handelfmeter zum 0:1 durch James Tavernier (38.), vor dem 0:2 von Alfredo Morelos (41.) verweigerte Kapitän Reus ein Kopfballduell, vor dem 0:3 ließ er den Torschützen John Lundstram (49.) laufen. Das 1:4 war ein Zagadou-Eigentor (54.). "Wir spielen viel unsinnigen Fußball. Wir haben uns nach unnötigen Ballverlusten wieder leichte Gegentore gefangen", sagte Mats Hummels bei RTL.

Wie begossene Pudel verlassen die Dortmunder Profis nach dem 2:4 gegen die Glasgow Rangers das heimische Spielfeld.
Wie begossene Pudel verlassen die Dortmunder Profis nach dem 2:4 gegen die Glasgow Rangers das heimische Spielfeld. © dpa/Bernd Thissen

Es zeigte sich vor 10.000 Zuschauern der altbekannte Dortmunder Sekundenschlaf in der Abwehr, den Trainer Marco Rose seiner Mannschaft unbedingt austreiben wollte. Jude Bellinghams Tor in der 51. Minute war zu wenig für den BVB, der den neuen Wettbewerb überhaupt nicht anzunehmen schien. Raphael Guerreiro (82.) ließ immerhin eine Resthoffnung.

Die "verlorenen 13 Millionen Euro" zurückzuholen, sollte neben dem letzten fehlenden Europapokal laut Ansage des BVB-Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke die Aufgabe der Mannschaft auf dem Weg Richtung Finale in Sevilla am 18. Mai sein. Etwas fußballromantischer formulierte es Michael Zorc: "Wir wollen Europa zeigen, dass wir weiter da sind."

Stadionsprecher Norbert Dickel begrüßte herzlich "Celtic Glasgow" - der Rangers-Block stöhnte auf. Dann nahm das Unheil seinen Lauf. Mit Tempo und Dominanz sollte das Team spielen, so hatte Rose es sich gewünscht. Zunächst aber war es Ballgeschiebe, ein erster Vorbote dessen, was folgen sollte.

Wie so oft fehlte der Borussia die Konsequenz im Abwehrverhalten. Ryan Kent überspielte links Hummels und Manuel Akanji, Torhüter Gregor Kobel musste gegen Joe Aribo retten (11.). Die Dortmunder Angriffe fanden ohne Erling Haaland, der immerhin wieder trainiert, keinen Zielspieler - bis Zagadou nach einer Ecke frei zum Kopfball kam, aber den Ball sehr kläglich traf (16.). Ansonsten erinnerte enorm vieles im BVB-Spiel an die Leistungen, die zum Champions-League-Aus geführt hatten.

Der Rangers Football Club, der das Glasgow gar nicht im Namen trägt, streute ab und an Pressingphasen ein, tat aber lange nicht übermäßig viel für die Offensive. Beinahe allerdings hätte der schottische Meister sich den Ball nach einem Reus-Hackentrick selbst reingelegt (33.) - dann schlug er doppelt zu: Den Elfmeter schenkte Zagadou den Rangers mit hoch erhobener Hand, Morelos schob bequem zum 0:2 ein.

In der zweiten Halbzeit setzte sich der Jubiläums-Albtraum mit dem 0:3 - und postwendend nach Bellinghams Fernschusstreffer - mit dem 1:4 fort. Auch die Dreifach-Einwechslung von Giovanni Reyna, Patenkind des Rangers-Coaches Giovanni van Bronckhorst, Youssoufa Moukoko und Steffen Tigges brachte kaum Besserung. (sid)