Was ist schlimmer im Fußball: zahllos vergebene riesige Torchancen oder immer wieder schlimme Abwehrfehler, die zu Gegentoren führen? Eine Antwort darauf zu finden, ist Donnerstagabend in Doha nicht nötig. Bei der deutschen Nationalmannschaft fehlt es hinten wie vorne, und das nicht nur in der alles entscheidenden Partie gegen Costa Rica. Eklatant offensichtlich geworden sind die Schwächen schon zum Auftakt bei der selbst verschuldeten Niederlage gegen Japan, die überhaupt erst für dieses Alles-oder-Nichts-Spiel am Ende gesorgt hat.
Dass die deutsche Mannschaft in der zweiten Hälfte dreimal den Pfosten traf, dass die zwischenzeitliche Führung der Mittelamerikaner strittig war, dass Spanien auch gegen Japan verlor und selbst vorm Ausscheiden stand – spielt in der Gesamtbewertung alles keine Rolle.
Deutschland hatte den Anschluss an die Weltspitze ohnehin längst verloren, inzwischen sind auch Gegner von mittelmäßigem Format echte Herausforderungen. In der aktuellen Verfassung muss man hinzufügen: Herausforderungen, denen diese Mannschaft – und in Katar spielen tatsächlich die besten deutschen Fußballer – nicht gewachsen ist. Es fehlt vor allem an einem Stürmer von Weltklasseformat ebenso wie an Außenverteidigern, die diesem Anspruch gerecht werden.
Chancen gegen Costa Rica hatte Deutschland in Unmengen, selbst ein vorab unwahrscheinlich klingendes 7 oder sogar 8:0 war möglich - wenn es nicht das beschriebene Dilemma gäbe mit den gravierenden Mängeln hinten und vorne.
Das erneute Ausscheiden Deutschlands nach der WM-Gruppenphase ist deshalb kein Zufall, sondern mehr noch als 2018 eines mit Ansage. Und trotz aller Unzulänglichkeiten eine riesige Blamage.