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Kommentar zur „One Love“-Binde: Protest muss wehtun

Die Fifa verbietet die mehrfarbige Kapitänsbinde und droht mit sportlichen Konsequenzen. Der Deutsche Fußball-Bund knickt ein und sendet ein verheerendes Signal, kommentiert Timotheus Eimert.

Von Timotheus Eimert
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© dpa

Der Deutsche Fußball-Bund ist eingeknickt vorm Fußballweltverband Fifa. Wie die Kapitäne sechs anderer europäischer Nationalteams sollte Manuel Neuer bei der WM in Katar eine spezielle Binde mit buntem „One Love“-Aufdruck tragen und damit ein Zeichen für Menschenrechte und Diversität sowie gegen Homophobie, Rassismus und Antisemitismus setzen.

Doch nach Druck der Fifa verzichten die Verbände nun auf das Tragen der „One-Love“-Binde. Das ist ein verheerendes Signal. Denn Werte, die sofort aufgegeben werden, wenn es ungemütlich oder schmerzhaft wird, sind wertlos.

Erst vor wenigen Tagen hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf noch erklärt, Sanktionen wie einer Geldstrafe in Kauf zu nehmen. Doch nun drohte der Weltverband mit sportlichen Konsequenzen wie einer Gelben Karte für die Kapitäne oder Punktabzug. Das war zu viel. Es ist nachvollziehbar, dass die Mannschaften diese Konsequenzen nicht riskieren wollen. Aber nur ein Zeichen zu setzen, wenn man nichts zu befürchten hat, ist kein Zeichen. Protest muss auch wehtun.

Bei der WM hat das am Montag die iranische Nationalelf beim Spiel gegen England bewiesen. Aus Solidarität für die landesweiten Proteste im Iran schwiegen die Spieler bei der Hymne. Seit Monaten gehen im Iran Menschen gegen die Regierung auf die Straße und protestieren für mehr Frauenrechte. Nun wird im Iran spekuliert, dass die Spieler gesperrt werden könnten. Ein ähnlich mutiges Zeichen zu setzen, hat der DFB verpasst.

E-Mail an Timotheus Eimert.