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Gröditzer Vereinschef hat schlaflose Nächte

Klaus Hirschnitz, Präsident des FV Gröditz, wünscht sich den Klassenerhalt. Den hat Trainer Stefan Minge auch im Visier. Ein Doppel-Interview.

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Trainer Stefan Minge vom FV Gröditz 1911 feuert beim Oktober-Heimspiel gegen Freital II seine Spieler an.
Trainer Stefan Minge vom FV Gröditz 1911 feuert beim Oktober-Heimspiel gegen Freital II seine Spieler an. © Christian Kluge

Gröditz. In der Fußball-Landesklasse Mitte ruht der Trainings- und Spielbetrieb vorerst bis zum 31. Dezember. Die 16 Mannschaften haben zwischen neun und elf Partien absolviert. Der VfB Fortuna Chemnitz führt die Tabelle mit 28 Punkten an, gefolgt vom SC Freital II (23). Der Meißner SV rangiert mit 17 Zählern auf Platz acht, der Tabellenzwölfte FV Gröditz 1919 hat lediglich elf Punkte auf dem Konto. Eine unbefriedigende Zwischenbilanz der Röderstädter, was auch Präsident Klaus Hirschnitz und Cheftrainer Stefan Minge – seit 1. Juli dieses Jahres im Amt – zum Ausdruck bringen.

Das Spieljahr ist bis Jahresende unterbrochen, es droht der dritte Saisonabbruch. Was geht Ihnen durch den Kopf?

Hirschnitz: Leider sind die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden und eine sportliche, faire Wertung der Saison rückt in weite Ferne. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass die Impfbereitschaft in breiteren Bevölkerungsschichten größer gewesen wäre und wir uns diese Situation hätten ersparen können. Der Sport an sich ist nun wahrlich nicht der Infektionstreiber, allerdings stehen wir hier vor einem gesamtgesellschaftlichen Problem. Dieses kann meiner Ansicht nach nur mit einer allgemeinen Impfpflicht gelöst werden.

Minge: Die Pause ist sehr ärgerlich. Ich glaube jeder hat gehofft, dass es dieses Jahr besser wird und wir endlich wieder eine „normale“ Saison spielen dürfen. Ich hätte mir gewünscht, dass der Sport etwas differenzierter betrachtet wird. Gegenwärtig existieren genügend Studien, dass das Infektionsrisiko bei Sportarten im Freien nicht hoch ist.

Stefan, Sie sind seit fünf Monaten Chefcoach der ersten Männermannschaft. Haben Sie noch Spaß an der Aufgabe?

Minge: Grundsätzlich gefällt mir diese Tätigkeit sehr gut. Der Wechsel vom Spieler zum Trainer hat natürlich etwas Zeit gebraucht, aber mittlerweile bin ich absolut angekommen in der neuen Rolle.

Und was sagt der Präsident?

Hirschnitz: Stefan ist ein engagierter und sehr ehrgeiziger Trainer. Wir sind überzeugt von seinen Qualitäten und seinem Umgang mit unserer sehr jungen Mannschaft. Dass es nicht ohne Rückschläge laufen wird, war uns von vornherein bewusst. Der moderne Fußball verlangt in vielen Nuancen eine andere Herangehensweise als noch vor Jahren. Ich bin mir sicher, wir sind da mit ihm auf einem guten Weg.

Elf Punkte hat der FV Gröditz 1911 auf dem Konto. Hätten es mehr sein können oder sogar müssen?

Minge: Definitiv. Ich bin mit dem Verlauf der Saison keinesfalls einverstanden. Wir haben viele Punkte liegenlassen, aber dafür gibt es Gründe.

Welche?

Minge: Wir haben es nicht geschafft, ein eingespieltes Team zu werden. Wir mussten von Spiel zu Spiel die Startelf wechseln. Die Trainingsbeteiligung wurde von Woche zu Woche schlechter, bedingt durch Verletzungen und teilweise leider auch fragwürdigen Gründen. Wir haben auch gesehen, dass unsere jungen Spieler noch nicht so weit sind, Führung auf dem Platz zu übernehmen und voranzugehen. Die Abhängigkeit von drei, vier Spielern, die so gut wie nie konstant gespielt haben, war offensichtlich und hat letztlich zu den ernüchternden Ergebnissen geführt.

Hat die Vereinsführung Möglichkeiten, beispielsweise eine höhere Trainingsbeteiligung einzufordern?

Hirschnitz: Wir reden hier von der siebenten Liga. Einige unserer jungen Spieler befinden sich noch in der Berufsausbildung, andere sind beruflich nicht unmittelbar in der Nähe von Gröditz beschäftigt. Da muss man unweigerlich Kompromisse machen. Allerdings ist es immer die persönliche Entscheidung eines jeden Einzelnen, den inneren Schweinehund zu überwinden und die Prioritäten anders zu setzen. Bei einer Geburtstagsfeier muss man nicht unbedingt schon an der Kaffeetafel sitzen und bei einer Fete am Vorabend des anstehenden Punktspiels sollte man auch nicht als Letzter das Licht ausmachen. Der Großteil unserer Spieler lebt für den Fußball und den mannschaftlichen Erfolg, allerdings ist die Konkurrenz innerhalb unserer dünnen Spielerdecke zu gering.

Was muss nach dem Re-Start im kommenden Jahr passieren?

Minge: Ich bin immer noch absolut überzeugt von meiner Truppe und weiß, dass viel mehr in diesem Team steckt. Aber dafür müssen alle fit sein, was nur durch Training möglich ist. Und manchmal wünschte ich mir, dass sie auf dem Feld nicht so liebe Kerle wären.

Das Interview führte Jürgen Schwarz.