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Comeback nach vier Wochen Corona-Pause

Der HC Elbflorenz kehrt nach mehreren Erkrankungen in die 2. Handball-Bundesliga zurück und absolviert ein Derby, das ein Nachspiel haben kann.

Von Alexander Hiller
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Nils Kretschmer erzielte fünf Dresdner Tore – das reichte letztlich nicht.
Nils Kretschmer erzielte fünf Dresdner Tore – das reichte letztlich nicht. © kairospress

Dresden. Die spannendste Frage hat der HC Elbflorenz am Sonntag beantwortet. Wie hat die Mannschaft die zweiwöchige Quarantäne und mehrere Corona-Erkrankungen im Kader des Handball-Zweitligisten überstanden? Offenbar ordentlich. Beim ersten Spiel seit dem 18. April zeigten die Dresdner am Sonntag in der heimischen Ballsportarena durchaus viele positive Dinge, mit denen sich die Mannschaft zuvor auf Rang vier der Tabelle gespielt hatte.

Doch zu einem Sieg langte die Kraft nicht. Im Derby gegen den Dessau-Roßlauer HV unterlagen die Hausherren am Ende mit 28:29. Fast hätte das Duell noch ein Nachspiel am "grünen Tisch" erlebt.

Aber zunächst zur Vorgeschichte des Comebacks. Bei einer etatmäßigen PCR-Testung am 20. April fiel bei mehr als der Hälfte des Kaders der Corona-Test positiv aus. Das Team zog in häusliche Quarantäne. Bei dem einen oder anderen Spieler soll die Erkrankung schwieriger gewesen sein, im Krankenhaus musste kein Handball-Profi behandelt werden. Doch die Rückkehr in den Spieltags-Alltag verzögerte sich dennoch, weil Mannschafts-Arzt Dr. Tino Lorenz sich an die Vorschriften der Handball-Bundesliga (HBL) hielt, die einen eher konservativen Wiedereinstieg favorisiert – Return to Competition nennt sich der Plan. Zwei weitere Spiele der Dresdner mussten verlegt werden. Das gegen Dessau konnte nach einer Reihe medizinischer Tests absolviert werden. „Wir haben Ruhe- und Belastungs-EKG durchgeführt sowie ein Herz-Ultraschall, alle Blutwerte waren gut, wir haben die große Batterie gefahren“, sagte Cheftrainer Rico Göde. „Natürlich wollten wir die Gewissheit haben. Es geht am Ende nur um die Gesundheit.“ Erst am Samstag hatte die Mannschaft erstmals nach vier Wochen komplett miteinander trainiert.

Happiges Programm in den nächsten Wochen

Die gute Nachricht: Stand jetzt haben alle Spieler das Derby gegen Dessau gesundheitlich gut überstanden. „Es gibt dennoch ein paar Spieler, die wir genauer überwachen müssen, bei dem einen oder anderen kann es länger dauern, bis die volle Belastungsfähigkeit wieder hergestellt ist“, sagte Göde. Denn das Programm in den kommenden Wochen wird happig. Allein vom 22. bis 30. Mai müssen die Dresdner vier Partien bestreiten.

Und es erscheint möglich, dass das Comebackspiel ein Nachspiel am „grünen Tisch“ erlebt. Es geht um eine Szene 45 Sekunden vor Schluss, es steht 28:28. HC-Profi Sebastian Greß wirft auf den Kasten von Philip Ambrosius. Der Dessauer Torhüter scheint den Ball zu parieren, doch irgendwie schlüpft er dennoch durch die Beine des fallenden Schlussmannes. Er erwischt den Ball – für die meisten der wenigen Zaungäste am Rand erst nach Überschreiten der Torlinie – und zieht den Ball schnell zurück. Schiedsrichter Niels Wienrich entscheidet nach leichtem Zögern: kein Tor. Eine Fehlentscheidung, wie Videobilder später belegen. Dessau gelingt hingegen noch ein Tor zum Sieg. „Wir behalten uns vor, Einspruch gegen die Wertung des Spiels einzulegen – aufgrund des nicht gegebenen Tors“, verkündet Pressesprecher Henning Cal auf der anschließenden Pressekonferenz. Die Möglichkeit des Einspruchs ist im Spielprotokoll vermerkt. Dessaus Trainer Uwe Jungandreas „befremdet das ein bisschen“. Am Montag teilte der HC Elbflorenz auf Nachfrage mit, dass er auf einen offiziellen Einspruch gegen die Wertung des Spiels verzichtet. Denn selbst im positiven und unwahrscheinlichen Fall für die Dresdner - der Einspruch würde anerkannt - würde eine solche Entscheidung ein Nachholspiel nach sich ziehen. Dafür ist im vollen Terminkalender überhaupt kein Platz.

Rico Göde will sich an der Szene nicht festhalten. „Wenn du am Ende in der zweiten Liga so in der Abwehr agierst und eine Parade in der zweiten Halbzeit zeigst, hast du keine Berechtigung, Spiele zu gewinnen“, sagt er. Der 39-Jährige spricht über ein mulmiges Gefühl vor der Partie. „Wie wird es, was wird es – es hätte alles sein können. Ich wusste mit meinen Gefühlen nicht, wohin“, betonte er. Nun kann er auf weite Phasen des Spiels stolz sein. „Trotz aller Umstände haben wir ein intensives Derby gesehen. Die letzten Wochen waren für uns alle einzigartig. Das wollen wir nie wieder erleben.“