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Die Russland-Pläne des IOC: Das sagen deutsche Spitzensportler

Léa Krüger gehört zum Präsidium der Vereinigung "Athleten Deutschland". Im Podcast "Dreierbob" spricht sie Klartext zu den Russland-Plänen des IOC und ihren Folgen.

Von Fabian Deicke & Tino Meyer
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Léa Krüger von der Vereinigung Athleten Deutschland spricht im "Dreierbob" über die Folgen der Russland-Pläne des IOC für den Sport.
Léa Krüger von der Vereinigung Athleten Deutschland spricht im "Dreierbob" über die Folgen der Russland-Pläne des IOC für den Sport. © [M] Philipp Dümcke/Athleten Deutschland/SZ

Dresden. Die Pläne des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spalten die Sportwelt und weit darüber hinaus. Athleten aus Russland und Belarus, so das Vorhaben der Funktionäre, sollen wieder an sportlichen Wettkämpfen sowie vor allem an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris teilnehmen dürfen. Im Wintersportpodcast "Dreierbob" erklärt Léa Krüger, Mitglied des Präsidiums der Vereinigung "Athleten Deutschland", eindrucksvoll und deutlich, wie der deutsche Spitzensport darüber denkt und sich in der Debatte positioniert.

Krüger, selbst Säbelfechterin und Teil des deutschen Olympiakaders fürs nächste Jahr, stellt klar: "Es herrscht nach wie vor Krieg, es ist einfach nicht der Zeitpunkt dafür, um über Lockerungen zu sprechen, auch was Sanktionen im Sport angeht." Sport sei eben nicht von der Politik trennbar. Erst recht nicht, wenn man es mit Russland zu tun habe.

Es sei, das betont Krüger in dem Gespräch immer wieder, für ukrainische Sportlerinnen und Sportler derzeit einfach nicht vermittelbar, in Wettkämpfen gegen Athleten aus Russland und Belarus antreten zu müssen. Im Fechten aber, auch das verdeutlicht die 27-Jährige in dem Podcast, wird das schon bald wieder Alltag sein.

"Wenn Sportler in Russland etwas gegen den Krieg sagen, sind sie weg vom Fenster"

Krüger kritisiert zudem die Rolle des IOC mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach an der Spitze, das Verantwortung an andere abschiebt - in dem Fall an die Weltverbände, die über Russlands Rückkehr auf die Sportbühne entscheiden sollen - anstatt selbst Verantwortung zu übernehmen. "Man bräuchte gerade jetzt eine einheitliche Linie, eine einheitliche Regelung und nicht wieder so ein Flickenteppich und Larifari", sagt Krüger.

Léa Krüger ist Säbelfechterin. Ihr großes Ziel: Olympia 2024 in Paris. Bei der Vereinigung "Athleten Deutschland" gehört die 27-Jährige dem Präsidium an.
Léa Krüger ist Säbelfechterin. Ihr großes Ziel: Olympia 2024 in Paris. Bei der Vereinigung "Athleten Deutschland" gehört die 27-Jährige dem Präsidium an. © picture alliance / Eibner-Presse

Die Bedingung des IOC, russische Sportler müssten sich öffentlich vom Krieg distanzieren, um bei Olympia starten zu können, hält die Fechterin für absurd und realitätsfern. Krüger, die auch Kontakte zu russischen Sportlern pflegt, sagt: "Wenn Sportler in Russland etwas gegen den Krieg sagen, sind sie weg vom Fenster."

Athletenvereinigung gegen "Boykott von oben"

Schließlich bezieht Krüger auch Stellung zur Boykott-Reaktion der Ukraine, die bei einer Teilnahme Russlands auf Olympia 2024 verzichten will. Eine Haltung, der sich andere Nationen dann anschließen könnten. Für die Fechterin selbst ist das keine Lösung, sondern vielmehr die Verlagerung des Konflikts.

"Einen Boykott, der von oben geordnet wird, befürworten wir nicht. Jeder Athlet sollte selbst die Entscheidung dazu fällen dürfen, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung", sagt Krüger, und sie betont: "Wir fordern, dass wir überhaupt gar nicht als Athleten in diese Situation gebracht werden. Die Debatte muss früher geführt werden. Wir brauchen da ganz klare rote Linien, die festgelegt werden vom IOC."

Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksii Makeiev, bei einem Besuch in Dresden bei Sächsische.de auf der Dachterrasse des Hauses der Presse.
Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksii Makeiev, bei einem Besuch in Dresden bei Sächsische.de auf der Dachterrasse des Hauses der Presse. © Foto: SZ/Veit Hengst

Der neue ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejew, der ebenfalls mit einem Statement in dem Podcast zu hören ist, sagt gefragt nach einem ukrainischen Boykott, dass dass das IOC die Verantwortung übernehmen müsse.

"Man muss die Augen öffnen und sehen, was Russland in der Ukraine zerstört hat: Schulen, Sporthallen, Universitäten", sagt Makejew. Zudem würden ukrainische Sportler jetzt auch teils an der Frontlinie stehen und das Land verteidigen. "Sollen wir hier die Augen zudrücken und sagen, dass russische Sportler nichts mit Politik zu tun haben? Das können wir uns nicht erlauben."

Die aktuelle Folge "Dreierbob" hören Sie direkt über den oben eingebetteten Player.

So ist dieser Podcast entstanden

Fechterin Léa Krüger (links), zugleich Präsidiumsmitglied von "Athleten Deutschland", spricht per Videoschalte mit den "Dreierbob"-Reportern Tino Meyer (Mitte) und Fabian Deicke (rechts).
Fechterin Léa Krüger (links), zugleich Präsidiumsmitglied von "Athleten Deutschland", spricht per Videoschalte mit den "Dreierbob"-Reportern Tino Meyer (Mitte) und Fabian Deicke (rechts). © Screenshot SZ

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