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Europas beste Klippenspringerin ist jetzt Dresdnerin

Iris Schmidbauer wechselt den Verein, startet jetzt für den Dresdner SC. Die Klippenspringerin, die sich aus 20 Metern in die Tiefe stürzt, überlegt, ob sie nun auch auf den 10-Meter-Turm klettert.

Von Daniel Klein
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Die Halle am Freiberger Platz ist eine gewohnte Umgebung, das Outfit noch nicht: Iris Schmidbauer startet jetzt für den Dresdner SC.
Die Halle am Freiberger Platz ist eine gewohnte Umgebung, das Outfit noch nicht: Iris Schmidbauer startet jetzt für den Dresdner SC. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dresden. Es war eine Nachricht, die ein wenig unterging beim emotionalen Abschied von Tina Punzel und Martin Wolfram in den Wasserspringer-Ruhestand. Bei der Dresdner Springergala bekam neben dem erfolgreichen Duo auch Iris Schmidbauer Blumen und Präsente – und das erstmals. Dabei trainiert die 27-Jährige bereits seit 2019 regelmäßig in Dresden, doch erst seit Januar startet sie für den Dresdner SC.

Der Vereinswechsel von der SG Stadtwerke München, in der Olympiahalle hatte die Oberbayerin Schmidbauer mit dem Wasserspringen angefangen, war also überfällig. „Ich weiß, dass ich hier die besten Bedingungen habe und mit Boris einen sehr guten Trainer“, erklärt sie und meint Boris Rozenberg. Der hatte auch Tina Punzel und Martin Wolfram betreut.

Schmidbauer ist nach deren Karriereende nun die erfolgreichste Wasserspringerin beim DSC. Bei der Schwimm-Europameisterschaft im August in Rom stand High Diving erstmals im Programm und die Wahl-Dresdnerin gewann Gold. Es war also ein historischer Titel – und für Schmidbauer der erste große. „Der war gut fürs Selbstvertrauen und wichtig für meine Entscheidung, ob ich weitermache oder nicht“, erklärt sie.

Der Entschluss ist gefallen, was auch der Umzug in eine kleine Wohnung in Dresden zeigt. Am hiesigen Bundesstützpunkt trainiert sie meist zweimal am Tag und 36 Stunden in der Woche – bisher auch mit Tina Punzel, nun ohne sie. „Natürlich ist es schöner, wenn die Gruppe ein bisschen größer ist“, erzählt sie. Doch die Unterschiede vom Dreimeter-Brett, von dem die Olympia-Dritte Punzel ihre großen Erfolge feierte, und der 20-Meter-Plattform, von der sich Schmidbauer in die Tiefe stürzt, sind gravierend.

Spektakuläre Sprünge und spektakuläre Einsichten sind das Markenzeichen im High Diving. Hier fliegt Iris Schmidbauer an einem Fenster vorbei ins Meer.
Spektakuläre Sprünge und spektakuläre Einsichten sind das Markenzeichen im High Diving. Hier fliegt Iris Schmidbauer an einem Fenster vorbei ins Meer. © Red Bull Content Pool/Romina Amato

Das betrifft auch das Finanzielle. Während Wasserspringen aus drei und zehn Metern Höhe olympisch ist und deshalb gefördert wird, wartet das High Diving noch auf die Aufnahme ins Ringe-Programm – und Schmidbauer auf Unterstützung. Die Deutsche Sporthilfe postete nach dem EM-Titel in den sozialen Medien ein Foto von ihr und gratulierte zum Titel. „Die Leute, die das gesehen haben, dachten sicher, dass mich die Sporthilfe unterstützt. Aber das ist leider nicht so“, erklärt sie. Ein Antrag von ihr wurde vor einem Jahr mit dem Verweis abgelehnt, sie müsse bei internationalen Meisterschaften kontinuierlich Medaillen gewinnen. Eine Nachfrage bei der Sporthilfe nach dem EM-Titel blieb ebenfalls erfolglos. Die finanziellen Sorgen sind auch der Grund, warum sie immer wieder grübelt, ob sie die Karriere fortsetzt. Da sie keinem Kader des Deutschen Schwimmverbandes angehört, war der Vereinswechsel problemlos möglich.

„Der EM-Titel hat mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit beschert“, sagt sie. Die ARD berichtete über den Wettbewerb im Sommer ausführlich, die Sprünge sind noch immer in der Mediathek abrufbar. In den sozialen Medien wirbt Schmidbauer neuerdings für ein Nahrungsergänzungsmittel, doch einen richtigen Sponsor habe sie noch nicht, erklärt sie.

In Dresden wie in ganz Deutschland gibt es für sie keine Möglichkeiten, ihre kompletten Sprünge aus 20 Metern zu zeigen, weil es dafür keine Anlage gibt. Auch in Dresden muss sie vom Zehnmeter-Turm die Sprünge in zwei Teile zerlegen. Der erste ist dabei identisch mit denen, die olympische Turmspringerinnen im Programm haben. Bei diesen Trainingsversuchen taucht sie am Ende mit den Händen zuerst ein, was aus 20 Metern wegen der zu großen Verletzungsgefahr verboten ist. Da haben zuerst die Füße Wasserkontakt.

In der Springerhalle in Dresden muss Iris Schmidbauer improvisieren. Vom Zehnmeter-Turm teilt sie ihre Sprünge in zwei Hälften. Eine Halle mit einer 20-Meter-Plattform gibt es in ganz Deutschland nicht.
In der Springerhalle in Dresden muss Iris Schmidbauer improvisieren. Vom Zehnmeter-Turm teilt sie ihre Sprünge in zwei Hälften. Eine Halle mit einer 20-Meter-Plattform gibt es in ganz Deutschland nicht. © Foto: SZ/Veit Hengst

Bei der Springergala zeigte Schmidbauer in der voll besetzten Halle, dass sie auch kopfüber mit möglichst wenig Spritzern eintauchen kann, was die Frage aufwirft: Wäre das nicht eine Option – womöglich auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris? „Ich überlege tatsächlich, ob ich eine Turm-Serie aufbaue“, sagt sie. „Da fehlen mir aber noch drei Sprünge.“

In der kommenden Saison wird sie sich vorerst aufs High Diving konzentrieren. Im Frühjahr ist ein World Cup in Ägypten geplant, für die Schwimm-WM in Fukuoka (Japan) ist sie bereits qualifiziert. Bei ihren bisherigen WM-Einsätzen kam sie auf die Plätze zehn (2017) und acht (2019). Und sie hat einen festen Startplatz bei der Red-Bull-Serie, die sie von Juli bis November auf verschiedene Kontinente führt. Dort dabei zu sein, ist auch finanziell lukrativ.