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Ein ganz besonderer Ironman

Chris Nikic hat das Downsyndrom und dennoch gezeigt: Kein Ziel ist zu hoch, alles ist möglich. Der 21-Jährige schafft es mit seinem Erfolg auch ins Guinness-Buch.

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An der Seite seines Trainers Daniel Grieb läuft Chris Nikic (l) mit erhobenen Armen ins Ziel des Ironman Florida.
An der Seite seines Trainers Daniel Grieb läuft Chris Nikic (l) mit erhobenen Armen ins Ziel des Ironman Florida. © Michael Reaves/Getty Images for IRONMAN/dpa

Panama City Beach. Er streckte die Hände in den dunklen Nachthimmel von Panama City Beach und genoss die vier magischen Worte: „You are an Ironman.“ Im Ziel nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen fiel Chris Nikic seinem Trainer und Guide Daniel Grieb in die Arme. Nach fast 17 Stunden hatte sich der 21-Jährige in Florida seinen Traum erfüllt und nach Veranstalterangaben als erster Sportler mit einem Down-Syndrom einen Ironman geschafft.

„Für Chris war das Rennen mehr als nur die Ziellinie und die Siegerfeiern“, sagte Vater Nik Nikic. „Es war ein Beispiel, um auch anderen Kindern und Familien, die ähnliche Hindernisse zu überwinden haben, zu zeigen, dass kein Traum zu groß oder kein Ziel zu hoch ist.“ Im Ziel drückte er seinen Sohn stolz und überglücklich eine gefühlte Ewigkeit an sich. 16:46:09 Stunden brauchte Chris Nikic. 

Coach Daniel Grieb (r.) war auch dabei, als es für Chris Nikic (Mitte) beim Start ins Wasser ging.
Coach Daniel Grieb (r.) war auch dabei, als es für Chris Nikic (Mitte) beim Start ins Wasser ging. © Jonathan Bachman/Getty Images for IRONMAN/dpa

Die fast vier Kilometer im Golf von Mexiko bewältigte er in knapp 1:55 Stunden, für die Radstrecke brauchte Chris Nikic rund 8:12 Stunden. Dabei fuhr er aber nicht mit einem aerodynamischen Zeitfahrlenker, auch auf Klickpedalen, die die Kraftübertragung erleichtern, verzichtete er. Ein Sturz inklusive leicht blutendem rechten Knie, dazu Ameisenbisse – er machte immer weiter.

Den Marathon absolvierte er in 6:18:48 Stunden – immer wieder von begeisterten Menschen am Streckenrand laut angefeuert. Teilweise kamen sie aus Restaurants, um den jungen Mann in seinem Shirt mit dem Aufdruck „1% Better“ getreu seinem Trainingsmotto „jeden Tag ein Prozent besser werden“ zu unterstützen. Über 11.000 Kommentare meist voller Bewunderung bei der Übertragung des Zieleinlaufs via Facebook, und der amerikanische Triathlonverband verneigte sich via Instagram: „Geschichte geschrieben. Wieder einmal erinnert uns Triathlon daran, dass alles möglich ist.“ Der australische Weltklasse-Athlet Cameron Wurf, im vergangenen Jahr WM-Fünfter auf Hawaii, schrieb: „Ich habe Gänsehaut, so unglaublich inspirierend.“

2016: Vier Ohroperationen

Belohnt wurde Chris Nikic für seine Leistung auch mit dem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Zudem sammelte er zusammen mit der Ironman Foundation umgerechnet fast 34.000 Euro.

Erst mit vier Jahren konnte Chris Nikic ohne Gehhilfe laufen, seine Muskelstärke und Muskelspannung prägten sich nicht wie bei Menschen ohne Down-Syndrom aus. Vor vier Jahren hatte er sich gleich vier Ohrenoperationen unterziehen müssen. Mit 18 wog er über 80 Kilo. „Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre ich heute wohl bei über 100 Kilo, würde auf der Couch sitzen und Videospiele machen und meine schwachen Muskeln müssten als Entschuldigung herhalten“, sagt Chris Nikic. 

Darum entschloss er sich, einen Junior-Triathlon zu machen. Es ging weiter über die Sprint- sowie die Olympische Distanz und schließlich die halbe Ironman-Strecke. Doch wenn er einen Ironman schaffe, könne er auch sonst im Leben alles bewältigen, so das Credo des 21-Jährigen aus Maitland.

Nur auf dem Rad war der 21-Jährige auf sich allein gestellt – angefeuert wurde er aber auch dabei.
Nur auf dem Rad war der 21-Jährige auf sich allein gestellt – angefeuert wurde er aber auch dabei. © Michael Reaves/Getty Images North America/Getty Im

In der ersten Jahreshälfte hatte er nach der Absage eines Rennens über die halbe Ironman-Distanz einen improvisierten Wettkampf über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen absolviert und sich danach weiter auf seinen großen Tag vorbereitet. 

„Aufgeben ist keine Option für Chris“, sagte sein Coach Daniel Grieb vor dem Rennen und meinte danach: „Ich bin nicht länger überrascht, was Chris leisten kann. Er ist ein Mensch mit Zielen und Träumen wie jeder andere auch.“ (dpa)