Die neue starke Frau aus dem Erzgebirge

Annaberg-Buchholz. Mancher Experte und ihr Trainer natürlich hat sie schon lange auf dem Zettel und auch ihr leistungsstarkes Umfeld beim LV 90 Erzgebirge in Thum. Darüber hinaus kennt Katharina Maisch vermutlich kaum einer. Doch die 23-jährige Kugelstoßerin ist auf dem besten Weg, das nachhaltig zu ändern.
Ein erstes Achtungszeichen setzte sie nach einer langen verletzungsbedingten Pause direkt zum Saisoneinstieg mit einer persönlichen Bestweite. Erstmals stieß Maisch über die 18-Meter-Marke. Bei 18,12 Metern landete die vier Kilogramm schwere Kugel.
Lediglich acht Zentimeter fehlten ihr damit zur Norm für die Hallen-EM im polnischen Torun am ersten März-Wochenende. Bei der deutschen Hallenmeisterschaft am vergangenen Wochenende in Dortmund wollte die gebürtige Baden-Württembergerin, die seit 2018 im Erzgebirge bei Erfolgstrainer Sven Lang und dort zusammen mit Ex-Weltmeisterin Christina Schwanitz trainiert, die Norm packen. Am Ende stand zwar ein dritter Platz, aber mit einer Weite von 17,65 Metern blieb Maisch doch deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück.
Noch fehlt die Routine, so Trainer Lang
„Ich habe schwer in den Wettkampf reingefunden. Obwohl ich nach dem Einstoßen dachte, dass echt was gehen kann, habe ich im Wettkampf meine Nerven verloren“, sagt Maisch und benennt ihre wahrscheinlich momentan größte Baustelle, den eigenen Kopf.
Damit sie es schafft, ihr Leistungsvermögen auch im Wettkampf abzurufen, arbeitet Maisch bereits seit einiger Zeit mit einer Sportpsychologin. Zudem fehle einfach noch die Routine, bedingt durch die wenigen Wettkämpfe in dieser Saison, erklärt ihr Trainer.
Insgesamt ist er aber zufrieden mit Maischs Entwicklung, zumindest die Trainingsleistungen stimmen regelmäßig. „Mit jemandem wie Christina in der Trainingsgruppe sieht sie halt, wo die Weltspitze liegt und sie merkt auch, dass sie da ab und zu dran ist im Training“, betont Lang.
Maisch profitiert vom Training mit Schwanitz
Letztlich, das weiß auch Maisch, zählen bei einer Meisterschaft jedoch allein die Medaillen, selbst bei einer deutschen Meisterschaft. Die Bronzene vom vergangenen Wochenende kann ihr keiner mehr nehmen und „es interessiert am Ende niemanden mehr, wie weit man gestoßen hat“, sagt sie und ergänzt:. „Durch meinen neunten Platz in der europäischen Bestenliste fahre ich vermutlich dennoch mit zur Hallen-EM.“
Sie könnte Schwanitz nachfolgen16 Athletinnen werden am Start sein. Die Norm sei jedoch so hoch angesetzt, dass es noch freie Plätze gebe, die vom europäischen Verband aufgefüllt würden. Die Chancen für Maisch auf ihre erste große internationale Meisterschaft stehen gut.
Es wäre der nächste Schritt auf ihrem persönlichen Weg in die Weltspitze, bei dem sie insbesondere auch von Trainingskollegin Schwanitz profitiert. „Sie motiviert mich, bringt immer ihre eigenen Erfahrungen mit ein und versucht auch im Wettkampf, mich zu unterstützen“, erklärt Maisch. Man könnte fast sagen: Schwanitz baut ihre Nachfolgerin auf.
Ein Name, den man sich merken sollte
Maisch jedenfalls lobt das gute Klima in der Trainingsgruppe und die optimalen Bedingungen in Chemnitz. Bei der Frage nach ihrem Vorbild muss sie nicht überlegen. „Auf jeden Fall Christina von ihrer Art her. Sie ist keine Alleingängerin, sondern denkt immer im Team. Sie holt nicht immer nur das Beste für sich selbst raus, sondern für uns. So ist nicht jeder in der Weltspitze“, erklärt Maisch, die sich mit der Hallen-EM in dieser Saison nicht zufriedengeben will und an Olympia denkt.
Sollten die Sommerspiele trotz der Corona-Pandemie stattfinden, sei Maisch eine ganz realistische Anwärterin auf eines der drei Tickets nach Tokio, unterstreicht ihr Trainer und ergänzt mit Nachdruck: „Das traue ich ihr von allen anderen noch mit am meisten zu, aber man muss die Leistung auch mal im Wettkampf zeigen.“ Es deutet also einiges darauf hin, dass man sich den Namen Maisch merken sollte.