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Play-down-Held – deutscher Meister – und jetzt?

Der Olbersdorfer Bennet Roßmy hat ein verrücktes Eishockeyjahr hinter sich, durfte auch an der NHL schnuppern. Jetzt fährt er nach Edmonton, wo Topstar Leon Draisaitl zu Hause ist.

Von Frank Thümmler
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Bennet Roßmy jubelt in den Play-downs über einen Treffer gegen Bad Tölz. Natürlich würden sich die Füchse-Fans freuen, wenn er auch in der neuen Saison für Weißwasser spielt. Aber eigentlich soll der nächste Karriereschritt her.
Bennet Roßmy jubelt in den Play-downs über einen Treffer gegen Bad Tölz. Natürlich würden sich die Füchse-Fans freuen, wenn er auch in der neuen Saison für Weißwasser spielt. Aber eigentlich soll der nächste Karriereschritt her. © Archiv: Gunnar Schulze

Weißwasser. Am Montag feierte Bennet Roßmy, das wohl größte Eishockeytalent aus Ostsachsen seit vielen Jahren, seinen 19. Geburtstag. Pünktlich dazu gab es die Nominierung des Deutschen Eishockeybundes für die U20-Weltmeisterschaft im kanadischen Edmonton, die nach dem Abbruch der WM Ende Dezember wegen der Corona-Pandemie jetzt ungewöhnlicherweise im Sommer nachgeholt wird. In der Arena, in der NHL-Superstar Leon Draisaitl die Massen in Ekstase versetzt, wird also auch der Olbersdorfer dem Puck nachjagen und versuchen, neben dem mannschaftlichen Erfolg auch die NHL-Scouts auf den Tribünen auf sich aufmerksam zu machen.

Diese WM ist aber nur einer von vielen persönlichen Höhepunkten des jungen Stürmers mit Gardemaßen (1,91 m groß) in diesem Kalenderjahr – nach jener U20-WM in Edmonton, nach dem Klassenerhalt mit den Lausitzer Füchsen mit einem großen persönlichen Anteil, nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels mit den Berliner Eisbären und nach dem Besuch eines Trainingscamps bei den Los Angeles Kings. Im SZ-Interview erzählt Bennet Roßmy, wie er all das erlebt hat.

Herr Roßmy, Ihr Jahr war bislang proppevoll mit tollen Erlebnissen. Begonnen hat es ja nicht so gut. In Edmonton hatten Sie sich ja auch Corona eingefangen und fielen dann eine Weile aus.

Ja. Diese begonnene WM in Edmonton mit den zwei Spielen war trotzdem beeindruckend. Dass es mich wie viele andere mit Corona erwischt hat, hat mich natürlich auch ein Stück zurückgeworfen.

Ihre Trainer in Berlin haben Sie dann vermehrt nach Weißwasser geschickt. Ein Rückschlag für Sie?

Natürlich will man immer so hochklassig wie möglich spielen. In dem Moment war es für mich der richtige Schritt. Und Petteri Väkiparta, den ich ja schon von der U20-Nationalmannschaft her als Trainer kannte und der gerade bei den Lausitzer Füchsen anfing, hat mich dann super aufgebaut, nachdem es zuvor für mich persönlich auch in Weißwasser nicht so gut lief. Durch ihn habe ich wieder Selbstvertrauen bekommen. Danach ist es dann auch in Berlin wieder besser gelaufen. Es war also auch im Nachhinein der richtige Schritt, und ich bin froh, dass es so gekommen ist.

In den Play-downs mit Weißwasser gegen Bad Tölz ist bei Ihnen auch von der Torgefahr her der Knoten geplatzt – vier Tore und sieben Vorlagen in fünf Spielen, Topscorer der Mannschaft in diesen Spielen. Was war dafür ausschlaggebend?

Eigentlich ist das schon ein bisschen vorher passiert. Ich habe mich tierisch gefreut, als Petteri Väkiparta kam. Ich durfte sofort in den Top-Reihen spielen. Ich musste nur mein Spiel spielen und hart arbeiten. Das Selbstvertrauen war wieder da, und dann klappt es auch mit dem Toreschießen. Dann fällt auch ein wenig der Druck ab, den man hat, wenn man aus der DEL runterkommt und die Erwartungen hoch sind.

Hat ein 18-Jähriger wirklich schon diesen Druck? Da kann doch niemand erwarten, dass man Topscorer in den Play-downs wird.

Ich mag es immer, mit ein bisschen Druck zu spielen. Wenn es um mehr geht, egal ob Play-offs oder Play-downs, dann ist das ein extra Ansporn. Und in Weißwasser hatte die ganze Reihe mit Richie Mueller und Eric Valentin großen Anteil daran, dass es auch bei mir so gut geklappt hat.

Dann ist das letzte Spiel mit den Füchsen gespielt und gewonnen. In der Kabine freuen sich alle auf den Urlaub. Aber für Sie geht es ungebremst weiter – mit den Eisbären Berlin. Wie macht man das emotional?

Wir hatten den Klassenerhalt ja in Bad Tölz geschafft. Da war dann Party im Bus. Die ganzen älteren Spieler haben sich natürlich auf Familie und Urlaub gefreut. Aber in meinem jungen Alter geht es schon, dass man sich schnell wieder aufrappelt. Und mit den Eisbären war ja auch noch was zu holen.

Wie viel Eiszeit haben Sie dann in Berlin bekommen? Play-offs sind ja noch einmal eine andere Nummer.

Es waren ja erst noch ein paar Ligaspiele, da hat mich Trainer Serge Aubin auch schon relativ viel spielen lassen. Ich habe dann selbst nicht damit gerechnet, dass ich in den Play-offs noch so viel zum Einsatz komme. Ich durfte in fünf Spielen dabei sein, auch wenn es in den engen Spielen manchmal nur wenige Minuten waren. Aber es war ein tolle Erfahrung für mich.

Die Meisterfeier war dann sicher nicht zu toppen?

Ich habe das letzte Spiel in München nicht gespielt, war aber dabei. Wir haben direkt im Anschluss im Hotel gefeiert, sind tags darauf aus München zurückgeflogen. Mit 18 einen deutschen Meistertitel zu feiern, ist schon etwas ganz Besonderes.

Jetzt sind Sie deutscher Meister – fühlen Sie sich auch so? Schließlich haben andere Spieler aus den Top-Reihen einen sicherlich größeren Anteil am Erfolg.

Zu einem Team gehören vier Reihen. Wenn man in der vierten Reihe spielt, ist man genauso deutscher Meister wie die Jungs aus den beiden ersten Reihen, die die Tore schießen und in den wichtigen Minuten auf dem Eis sind. Fürs Team sind aber alle vier Reihen wichtig. Mit nur zwei Reihen würde niemand gewinnen, weil das konditionell nicht durchzuhalten ist.

Dann sind wieder alle in Urlaub gegangen? Wie war es diesmal für Sie?

Zwei Wochen waren frei. Dann haben wir Sommertraining angefangen, viel im Kraftraum. Das ist die Zeit im Jahr, in der man gerade da viel machen kann. Und ich muss wie jeder junge Spieler schon noch ein paar Kilo Muskelmasse zulegen.

Im Juli folgte schon das nächste Highlight, ein Development-Camp bei den Los Angeles Kings, dem Kooperationspartner der Eisbären in der NHL. Wie war das?

Das ist noch mal eine andere Hausnummer da drüben. Man muss sich als Spieler um wirklich nichts kümmern. Alles wird einem abgenommen. Wenn man etwas braucht, sagt man einfach nur Bescheid. Die Kabinen sind riesig, es gibt einen riesigen Vorraum mit Sofas, wo man auch essen kann. Auch sportlich konnte man viel lernen. Das Niveau war sehr hoch. Unter den 30 Spielern waren Riesentalente. Da ging es um Kleinigkeiten, wie man zum Beispiel in welcher Situation den Schläger hält. Und gespielt wurde natürlich auch.

Jetzt steht die U20-Weltmeisterschaft an. Habt Ihr in Eurer Gruppe mit den USA, Schweden, Schweiz und Österreich eine Chance?

Eine Chance ist immer da, gegen jeden. Wir müssen uns einfach gut anstellen, unser System spielen, dann können wir gegen jeden gewinnen.

Nach der WM steigen Sie in die Saisonvorbereitung mit den Eisbären Berlin ein. Können Sie schon einschätzen, ob sie mehr bei den Berliner Eisbären spielen werden oder die Füchse-Fans sie wiedersehen?

Das kann man jetzt noch nicht sagen. Das hängt immer davon ab, wie ich spiele und mich präsentiere und was der Trainer dann entscheidet.

Wäre eine Entscheidung, dass Sie für ein paar Spiele nach Weißwasser gehen, eine Enttäuschung für Sie?

Ich spiele da mein Eishockey, wo der Trainer mich gern haben möchte. Wenn es dann noch mal die Option ist, nach Weißwasser zu gehen und mehr Spielpraxis zu sammeln, habe ich da nichts dagegen. Im Gegenteil, da bin ich froh drüber, die Eiszeit sammeln zu können. Ich will einfach nur eine gute Saison spielen. Aber jetzt ist mein Fokus erst einmal auf der WM ab nächster Woche.

MagentaSport zeigt alle Gruppenspiele der deutschen U20-Nationalmannschaft live.

Spielplan der deutschen U20-Nationalmannschaft

  • 9.8. USA – Deutschland
  • 10.8. Deutschland – Österreich
  • 13.8. Deutschland – Schweiz
  • 15.8. Schweden – Deutschland

gespielt wird jeweils 20 Uhr Ortszeit (in Deutschland 4 Uhr des Folgetages)