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Eishockey: Wo überall ehemalige Jungfüchse spielen

Die Nachwuchsausbildung beim ES Weißwasser ist nach wie vor Spitze in Deutschland – auch wenn bei den Lausitzer Füchsen derzeit nur vier Einheimische aktiv sind.

Von Frank Thümmler
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John Broda stürmt derzeit für die Iserlohn Roosters in der DEL.
John Broda stürmt derzeit für die Iserlohn Roosters in der DEL. © Bildagentur kolbert-press

Weißwasser. Der Aufwand, den der Eishockeyverein in Weißwasser im Nachwuchsbereich betreibt, ist enorm. Von Kleinauf bis zum Übergang in den Männerbereich wird in allen Altersklassen unter Anleitung ausgebildeter Übungsleiter (meist ehemalige Spieler) leistungsorientiert trainiert.

Konkret bietet der Eishockeyverein in den Altersklasse U7 (unter sieben Jahre) und U9 dreimal pro Woche Training an, in der U11, U13 und U15 viermal pro Woche, in der U17 sogar vier- bis fünfmal. Das Einzugsgebiet reicht von Bautzen und Görlitz im Süden bis nach Döbern im Norden. Die Kinder und Eltern betreiben einen großen Aufwand für die Eishockeykarriere ihrer Kinder.

Alles ist einem Ziel untergeordnet: Eishockeyspieler so auszubilden, dass sie den Sprung ins Profi-Eishockey schaffen können – möglichst bei den Lausitzer Füchsen. Der „heimliche“ Traum: Ein Team aus eigenen Spielern, verstärkt durch die erlaubten vier Kontingentspieler (Ausländer), das eine gute Rolle in der zweiten deutschen Liga einnehmen kann. Von diesem Traum sind die Weißwasseraner derzeit weit entfernt. Obwohl – es gibt eine ganze Reihe von Eishockeyprofis, die ihre Laufbahn einst in Weißwasser begonnen haben.

Zwei Ex-Füchse in der DEL

Zwei ehemalige Jungfüchse spielen derzeit in der ersten deutschen Eishockeyliga (DEL). Maximilian Adam (23 Jahre), der einst in Niesky die ersten Schritte auf Eis machte und dann nach Weißwasser wechselte, war nach Berlin gegangen und spielte als Förderlizenzspieler auch für die Füchse. In der DEL war der Verteidiger für die Berliner Eisbären und Wolfsburg aktiv, bekam dort allerdings wenig Eiszeit. In dieser Saison in Schwenningen ist Adam Stammspieler und steht im Schnitt eine Viertelstunde pro Spiel auf dem Eis.

Der zweite aktuelle DEL-Spieler aus Weißwasser ist John Broda. Der 20-jährige Stürmer wechselte als 17-Jähriger zu den Jungadlern Mannheim, schaffte es wie Adam in die Nachwuchs-Nationalmannschaft und steht in dieser Saison für die Iserlohn Roosters auf dem Eis, in diesem Alter immerhin schon knapp zehn Minuten pro Spiel und mit bereits fünf Scorerpunkten und einer Plus-Minus-Statistik von plus 6.

An der Schwelle zur DEL steht außerdem Torhüter Arno Tiefensee (19). Er ist bei den Adlern Mannheim unter Vertrag, ebenso bereits Nachwuchs-Nationalspieler. Zudem läuft er als Förderlizenzspieler seit der vergangenen Saison in der DEL2 für die Heilbronner Falken auf, hat bereits 28 Spiele auf dieser überaus wichtigen Position absolviert. Er wechselte als 15-Jähriger nach Bad Tölz und später nach Mannheim.

Es gibt mehrere aktuelle Zweitliga-Spieler aus Weißwasser. Steve Hanusch (31) war einst als 15-Jähriger nach Mannheim gewechselt, hat mehrere Jahre DEL (vor allem Krefeld) und DEL2 (Dresden) gespielt, bevor der Verteidiger vor dieser Saison in seine Heimat zurückkehrte. Gleiches trifft auf Toni Ritter (32) zu, der mit Hanusch damals nach Mannheim gegangen war, auch ein Jahr in kanadischen Nachwuchsligen spielte, bevor er viele Jahre in der DEL (Mannheim, Krefeld, Iserlohn, München) und DEL 2 (Kassel, Dresden) als Stürmer auflief. Philipp Kuschel (24), der vom Stürmer zum Verteidiger umgeschult wurde, war mit 16 Jahren nach Berlin gewechselt, hat aber all seine Profispiele für die Füchse absolviert. Stürmer Luis Rentsch (21) hat seine komplette bisherige Karriere in Weißwasser verbracht und ist damit die Ausnahme.

In der zweiten deutschen Liga spielt derzeit auch Verteidiger Arne Uplegger (23), der als 18-Jähriger nach Dresden gewechselt war und bereits über 200 Spiele für die Eislöwen absolviert hat. Stürmer Richard Gelke (29) war als 13-Jähriger nach Berlin gegangen und spielte später kurz für die Adler Mannheim in der DEL. Danach war er Stammspieler bei den Löwen Frankfurt und den Heilbronner Falken, bevor er nach Selb wechselte und in der vergangenen Saison den Aufstieg in der DEL 2 schaffte.

Stürmer Kevin Kunz (23) wählte mit 15 Jahren den Weg über Berlin und spielt seit über drei Jahren für die Bayreuth Tigers in der DEL 2.In der dritten Liga (Weiden) gelandet ist inzwischen Elia Ostwald (33), der zwischenzeitlich DEL (Hamburg, Krefeld) und DEL 2 (auch Füchse) gespielt hatte. Die Verteidiger Erik Hoffmann (24, in Halle), Tim Heyter (23, in Leipzig) und Stürmer Luca Ladusch (21, Rostock), der im Nachwuchs nach Ingolstadt gewechselt war, hoffen noch auf eine Zukunft in einer höheren als der dritten Liga.

Und aus dem Nachwuchsbereich der Füchse werden weitere Spieler nachrücken. Die derzeit größte Hoffnung diesbezüglich verbreitet Yannick Proske. Der 18-Jährige hat den Weg über Dresden nach Mannheim gefunden und jagt derzeit in Spokane (bei Washington) seinem ganz großen Traum in einer kanadischen Junioren-Topliga nach, hat dort in bislang 39 Saisonspielen immerhin 18 Scorerpunkte gesammelt. Laut Nachwuchstrainer Torsten Hanusch gibt es eine Reihe weiterer Jungfüchse, die das Potenzial für Profieishockey haben, wenn sie ihre Entwicklung mit großer Ernsthaftigkeit fortsetzen.

Fehler auch im System

Wenn man zusammenzählt, kommt also eine ganze Reihe ehemaliger Jungfüchse zusammen, die den Sprung in Eishockey-Profiligen geschafft haben. Ein Problem: Der ES Weißwasser hat von dieser Nachwuchsausbildung außer einem guten Ruf relativ wenig. Ablösen oder Aufwandsentschädigungen wie etwa im Fußball, wo zum Beispiel Toni Kroos seinen Greifswalder Heimatverein praktisch saniert hat, gibt es nicht.

Bei der im Eishockey üblichen Förderung kommen jene Spieler, die noch im Nachwuchsbereich wechseln, eher dem Verein zugute, bei dem sie die letzten Nachwuchsjahre verbringen. Um das zu ändern, müssten die Jungfüchse bei Schülern und Jugend und möglichst auch U20 höherklassiger spielen. Dafür aber fehlen Spieler, womöglich eine Sportschule. Und so werden auch künftig die Besten gezwungenermaßen von Weißwasser weg zu wechseln. Vielleicht kehrt der eine oder andere später zurück.