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Fußball in Sachsen: „Das war ein Kraftakt für alle“

Volkmar Beier, Vorsitzender des SFV-Spielausschusses, ist froh, dass es in der Landesliga und in den vier Landesklasse-Staffel trotz Corona-Einschränkungen eine sportliche Wertung gibt.

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Der Fußball ist in Sachsen endgültig in der Sommerpause.
Der Fußball ist in Sachsen endgültig in der Sommerpause. © dpa/Matthias Koch (Symbolbild)

Leipzig. Die Fußball-Saison auf Landesebene ist beendet. Zum dritten Mal infolge konnte in der Landesliga und in den vier Landesklasse-Staffeln keine komplette Serie absolviert werden. In der Sachsenliga, in der der SV Einheit Kamenz auf Platz sieben landete, wurde nur die Hinrunde mit 19 Spieltagen absolviert, auf die Meister- und Abstiegsrunde verzichtet.

In der Landesklasse Ost, in der der Königswarthaer SV, die SG Crostwitz und Edelweiß Rammenau den angestrebten Klassenerhalt schafften, wurden zumindest einige Rückrunden-Spieltage noch ausgetragen. So war es möglich, eine sportliche Wertung vorzunehmen. Volkmar Beier, Vorsitzender des Spielausschusses beim Sächsischen Fußball-Verband, blickt zurück und schaut auf die Saison 2022/23.

Herr Beier, drei Jahre infolge konnte kein komplettes Spieljahr absolviert werden. Dennoch war im Vergleich zu 2020 und 2021 vieles anders. Wie fällt Ihr Resümee aus?

Wir haben endlich die Möglichkeit gehabt, die Saison sportlich zu beenden. Im vergangenen Jahr blickten wir auf sieben Spieltage zurück, jetzt waren es beispielsweise in der Landesklasse 22 von 30, also umgerechnet 1,5 Spielserien. Beeindruckt hat mich das Engagement und die Zusammenarbeit bei der Austragung der Pokalpartien im November und März/April. Die Spiele fanden teils unter Corona-Einschränkungen und mit geringer Vorlaufzeit statt und mündeten in einem starken Finale.

In der Landesliga hatte sich nur der SC Freital für die Oberliga beworben. Befürchten Sie, dass der SFV 2023 keinen Aufsteiger mehr präsentieren kann?

Die Sorge habe ich nicht. Mehrere Teams der Landesliga haben sich zumindest ernsthaft mit dem Aufstiegsthema befasst und mit dem FC International Leipzig ist ein Team abgestiegen, das sicherlich wieder nach oben will. Die Oberliga hat derzeit eine spezielle Situation. Sachsen ist dort mit acht von 18 Teams überproportional vertreten. In der kommenden Saison soll sich die Staffelstärke dort von 18 auf 16 Teams reduzieren. Das bedeutet dann im Normalfall fünf Absteiger.

Volkmar Beier ist Spielausschuss-Vorsitzender beim Sächsischen Fußballverband. Er zieht im Gespräch mit sächische.de Bilanz.
Volkmar Beier ist Spielausschuss-Vorsitzender beim Sächsischen Fußballverband. Er zieht im Gespräch mit sächische.de Bilanz. © privat

Sechs Absteiger in der Landesliga sind 30 Prozent aller Teams. Ist der Einschnitt nicht zu radikal?

Allen ist klar, dass eine Landesliga mit jetzt 20 Teams dauerhaft nicht sinnvoll ist. Wir wollen über den Zwischenschritt 18 zurück zum Normalmaß von 16 Teams. Ich stelle mal eine Gegenrechnung aus der Vor-Coronazeit auf. Da gab es vier Absteiger bei 16 Teams und bei ungünstiger Konstellation sogar fünf. Ein Abstieg ist hart, aber gehört einfach dazu. Und eine Abstiegsentscheidung kann wie im Fall von Niesky auch um Haaresbreite knapp ausfallen.

In der Landesklasse Ost zogen Trebendorf und Rietschen während der Saison zurück. Müsste der Verband solche Dinge nicht schärfer sanktionieren?

Es hat Geldstrafen für beide Vereine gegeben und es gab Gründe für deren Entscheidungen. Die muss man akzeptieren.

Über Jahre gab es Punktabzüge aufgrund der Nichterfüllung von Schiedsrichter-Solls. Wie lange ist diese Regelung noch außer Kraft?

Wer sein Schiedsrichter-Soll nicht erfüllte, musste eine Geldstrafe zahlen und ab dem dritten Jahr der Nichterfüllung drohte auch ein Punktabzug. Die beiden zurückliegenden Spielzeiten mussten jeweils abgebrochen werden, wodurch auch das Schiedsrichter-Soll außer Kraft gesetzt war, denn es war schlichtweg nicht erfüllbar. Jetzt gilt es wieder, aber alle Vereine starten bei null. Punktabzüge sind also in den nächsten zwei Spielzeiten ausgeschlossen.

Was hat Sie besonders gefreut?

Der intensive Austausch mit den Vereinen und der unglaubliche Wille, den Spielbetrieb wieder starten zu wollen. Das war ein Kraftakt für alle Ehrenamtler im Verband und in den Vereinen. Dafür vielen Dank. Geärgert habe ich mich über die geringe Einbeziehung des Sports bei den Corona-Entscheidungen im Herbst und Winter.

Der Laubegaster Philipp Wappler steht in der Torjägerliste der Sachsenliga ganz oben, in der Landesklasse sind es der Oderwitzer Dawied Wieckiewicz und der Chemnitzer Riccardo Gläser. Werden diese Spieler geehrt?

Selbstverständlich. Das machen wir wie immer zu Saisonbeginn beim jeweils ersten Heimspiel. Glückwunsch an das Trio.

Etliche Vereinsvertreter kritisieren den frühen Saisonstart Anfang August. Schließlich wurde in der Landesklasse bis Sonntag gespielt. Ihre Meinung?

Für die Kritik habe ich Verständnis. Wir wollen in der Landesklasse 30 Spieltage schaffen und haben im Pokal durch die Mannschaftszahl auch eine Runde mehr zu spielen als unsere Nachbarn in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Hinzu kommt die Unsicherheit durch mögliche Pandemieeinschränkungen im Herbst und Winter. Voriges Jahr hatten wir am letzten August-Wochenende witterungsbedingte Spielausfälle und zudem Ausfälle durch Corona.

Bis wann wird die Einteilung der Landesklasse-Staffeln erfolgen?

Die letzten Entscheidungen sind in der Vorwoche gefallen. Nach Eingang aller Meldungen aus den Kreisen nehmen wir per 30. Juni die Staffeleinteilung vor. Die Spielpläne für die Landesliga und Landesklasse der Herren sollen am 9. oder 10. Juli veröffentlicht werden.

Die erste Pokalrunde wird am 6./7. August ausgespielt. Wann wird ausgelost?

Die erste Runde mit den Teams der Landesliga, Landesklasse und den Kreispokalsiegern wird am 11. Juli in Leipzig ausgelost.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz