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Darum hat Meißen in der Bundesliga weiter Gewicht

Die Gewichtheber des Meißner Athletikclubs starten am Samstag in die Saison – mit neuem Cheftrainer und vielen Fragezeichen.

Von Thomas Riemer
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Marko Motejl ist neuer Cheftrainer der Gewichtheber des AC Meißen. Am Sonnabend beginnt für ihn und seine Schützlinge die Saison in der 2. Bundesliga.
Marko Motejl ist neuer Cheftrainer der Gewichtheber des AC Meißen. Am Sonnabend beginnt für ihn und seine Schützlinge die Saison in der 2. Bundesliga. © Thomas Riemer

Meißen. Es „brummt“ im früheren Schwimmbecken. Wo früher Armzüge das Wasser durchpflügten, kracht es jetzt nachmittags und abends ordentlich bei den Trainingseinheiten. Längst haben Meißens stärkste Frauen und Männer, aber auch Mädchen und Jungen, die neue Gewichtheberhalle im Sportzentrum „Am Heiligen Grund“ für sich erschlossen.

Eine Etage über dem Trainingskeller ist Marko Motejl in diesen Tagen ziemlich aus dem Häuschen. Der 41-Jährige druckt Trainings- und Wettkampfpläne aus, ordnet Unterlagen und Gewichtheber-Dokumente. Alles soll passen, wenn es am 30. Oktober in ein neues Zeitalter beim Athletik-Club (AC) Meißen geht. Der erste Heimabend steht auf dem Programm - und Marko Motejl ist neuer Cheftrainer, wenn die Domstädter in der 2. Bundesliga auf den Kontrahenten AC Potsdam treffen. Nach dem viel zu frühen Tod seines Vorgängers Michael Grellmann zu Jahresbeginn hat er die Nachfolge angetreten, an seiner Seite Co-Trainer Mike Juhrsch. Beide sind erfahrene Gewichtheber, glänzten in ihren aktiven Zeiten mit Bestmarken und wertvollen Punkten für den AC Meißen.

Jetzt also eine völlig neue Herausforderung - und das nach vielen Monaten voller Unwägbarkeiten wegen Corona. „Wir wissen tatsächlich nicht, wo wir stehen“, sagt Marko Motejl und wiegt nachdenklich den Kopf. Die vermaledeite vergangene Saison mit verknappter Konkurrenz und vorrangig Video-Konkurrenzen hat nicht wirklich Aufschluss geben können. Hinzu kamen die Schließung der Sportstätten und kaum Trainingsmöglichkeiten über einen langen Zeitraum. „Viele unserer Sportler haben in etwa ein halbes Jahr ausgesetzt, höchstens zu Hause so gut es ging trainiert“, weiß Marko Motejl. Aufatmen gab es erst im März, als nach den Kadersportlern auch Kinder und Jugendliche wenigstens in kleinen Gruppen wieder Athletik „arbeiten“ und Gewichte stemmen durften.

Der Stamm ist geblieben

Sechs Athleten gehören bei den Wettkämpfen der 2. Bundesliga zum Team. Sieben Mannschaften gehen in der Gruppe C ins Rennen. „Der Stamm ist geblieben“, ist der neue Chefcoach erleichtert. Konstantin Förster, Youngster Lucas Müller, Martin Kohlisch, Alexey Lysenko sowie die beiden Damen Gerit Janta und Olga Miljukova sind zunächst „gesetzt“. Marc Plischke, ebenfalls hoffnungsvolles AC-Talent, ist vorerst Ersatzmann. Dem Auftakt sieht Marko Motejl optimistisch entgegen. „Gegen Potsdam - das wird ein sehr interessanter Wettkampf“, sagt er. „Ich glaube, beide Mannschaften sind ebenbürtig“, fügt er schulterzuckend hinzu. Den genauen Leistungsstand seiner Schützlinge kennt er nur bedingt - denn nicht alle trainieren in Meißen, sondern in ihren Heimatorten. Das, so Motejl, müsse aber kein Nachteil sein.

Bis zum 19. März 2022 wird sich die 2. Bundesliga hinziehen. In einer einfachen Serie kämpft Jeder gegen Jeden. Natürlich freuen sich die Domstädter besonders auf die Auseinandersetzungen mit den „Erzrivalen“ vom Riesaer AC und der SG Fortschritt Eibau. Aber auch darauf, mit vielen guten Leistungen den Nachwuchs im eigenen Verein zu beflügeln.

Die Senioren des AC Meißen haben zuletzt schon mal gezeigt, dass sie noch immer in Schuss sind. Tino Götze und Nikolai Winkler kehrten mit Silber und Bronze von den Europameisterschaften der Masters zurück. Götze setzte sich gegen die starke Konkurrenz in der Gewichtsklasse bis 73 kg durch und musste sich nur knapp dem Franzosen Laurent Fiette geschlagen geben. Aber mit der Silbermedaille ist er mehr als zufrieden gewesen am Ende des Tages. Teamkollege Nikolai Winkler ging bei den schweren Männern an den Start. In der Gewichtsklasse +109 kg musste sich vor allem der Konkurrenz aus Russland und Österreich stellen, kehrte letztlich mit einer verdienten Bronzemedaille zurück.

Dass auch die jungen Heber ganz gut über die Corona-Zeit gekommen sind, haben sie jüngst bei den Sachsenmeisterschaften der AK 10 bis 14 gezeigt. Mit sechs Teilnehmern wurde in Plauen eine sehr gute Mannschaftsleistung abgeliefert. Marten Motejl holte den Sachsenmeistertitel nach einem sehr guten athletischen Teil und konzentrierten Hebungen. Einen sehr guten zweiten Platz errang Lars Große. Nico Lassig holte Bronze, ebenso Maximilian Zocher bei seiner Wettkampfpremiere.

Den Nachwuchs in die Gewichtheberhalle zu holen, um die Meißner Tradition zu erhalten - das soll die 2. Bundesliga natürlich befördern. Nicht umsonst finden daher am ersten Kampftag am 30. Oktober auch die Kinder- und Jugend-Sportspiele statt. Neun- bis 13-jährige Interessenten können teilnehmen und sich einfach auch mit schon aktiven Sportlern in den Athletik-Disziplinen messen. 13 Uhr geht’s los. Und danach hoffen Cheftrainer Marko Motejl und seine Schützlinge darauf, dass das sach- und fachkundige Meißner Publikum den Gastgebern zu einem erfolgreichen Re-Start in der 2. Bundesliga verhilft.

2. Bundesliga: Sa., 15 Uhr: Riesaer AC gegen Empor Berlin in der WM-Sporthalle Riesa; 18 Uhr: AC Meißen gegen AC Potsdam in der Gewichtheberhalle Meißen.