Nach dem Karriere-Ende: Eiskunstläuferin beendet Schweigen

Dresden. Sie hat ein paar Monate gebraucht. Lea Johanna Dastich wollte nicht über jenen Einschnitt sprechen, der ihr Leben verändert hat. Die hoffnungsvolle Eiskunstläuferin aus Dresden musste im Dezember 2021 ihre Karriere beenden. Eine spät erkannte Blockade in ihrem rechten Fußgelenk entzündete sich nach Belastungen immer wieder.
Selbst der renommierte Münchner Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der schon so manche komplizierte Verletzung heilte, konnte der 21-Jährigen nicht mehr helfen. Nach knapp vier Jahren ohne vollständigen Wettkampf und einigen Comebacks, die über den Status des Versuchs nicht hinausgingen, kam das Aus.
Inzwischen hat Dastich die Kraft und den Mut gefunden, einige Hintergründe ihrer Entscheidung näher zu erklären. Die Dresdnerin war 2017 ihrer Trainerin Anett Pötzsch, Eiskunstlauf-Olympiasiegerin von 1980, an den Olympiastützpunkt in Mannheim gefolgt.
„Mich stört, dass es auf dem Papier so aussieht, als wäre ich nach Mannheim gegangen, hatte dort eine tolle Saison, war drei Jahre verletzt und habe dann aufgehört“, sagt Dastich, die 2017 deutsche Vizemeisterin wurde und bei der EM 2018 den 16. Platz belegte.
Die beste medizinische Betreuung, "die man sich vorstellen kann"
Stattdessen sei in dieser Zeit viel passiert. „Dahinter stand so viel mehr. Ich habe richtig viel über mich selbst gelernt, das wissen die meisten nicht“, sagt sie. Bei Junioren-Weltmeisterschaften hatte Dastich Ergebnisse abgeliefert, wie schon lange keine deutsche Eisläuferin. Platz acht war 2017 ihre beste Platzierung. Das ließ hoffen.
Deshalb wagte Dastich auch den Schritt weg aus Dresden. „Ich bin natürlich schneller selbstständiger geworden, ich musste aber auch lernen, dass ich in den schwierigen Zeiten auf mich allein gestellt bin“, erklärt sie. Die lange Verletzung und die Corona-Pandemie setzten ihr zu. „Natürlich hatte ich immer ein gutes Umfeld, auch in Mannheim, aber ich habe viele harte Zeiten durchstehen müssen, dabei viel gelernt über Dankbarkeit und von diesem Leistungsdruck wegzukommen.“
Sie habe in Mannheim und auch bei Müller-Wohlfahrt die beste medizinische Betreuung erfahren, „die man sich vorstellen kann, die haben alles gegeben“, sagt Dastich, die jetzt in Mannheim selbst Medizin studiert. Mit ihrer sportlichen Laufbahn hat sie abgeschlossen. „Für mich ist diese Entscheidung jetzt eine absolute Erleichterung. Ich habe mir vorher das Leben schwergemacht“, sagte sie.
Trainerin Pötzsch arbeitet nicht mehr in Mannheim
In einem Instagram-Posting schreibt Dastich auch von Depressionen. „Aber es sind auch in der Eishalle Dinge vorgefallen, die nicht hätten sein müssen“, sagt sie. Sie habe sich in der Eishalle Mannheim nicht mehr komplett willkommen gefühlt – „dieser Satz beschreibt es ganz gut, ohne konkret zu werden“, sagt sie. Näher erklären möchte sie das auch auf Nachfrage nicht. Dass es Misstöne gab, bestätigt allerdings auch Trainerin Pötzsch. Die 60-Jährige gab im Februar ihren Wechsel nach Regensburg bekannt.
Dastich ist mit sich im Reinen. „Ich bin glücklich damit, wie mein Leben jetzt ist. Ich hatte aufgrund der Verletzung zwei Jahre ziemlich viel ohne Eis trainiert und wusste, dass ich das nicht noch eine dritte Saison möchte. Mein Fuß ist auch wirklich ziemlich kaputt“, sagt sie. Spätschäden seien allerdings nicht zu erwarten. Ihre Eltern würden sie nun weiter unterstützen in ihrem neuen Leben als Studentin. „Dafür bin ich sehr dankbar. Speziell sie haben in den letzten Jahren ja einiges mit mir durchstehen müssen“, sagt Dastich.