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Ammoniak-Unfall im Oberhofer Eiskanal

Erst das Unwetter am Königssee, jetzt der nächste Zwischenfall: Die Olympia-Vorbereitung der erfolgsverwöhnten deutschen Athleten ist empfindlich gestört.

Von Tino Meyer
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Weil in Oberhof eine Kühlleitung kaputt ging, wird auch Altenberg eines von drei Selektionsrennen der deutschen Rennrodler austragen.
Weil in Oberhof eine Kühlleitung kaputt ging, wird auch Altenberg eines von drei Selektionsrennen der deutschen Rennrodler austragen. © Symbolfoto/Archiv: Matthias Rietschel

Oberhof/Altenberg. Deutschland ist klar im Vorteil, und das seit Jahren schon. Von den weltweit insgesamt 17 für den Wettkampf- und Trainingsbetrieb von Bob- und Skeletonfahrern sowie Rodlern genutzten Eiskanälen stehen vier hierzulande: Altenberg, Oberhof, Winterberg und Königssee. Das ist ein nicht unwesentliches Detail, wenn es um Erklärungen für die vielen Erfolge der Athleten des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, kurz BSD, geht. Doch ausgerechnet im Olympia-Winter hat sich der Standortvorteil jetzt sozusagen halbiert.

Nachdem die Bahn am Königssee von der Unwetterkatastrophe im Juli komplett zerstört wurde und vor Ort in Bayern der zunächst für selbstverständlich erachtete, bis 2024 anvisierte Wiederaufbau sogar generell infrage gestellt wird, folgte vergangene Woche nun der nächste Zwischenfall. Bei Arbeiten im Mittelteil der Bahn wurde eine Leitung des Kühlsystems beschädigt. Dabei kam es zum Austritt von Ammoniak. Ein Bauarbeiter wurde verletzt – und die Bahn, das ist der sportliche Aspekt, bis auf Weiteres gesperrt.

Betroffen davon: die deutschen Rodler. Bundestrainer Norbert Loch hatte in dieser Woche in Oberhof das erste interne Ausscheidungsrennen um die Weltcuptickets angesetzt, das faktisch gleichbedeutend ist mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele im Februar in Peking. Einmal mehr sind seine Planungen nun dahin.

Schon eine Woche zuvor konnten die Rodler in Lillehammer nicht wie gewohnt trainieren. „Es war es deutlich wärmer in Norwegen. Dadurch sind wir auf einem langsameren Zeitniveau gefahren. Kurz bevor wir dann nach Oberhof wollten, erfolgte die Katastrophe dort“, sagt Loch.

Diesmal drei Weltcups in Altenberg

Das deutsche Team ist kurzfristig nach Winterberg ausgewichen, wo nun zwei Selektionsrennen ausgetragen werden. Das dritte findet dann in Altenberg statt. So viel Pragmatismus muss im Leistungssport möglich sein, findet Loch. Zwei Bahnen im eigenen Land sind immer noch besser als gar keine.

Doch der Bundestrainer denkt weiter – und dabei an den Nachwuchs. „In allen drei Disziplinen Skeleton, Bob und Rodeln leidet der Nachwuchs am Fehlen der stark frequentierten Säulen am Königssee und in Oberhof. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt er.

Damit die Olympia-Vorbereitung, die immer eine besondere und auch besonders angespannte ist, in Winterberg fortgesetzt werden kann, wurde der stattdessen dort geplante Nachwuchslehrgang gestrichen.

Die Weltcup-Saison beginnt für die Rodler am 20./21. November auf der Olympiabahn im chinesischen Yanqing – direkt im Anschluss an die ersten zwei Trainingswochen überhaupt für alle nicht chinesischen Athleten.

Danach geht es in Sotschi und Altenberg (11./12.12.) weiter. Bob und Skeleton starten am 20./21. November in Innsbruck, ehe der Weltcup sowohl am zweiten als auch am vierten Adventswochenende in Altenberg Station macht.

Dieses Novum ist aus der Not entstanden. Ursprünglich war ein Weltcup am Königssee geplant.