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Wasserspringer simulieren Tokio in Dresden

Um sich an die Zeitverschiebung bei Olympia zu gewöhnen, trainiert das Nationalteam nachts - und überzeugt auch einen Skeptiker.

Von Daniel Klein
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Martin Wolfram und Tina Punzel wohnen in Dresden im Hotel.
Martin Wolfram und Tina Punzel wohnen in Dresden im Hotel. © Archiv: kairospress

Dresden. Das Prozedere ist bekannt und hat sich bewährt. Der Wecker klingelt um 2 Uhr, 2.30 Uhr gibt es Frühstück und um 4 Uhr beginnt die erste Trainingseinheit. „Es ist knallhart, aber es funktioniert“, sagt Patrick Hausding zum ungewöhnlichen Lehrgang kurz vor den Olympischen Spielen. Deutschlands erfolgreichster und bekanntester aktiver Wasserspringer ist wie das gesamte Nationalteam in dieser Woche in Dresden, pendelt zwischen der Sprunghalle und einem Hotel in der Innenstadt.

Die ungewöhnlichen Abläufe wie die Lokalitäten kennen die Sportler bereits, genauso lief es auch Ende April, als die Springer vor dem Weltcup in Tokio, bei dem die Olympia-Startplätze vergeben wurden, zum ersten Mal nachts trainiert hatten. „Ich war am Anfang nicht so überzeugt, dass man das hinbekommt, aber es hat sich bewährt“, meint Hausding.

Die Qualifikation war aus deutscher Sicht ein großer Erfolg, die Dresdnerin Tina Punzel kann bei Olympia gleich dreimal starten, ihr DSC-Vereinskollege Martin Wolfram tritt neben Hausding im Einzelwettbewerb vom Dreimeter-Brett an. Der Lehrgang simuliert nicht nur die Startzeiten in Tokio, er spart zudem auch Geld. Die Schwimmer sind dagegen bereits nach Japan geflogen, bereiten sich zwei Flugstunden von Tokio entfernt auf die Spiele vor.

Kontakte stark eingeschränkt

Das Hotel in Dresden hat sich auf die Gäste mit den ungewöhnlichen Essenszeiten eingestellt, den Springern fällt die Umstellung anfangs schwer. Bei Wolfram klingeln in der Nacht sicherheitshalber zwei Wecker, aber auch die Bettgehzeit um 18 Uhr ist eine Herausforderung.

„Das ist nicht einfach, weil der Körper weiß, dass es draußen noch hell ist. Und je länger es dauert, desto größer wird die Panik und man zählt die Stunden, die einem noch bleiben bis zum Aufstehen“, sagte Hausding, der zum Kandidatenkreis der deutschen Fahnenträger für die Eröffnungsfeier gehört.

Außerhalb von Hotel und Sprunghalle sind die Kontakte stark eingeschränkt, sollen sich aufs Telefonieren beschränken. Die Nationalmannschaft bewegt sich in Dresden in einer Blase, dies ist Teil des umfangreichen Hygienekonzepts der Olympiaausrichter. Sonntagnacht steigt das Team dann in den Flieger nach Tokio. Japan ist Deutschland sieben Stunden voraus. „Eine Faustregel besagt, dass man für eine Stunde Zeitumstellung einen Tag braucht“, erklärt Wolfram.

Wenn die Springer in der Olympiastadt landen, müssten sie also munter sein. Und die Wettkampfhalle kennen sie auch schon. (mit sid)