Sport
Merken

Nach Olympia-Skandal: Fünfkampf ohne Springreiten

Der Moderne Fünfkampf bekommt nach dem Springreit-Eklat bei den Olympischen Spielen in Tokio eine neue Disziplin. Anders als erwartet aber erst nach Paris 2024.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Das Drama von Tokio: Das Pferd Saint Boy mit der deutschen Fünfkämpferin Annika Schleu. Nach mehreren Verweigerungen war die Chance auf den Olympiasieg für die Berlinerin dahin.
Das Drama von Tokio: Das Pferd Saint Boy mit der deutschen Fünfkämpferin Annika Schleu. Nach mehreren Verweigerungen war die Chance auf den Olympiasieg für die Berlinerin dahin. © Archiv: dpa/Marijan Murat

Monaco. Das Aus für das Springreiten ist beschlossene Sache, doch die Revolution im Modernen Fünfkampf kommt erst nach Paris 2024: Nach dem Skandal um Annika Schleu bei den Olympischen Sommerspielen von Tokio reagiert der Weltverband UIPM auf den öffentlichen Druck und streicht die schon länger umstrittene Disziplin.

Der Vorstand des Weltverbandes UIPM um Präsident Klaus Schormann folgt damit der Empfehlung seiner Innovationskommission. Anders als erwartet tritt die Änderung aber nicht schon zu den Spielen in drei Jahren in Kraft, sondern erst "rechtzeitig für Los Angeles 2028", ließ der Weltverband am Donnerstag wissen.

"Die Empfehlungen der UIPM-Innovationskommission stehen in der Tradition der Innovation, die die UIPM in ihrer DNA hat. In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Sport immer wieder weiterentwickelt, um den veränderten Erwartungen der modernen Welt gerecht zu werden", sagte Schormann.

Reiten integraler Bestandteil des Modernen Fünfkampfs

Wann die neue Disziplin bekannt gegeben wird, ist noch nicht bekannt. Laut UIPM wurde ein "Konsultationsverfahren" eingeleitet, um einen "geeigneten Ersatz" zu finden. Einbezogen werden sollen bei diesem Prozess auch "Athleten und Trainer sowie Medien- und Marketingpartner". Laut übereinstimmenden Medienberichten soll das Springreiten durch eine Radkonkurrenz ersetzt werden.

Auch nach den Vorfällen von Tokio wollte der Göttinger Schormann eigentlich am Reiten festhalten, schließlich sei die Disziplin integraler Bestandteil des Modernen Fünfkampfs auf der Grundlage der Vision von Baron Pierre de Coubertin. Doch die verstörenden TV-Bilder sorgten offenbar für solch negative Schlagzeilen, dass dem Sport womöglich der Olympia-Ausschluss drohte.

Nun sprach sich Schormann sogar deutlich für die Änderung aus. "Im Namen des UIPM-Vorstands fordere ich unsere globale Gemeinschaft auf, den Wandel anzunehmen und die bedeutsame Chance zu ergreifen, die sich uns bietet. Eine neue Disziplin wird unserem Sport neuen Schwung verleihen und die Position des Modernen Fünfkampfs innerhalb der olympischen Bewegung stärken", sagte der 75-Jährige.

Kommt nun statt Reiten Radfahren?

Die neue Disziplin müsse nun eine Reihe von Anforderungen erfüllen. So solle sie unter anderem "globale Zugänglichkeit und Universalität ermöglichen" sowie "attraktiv und relevant für die globale Jugend und künftige Generationen sein".

Für Bundestrainerin Kim Raisner würde ein Wechsel zum Radsport "einschneidende Veränderungen" mit vielen Folgen für das Training bringen: "Wenn man so eine krasse Änderung macht, zerstört man eine ganze Generation von Sportlern." Raisner und Co. haben vor dem UIPM-Kongress Ende November zahlreiche Änderungsvorschläge eingereicht, wie man das Reiten reformieren könnte. "Was davon umgesetzt wird, weiß ich nicht", sagte sie. Wenn die Disziplin wirklich gestrichen werden sollte, "geht das nur langfristig", hatte sie dem SID zuletzt gesagt.

Schleu hatte in Tokio auf Goldkurs gelegen, bis das Drama seinen Lauf nahm. Unter Tränen versuchte sie, das ihr zugeloste und völlig verängstigte Pferd Saint Boy mit Gerte und Sporen zurück in den Parcours zu bringen. Raisner hatte sie dazu mit dem heftig umstrittenen Zuruf "Hau drauf, hau richtig drauf!" animiert. Die Bundestrainerin wurde von den Spielen ausgeschlossen und nach einer Untersuchung durch den Disziplinarausschuss des Weltverbandes offiziell verwarnt. (sid)