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Schock für Kanu-Olympiasieger

Deutschlands Kajak-Vierer mit dem Dresdner Tom Liebscher gilt als große Goldhoffnung. Nun wurde das Boot auf dem Weg nach Tokio schwer beschädigt.

Von Alexander Hiller
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Tom Liebscher ist das Lachen etwas vergangen. Doch es gibt Hoffnung.
Tom Liebscher ist das Lachen etwas vergangen. Doch es gibt Hoffnung. © © by Matthias Rietschel

Dresden. Was für ein Schock in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Olympischen Spiele: Das Boot des deutschen Kajak-Vierers mit dem Dresdner Tom Liebscher, der in Tokio als Titelverteidiger antritt, wurde beim Transport nach Japan zerstört.

Beim Verladen in Luxemburg rammte ein Gabelstabler in die Transportvorrichtung der deutschen Olympiaboote. Unglücklicherweise befand sich der elf Meter lange und knapp 30.000 Euro teure K4 an unterster Stelle, sodass die Gabelzinken das Vollcarbon-Boot an einer Seite schwer beschädigten. Der so entstandene Riss, zwischen Sitzposition zwei (Ronald Rauhe) und drei (Tom Liebscher), ist so schwerwiegend, dass ein Totalschaden entstanden ist.

"Das ist der Supergau", kommentierte der 39-jährige Routinier Rauhe den Vorfall vor seinen fünften Olympischen Spielen. „Der Trainer und wir waren erst einmal ziemlich aufgelöst. Das Besondere ist ja, dass es dieses Boot mit dieser Bauweise auf der ganzen Welt nur zwei Mal gibt", erklärte Liebscher über die Sonderanfertigung aus dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin. "Das eine ist jetzt zerstört, das andere haben wir aktuell bei der Vorbereitung in Duisburg genutzt. Dieses Boot muss jetzt schnellstmöglich nach Tokio", sagte Liebscher.

Die Rennkanuten reisen erst am 25. Juli nach Tokushima. Dort stehen dann die letzten Trainingseinheiten an, ehe die Mannschaft des Deutschen Kanu-Verbandes am 31. Juli im Olympischen Dorf einzieht.

So sieht der Riss von innen aus.
So sieht der Riss von innen aus. © Sender und Empfänger
Und so auf der pinkfarbenen Außenhaut.
Und so auf der pinkfarbenen Außenhaut. © Sender und Empfänger
Dass das Paradeboot des DKV auf dem Transporter ganz unten lag (siehe Pfeil), wurde dem Vierer zum Verhängnis.
Dass das Paradeboot des DKV auf dem Transporter ganz unten lag (siehe Pfeil), wurde dem Vierer zum Verhängnis. © Sender und Empfänger

"Wir haben zwar in Tokio ein Ersatzboot, allerdings nur einen Prototypen - und leider ist der auch nicht pink. Daher war es uns wichtig, dass wir das Boot aus der Vorbereitung in Duisburg jetzt auf irgendeinem Weg noch nach Tokio bekommen", ergänzt Rauhe.

Das Vorbereitungsboot startet morgen seine Reise nach Tokio, diesmal in einer stabilen Holzkiste verpackt. "Um sicherzugehen, haben wir besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen - dafür die große Holzkiste. Hoffentlich kommt das Boot übermorgen in Tokio an", erklärt Liebscher. Die Viererbesatzung packte beim Verladen der wertvollen Fracht selbst mit an, offensichtlich soll nichts mehr dem Zufall überlassen werden. Am 6. August kämpft der Vierer dann über 500 Meter um die Goldmedaille. Wenn kein Gabelstapler dazwischenkommt.

DKV-Präsident Thomas Konietzko äußerte sich auf Nachfrage von saechsische.de zu dem Dilemma und den Folgen für den Verband. "Unsere Boote sind natürlich versichert. Dazu kommt, dass das in der Verantwortung des Transporteurs passiert ist. Insofern gehen wir davon aus, dass der finanzielle Schaden behoben wird", sagte der Verbandsboss. Im Klartext: Der DKV macht den Transporteur für den Schaden haftbar. "Es gibt aber auch eine Transportversicherung. Finanziell dürfte das keine Auswirkungen haben, aber ich muss ehrlicherweise sagen: Darüber haben wir uns im Detail noch keine Gedanken gemacht. Das müssen die Versicherungen klären", erklärte der in Bitterfeld lebende Funktionär.

Das auf dem Weg nach Tokio befindliche zweite Boot "ist baugleich", sagte Konietzko. Ein weiteres schwarzes Ersatzboot mit einer etwas anderen Steuerung ist bereits in Tokio. "Im Worst Case müsste das Streuer von dem kaputten Vierer an das Ersatzboot gebaut werden. Aber wir haben glücklicherweise unseren Bootsbauer mit dabei." Für die Viererbesatzung sei es unglaublich wichtig, "dass wir den baugleichen Vierer heil nach Tokio bekommen - möglichst in derselben Farbe. Das motiviert unsere Sportler immer zusätzlich."