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Wegen Shopping-Tour nicht zu Olympia

Der 100-Meter-Weltmeister fehlt in Tokio. Wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln darf Christian Coleman nicht bei Olympia starten.

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Ende September 2019 freute sich der US-amerikanische Sprinter Christian Coleman in Doha über seinen WM-Sieg.
Ende September 2019 freute sich der US-amerikanische Sprinter Christian Coleman in Doha über seinen WM-Sieg. © Archiv: dpa/Michael Kappeler

Lausanne. Christian Coleman war eigentlich vorgewarnt, als er am 9. Dezember 2019 zu Hause in Lexington zum Shoppen zu Walmart fuhr. Der 100-Meter-Weltmeister, der Sprint-Bad-Boy aus den USA, hatte schon zwei Dopingtests verpasst und sollte den Kontrolleuren an diesem Tag zwischen 19.15 und 20.15 Uhr für eine Probe zur Verfügung stehen. Er hätte also in "höchster Alarmbereitschaft sein müssen", wie der CAS nun feststellte.

Doch Coleman setzte sich trotzdem in sein Auto und kaufte um 19.53 Uhr laut Quittung geräucherte Chilis, dann shoppte er um 20.22 Uhr noch 16 weitere Dinge - um sich einen gemütlichen Football-Abend auf dem Sofa zu machen. Diese Nachlässigkeit wird Coleman jetzt endgültig zum Verhängnis: Bei den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) darf der 25-Jährige nicht um Gold über 100 Meter rennen.

Das wichtigste Event in Japan findet damit ohne den aktuell schnellsten Mann der Welt statt - nach dem Endlos-Doping-Skandal um Russland der nächste ganz schwere Schlag für die Leichtathletik. Die Sperre für die Nummer sechs der ewigen Weltbestenliste über 100 Meter (9,76 Sekunden) wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS in einem Berufungsverfahren zwar von 24 auf 18 Monate reduziert, die Suspendierung läuft aber erst im November 2021 aus.

WM-Titel dank eines Formfehlers

Bei seiner Entscheidung stellte der CAS fest, dass Coleman 2019 tatsächlich innerhalb von zwölf Monaten (16. Januar, 26. April und eben 9. Dezember) drei "Verstöße gegen die Meldepflicht" begangen hat, kam aber zu dem Schluss, dass der "Grad der Nachlässigkeit" des Doha-Champions geringer sei, als zuvor von der unabhängigen Integritätskommission AIU des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics eingeschätzt - deshalb die Reduzierung der Sperre.

Wäre Coleman von den Dopingkontrolleuren Brian George und Erin Freese "angerufen worden, hätte er während des 60-minütigen Fensters in seine Wohnung zurückkehren können, und ein Test wäre abgeschlossen worden", hieß es vom CAS. Obwohl so ein Anruf in den Regeln nicht vorgeschrieben ist, sei es dennoch "verständlich", dass Coleman einen Anruf erwartet hätte, "wie es bei anderen Dopingkontrolleuren üblich" sei.

Coleman - schon wieder. Bei der WM in Doha im Oktober 2019 durfte er nur wegen eines Formfehlers starten, nachdem er drei "missed tests" hatte. Ein Meldepflichtverstoß wurde nachträglich umdatiert und fiel damit nicht innerhalb des Zeitraums von zwölf Monaten. Coleman holte Gold, zeigte hinterher wenig Reue - und hat offenbar nur wenig aus dem Schock gelernt.

Für die Mission Titelverteidigung startberechtigt

In einer AIU-Befragung hatte er zu Protokoll gegeben, dass er am 9. Dezember 2019 zwischen seinen beiden Einkäufen kurz vor 20.15 Uhr wieder zu Hause gewesen sei - schließlich habe er den Beginn des Football-Spiels (20.15 Uhr) gesehen. Die Kontrolleure hätten laut Coleman kurz vor dem Ablauf der Anwesenheits-Pflicht seinen Wohnort wohl wieder verlassen, man habe sich knapp verpasst. Dumm nur: Kontrolleur Brian George hatte um 20.21 Uhr noch ein Foto von dem Gebäudekomplex, in dem Coleman lebt, gemacht.

Olympia wird Coleman nun verpassen - pünktlich für eine mögliche Titelverteidigung bei der Heim-WM in Eugene 2022 wäre er aber wieder startberechtigt. (sid)