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Im letzten Sprung zum großen Glück: Mihambo ist Olympiasiegerin

Weitspringerin Malaika Mihambo gewinnt die Goldmedaille - als erste Deutsche nach Heike Drechsler, die umgehend gratuliert. Am Ende entscheiden drei Zentimeter.

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Malaika Mihambo kann es kaum fassen. Mit dem letzten Versuch holt sich die Heidelbergerin den Olympiasieg.
Malaika Mihambo kann es kaum fassen. Mit dem letzten Versuch holt sich die Heidelbergerin den Olympiasieg. © dpa

Tokio. Der Weltmeisterin Malaika Mihambo ist im Weitsprung-Krimi von Tokio eine goldene Punktlandung gelungen. Im Olympia-Finale triumphierte die 27-Jährige von der LG Kurpfalz am Dienstag im letzten Versuch mit 7,00 Metern. "Der Wettkampf hört erst nach dem sechsten Versuch auf. Ich hätte gerne schon im fünften Versuch oder im vierten Versuch mich vorgekämpft, damit ich nicht in diese unschöne Lage im sechsten Versuch komme, noch abwarten zu müssen, was die anderen draus machen", sagte Mihambo danach überglücklich.

Silber sicherte sich die bis zum fünften Durchgang führende viermalige Weltmeisterin und London-Olympiasiegerin Brittney Reese aus den USA mit 6,97 Metern vor der Weltjahresbesten Ese Brume aus Nigeria. "Das Wichtigste war eben einfach, dran zu bleiben, nie den Glauben zu verlieren und zu wissen, ich habe noch eine allerletzte Chance und die dann auch zu ergreifen", sagte Mihambo. Es ist die zweite Medaille für die deutschen Leichtathleten nach Silber der Diskuswerferin Kristin Pudenz.

"Ich bin überwältigt. Ich glaube, es war bei den Frauen der spannendste Weitsprung-Wettkampf der Geschichte. Es war so aufregend, dabei zu sein, und ich bin froh, dass ich es am Ende geschafft habe. Ich wusste die ganze Zeit, dass ich es schaffen kann", sagte die Weitspringerin.

Mihambo ist die vierte deutsche Olympiasiegerin im Weitsprung seit 1948. Bei den Sommerspielen 1972 in München gewann Heide Rosendahl-Ecker das erste Gold. Vier Jahre später gelang dies Angela Voigt in Montreal für die damalige DDR. Einen Doppelerfolg feierte Heike Drechsler 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney.

Malaika Mihambo jubelt über Gold bei Olympia - nachdem sie 2018 schon Europameisterin wurde und 2019 den WM-Titel holte.
Malaika Mihambo jubelt über Gold bei Olympia - nachdem sie 2018 schon Europameisterin wurde und 2019 den WM-Titel holte. © dpa

Drechsler gratulierte danach auch umgehend. "Wahnsinn. Ich freue mich riesig für sie, das hat sie sich verdient - was für eine Nervenstärke", sagte die 56-Jährige. Den Goldsprung feierte Drechsler zu Hause in Helsinki vor dem Fernseher mit ihrem Ehemann Arto Bryggare: "Wir werden mit einem Gläschen Champagner anstoßen. Ich bin sehr berührt, habe fast geheult." Und sie erklärte: "Ich habe immer daran geglaubt, dass sie es schaffen kann. Ich weiß ja welches Potenzial sie hat. Malaika hat bewiesen, was für eine mentale Kraft sie hat, das noch rumzureißen."

Monatelang war es alles andere als sicher, ob der zweimaligen "Sportlerin des Jahres" überhaupt der große Gold-Coup gelingen würde. Vergeblich hatte sie auf dem Weg zum Medaillenkampf monatelang nach dem perfekten Timing zwischen Anlauf und Absprung gesucht, um erneut die Sieben-Meter-Barriere zu überwinden. Anfang Juli gelang ihr dann in Stockholm endlich der erhoffte Sprung auf 7,02 Meter.

Der letzte Sprung entscheidet: Mihambo springt exakt sieben Meter. Das reicht zum Olympiasieg.
Der letzte Sprung entscheidet: Mihambo springt exakt sieben Meter. Das reicht zum Olympiasieg. © dpa

Während Mihambo nach ihrem 7,30-Meter-Satz bei der WM 2019 in Doha lange wie schwerelos über sieben Meter geflogen war, ging ihr nach der Pandemie-Pause die Leichtigkeit des Springens verloren. Die Verkürzung des Anlaufs zur Schonung ihres lädierten Rückens von 20 auf 16 Schritte und die Rückkehr zum langen Anlauf gerieten bis nahe an Olympia heran zur Zitterpartie.

Eine Erlösung war deshalb, dass die Olympia-Vierte von Rio in der Qualifikation in Tokio mit 6,98 Metern sicher in das Finale einzog und so weit wie zuvor in der Saison nicht kam. "Ich war mir sicher, dass die Weiten auch kommen, wenn ich mal auf dem Brett bin", sagte Mihambo - sogar auf eine ähnliche Weite wie bei der WM vor zwei Jahren: "Der Körper vergisst nichts." (dpa, mit sid)