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Schnelles Olympia-Ende für Dresdner Bebendorf

Der DSC-Läufer ging im Vorlauf "gnadenlos zugrunde". An der Nicht-Impfung lag es nicht, wie er sagt. Trotzdem sieht er sich auf dem richtigen Weg.

Von Alexander Hiller
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Karl Bebendorfs erste Olympia-Teilnahme endete nach 8:33,27 Minuten - und als Vorlauf-Elfter.
Karl Bebendorfs erste Olympia-Teilnahme endete nach 8:33,27 Minuten - und als Vorlauf-Elfter. © dpa

Tokio. Die Olympia-Premiere von Karl Bebendorf dauerte nur 8:33,27 Minuten. Als erster der insgesamt 88 deutschen Leichtathleten musste der dreimalige nationale Meister am Freitag als Vorlauf-Elfter über 3.000 Meter Hindernis bei den Tokio-Spielen seine Sachen wieder packen. "Die Strecke hat sich von ihrer besten Seite gezeigt, nämlich, wie hart sie sein kann", sagte der 25-Jährige vom Dresdner SC.

Er hatte das Pech, im ersten der drei Rennen an den Start zu müssen. Den 9.30 Uhr Ortszeit gestarteten Lauf – der Schnellste, wie sich dann herausstellte – gewann der Weltjahresbeste Lamecha Girma aus Äthiopien in 8:09,83 Minuten. Zum Vergleich: Bebendorfs bisherige Bestzeit ist 14 Sekunden langsamer.

Der Dresdner, der von Dietmar Jarosch trainiert wird, entschied sich dennoch, das hohe Anfangstempo mitzugehen. Nach knapp 2.000 Metern verließen ihn allerdings die Kräfte. Als Elfter erreichte er das Ziel, ausgepumpt und ausgeschieden. „Aus meiner Sicht blieb mir keine andere Wahl. Entweder ich laufe mit, gehe volles Risiko und schaue, ob ich durchkomme. Oder ich laufe von Anfang an hinterher“, erklärte er danach die Tempohatz. Bebendorf hat sich von der Olympia-Euphorie tragen lassen. „Deshalb bin ich anfangs gut mitgelaufen“, sagte er und betonte: „Ich habe mein Bestes gegeben. Ich bin auch nicht hierhergereist, um zu sagen: Olympische Spiele nimmst du jetzt mit als großes Erlebnis.“

Bebendorf wollte mehr, er wollte ins Finale einziehen – und hielt sich nach einem dreiwöchigen Höhentrainingslager in St. Moritz dafür auch gewappnet. Alle Zubringerwerte wiesen auf Bestform hin, das hatte ein abschließender Test bei Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig bestätigt. „Ich hatte wirklich das Finale vor Augen, habe das auch für realistisch empfunden – wenn das Rennen so gewesen wäre, wie ich es mir erträumt habe. Das war es leider nicht, es war übertrieben schnell“, konstatierte der Dresdner, der nie zuvor so zeitig einen Hindernis-Wettkampf bestritten hat. Gegen 5.30 Uhr musste er dafür aufstehen.

Die Anstrengung ist Karl Bebendorf anzusehen. "Ich habe mein Bestes gegeben", sagte der Dresdner danach.
Die Anstrengung ist Karl Bebendorf anzusehen. "Ich habe mein Bestes gegeben", sagte der Dresdner danach. © dpa

Gut vier Stunden später stellte er fest: „Das Rennen war Weltklasse.“ Bebendorf meint vor allem die Leistungen von Girma und der anderen fünf Finalteilnehmer aus seinem Lauf. „Das entspricht noch nicht meinem derzeitigen Leistungsstand, das muss ich mir eingestehen.“ Für ihn sind solche Zeiten noch zu schnell, vor allem die Konstanz dafür hat Bebendorf noch nicht. „Ich muss ehrlich sagen, das ist aktuell noch nicht möglich. Der Bogen war nach zwei Kilometer so überspannt, dass der Faden gerissen ist. Ich habe den letzten Kilometer nur noch ums Überleben gekämpft – übertrieben gesagt“, gab Bebendorf unumwunden zu.

Mit Zeit und Platzierung ist er entsprechend unzufrieden. „Ich kann jetzt nicht davon sprechen, glücklich zu sein. Jedoch hat es mir noch einmal mehr die Augen geöffnet, wo ich in den kommenden Jahren noch hin will“, sagte der Sportsoldat, der in den vergangenen Jahren mehr denn je alles seinem Sport untergeordnet hat. Irgendwann möchte er den deutschen Rekord von Damian Kallabis angreifen. Der steht seit 1999 bei 8:09,48 Minuten. Aus der Lehrstunde von Tokio zieht Bebendorf deshalb auch „neue zusätzliche Motivation, das kann ich jetzt schon ein paar Stunden nach dem Rennen sagen“.

Dass sich lediglich vier europäische Läufer unter den 16 Final-Teilnehmern befinden, dürfte den Ehrgeiz von Bebendorf zusätzlich anstacheln. Im nächsten Jahr steigen die European Championships in München – eine Art kleines Olympia mit Europameisterschaftsstatus. Da träumt Bebendorf nicht nur heimlich von einer Medaille. Für den Moment gesteht er aber: „Ich bin gedanklich schon sehr über mich hinausgewachsen, um so selbstbewusst wie möglich hier reinzugehen. Das lief ganz gut, aber dann hat mich doch ein bisschen die Realität eingeholt.“

Vor seiner Reise nach Japan hatte Bebendorf für Aufmerksamkeit gesorgt, weil er sich als Genesener nicht gegen Corona impfen lassen wollte. "Ich habe die Krankheit durchgemacht und bin zum Glück sehr gut davon gekommen", sagte Bebendorf. "Die wissenschaftliche Bestätigung gibt es nicht. Ich glaube aber, dass mein Körper gegen Corona immun ist."

Er habe keine Angst, erneut zu erkranken, hatte aber die Furcht gehabt, durch Impfnebenwirkungen vor Olympia aus der Bahn geworfen zu werden. "Da wäre man als Sportler, der seinen Körper jeden Millimeter zu Höchstleistungen braucht, nicht begeistert gewesen", erklärte Bebendorf. Rund 95 Prozent der 431 deutschen Olympia-Starter hatten sich für eine Impfung vor der Reise nach Tokio entschieden. (mit dpa)