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IOC schließt Olympia-Absage aus

Trotz stetig steigender Infektionszahlen versprechen die Organisatoren „sichere Spiele“. Die Antworten auf drängende Fragen sind wenig überzeugend.

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Das Olympische Feuer ist auf dem Weg nach Tokio. doch die Zweifel an der Austragung der Spiele in diesem Jahr werden nicht kleiner.
Das Olympische Feuer ist auf dem Weg nach Tokio. doch die Zweifel an der Austragung der Spiele in diesem Jahr werden nicht kleiner. © Kim Kyung-Hoon/POOL Reuters/AP/dpa

Tokio. Inmitten neuer Corona-Sorgen haben die Olympia-Macher von Tokio den 100-Tage-Countdown bis zur Eröffnung der Sommerspiele am 23. Juli gestartet. Im Nieselregen enthüllte eine kleine Delegation auf dem Takao-Berg die olympischen Ringe als Symbol für die Zuversicht der Organisatoren. Doch die wieder steigenden Infektionszahlen auch im Großraum Tokio nähren die Zweifel an der Austragung der Spiele.

Wie ist die derzeitige Corona-Lage in Japan und speziell in Tokio?

Mitte März war ein zweimonatiger Notstand für den Großraum Tokio aufgehoben worden. Seither steigt die Zahl der Neuinfektionen erneut spürbar, die Maßnahmen wurden daher wieder verschärft. In der Präfektur Osaka wurde zuletzt der medizinische Notstand erklärt, weil die Krankenhäuser wegen der Ausbreitung ansteckenderer Virusvarianten überfordert waren. Die Impfkampagne verläuft schleppend, nur wenige der 126 Millionen Japaner sind bisher vollständig geimpft. „Unsere erste und wichtigste Priorität ist es, eine sichere Umgebung mit Blick auf Covid-19 zu schaffen“, beteuert Organisationschefin Seiko Hashimoto. Deshalb wird ausländischen Fans die Einreise verwehrt, mehr als 600.000 Tickets waren schon an Ausländer verkauft. Auch die Zahl von Helfern, Funktionären und Gästen von Sponsoren und Verbänden aus dem Ausland soll drastisch reduziert werden. Ziel ist es, eine Olympia-Blase zu schaffen und Kontakte zu Tokios Bevölkerung zu minimieren.

Was sagt das Internationale Olympische Komitee?

IOC-Vizepräsident John Coates hat eine kurzfristige Olympia-Absage ausgeschlossen. Die um ein Jahr verlegten Spiele „werden wie geplant stattfinden“, sagte der Chef der Koordinierungskommission. Und der 70-jährige Australier versprach: „Es werden die sichersten Spiele, die möglich sind.“ Man werde zeigen, „dass es ein Sieg der Menschheit über die Pandemie ist“. Die Maßnahmen werden Coates zufolge „dafür sorgen, dass alle Teilnehmer und die japanische Bevölkerung sicher sind“. Er sei „sehr zuversichtlich“, dass sich auch die Stimmung in Japan drehen werde. Umfragen zufolge sprechen sich mehr als 70 Prozent der Japaner derzeit für eine Absage oder erneute Verschiebung aus.

Könnte denn Olympia noch einmal verschoben werden?

Das ist sehr unwahrscheinlich. Allein die Verlegung aus dem Vorjahr kostet die Organisatoren wegen zusätzlicher Ausgaben für Mieten, Personal, Ausrüstung und Lagerflächen rund 1,6 Milliarden Euro. Diese Mehrkosten wird Japan kaum noch ein weiteres Mal aufbringen wollen. Auch für die Corona-Maßnahmen sind viele Millionen in die Vorbereitung geflossen, die dann wohl verloren wären. Zudem haben Japans Olympia-Macher immer beteuert, mit den Spielen ein Zeichen für den Sieg gegen Corona setzen zu wollen. Dieses Symbol nun ausgerechnet dem politischen Erzrivalen China bei den Winterspielen in Peking im Februar 2022 zu überlassen, wäre für die Japaner ein zusätzlicher Extremschmerz.

Wie steht es um die vorgesehenen Testwettkämpfe?

Zum Check der Abläufe und für die Überprüfung der Corona-Maßnahmen haben die Organisatoren für April und Mai noch 18 Testwettbewerbe für Olympia und Paralympics angesetzt. Die Olympia-Qualifikationen im Wasserspringen, Synchron- und Freiwasserschwimmen wurde indes schon mal von Anfang April auf Anfang Mai verschoben. Die ohnehin knifflige Vorbereitung vieler Athleten wird durch solche Unwägbarkeiten zusätzlich erschwert. Die Mehrzahl hofft, dass die Spiele stattfinden. Schließlich haben sie seit Jahren darauf hintrainiert, teils ihre Lebens- und Karriereplanung auf Tokio abgestimmt. Die Nationen haben auch bis auf Nordkorea ausnahmslos ihre Teilnahme zugesagt. (dpa)