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Die Probleme der besten deutschen Eisflitzerin

Shorttrackerin Anna Seidel gibt in Peking ihr Comeback und will beim Weltcup einen Schritt Richtung Olympia machen. Worauf die 23-Jährige dabei achten muss.

Von Alexander Hiller
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Seit März konnte Anna Seidel keine Wettkämpfe mehr bestreiten. Nun gibt sie ausgerechnet in der Olympia-Stadt Peking ihr Comeback. Dabei geht es schon um die Qualifikation für die Winterspiele im Februar nächsten Jahres.
Seit März konnte Anna Seidel keine Wettkämpfe mehr bestreiten. Nun gibt sie ausgerechnet in der Olympia-Stadt Peking ihr Comeback. Dabei geht es schon um die Qualifikation für die Winterspiele im Februar nächsten Jahres. © Thomas Kretschel

Peking. So könnte es auch bei den Olympischen Winterspielen laufen. Jeden Tag nach dem Training muss Anna Seidel zum obligatorischen Corona-PCR-Test. „Man hat keine Chance, daran vorbeizukommen“, erzählt Deutschlands beste Shorttrackerin im Gespräch vor dem Weltcup-Auftakt in Peking: „Es gibt extra einen eigenen Chip. Darauf ist die gesamte Gesundheitsakte hinterlegt, und wenn man nicht beim Test war, wird man wahrscheinlich abends auf dem Hotelzimmer angerufen oder so.“

Dass die Dresdnerin ab Donnerstag in der Olympia-Stadt von 2022 überhaupt antritt, ist angesichts ihrer Vorgeschichte nicht selbstverständlich. Seidel hatte im März kurz vor der WM einen Schien- und Wadenbeinbruch im rechten Bein erlitten. Der Genesungsprozess gestaltete sich schwieriger als erhofft. Noch Mitte September wusste die 23-Jährige noch nicht, ob sie beim Weltcup-Auftakt starten kann.

Jetzt ist sie vor Ort und fühlt sich gut: „Ich habe sehr hart trainiert die letzten Wochen.“ Sie tritt über die 1.000 und 1.500 Meter sowie in der Mixed-Staffel an. „Ich versuche, mich nur auf mich zu konzentrieren, und kann mit den jüngsten Fortschritten sehr zufrieden sein“, sagt sie.

Um Siege kann die mehrfache EM-Medaillengewinnerin nach eigener Einschätzung derzeit zwar noch nicht mitlaufen, aber die Quali für Olympia ist das ausgesprochene und realistische Ziel. „Sonst wäre ich auch nicht hierher geflogen. Ich will es versuchen und bin eigentlich ganz optimistisch“, sagt sie vor ihrem Wettkampf-Comeback.

"Wünsche mir, dass alles aufgeht"

Die Vorgaben des eigenen Verbandes für ein Olympiaticket sind anspruchsvoll: Bei den vier Weltcups muss Seidel es einmal unter die Top acht schaffen oder zweimal unter die besten 15 – pro Strecke. Die internationalen Kriterien für Peking sind viel weicher. „Mir bleibt nichts anderes übrig, die Weltcups werden nicht für mich verschoben. Ich wünsche mir sehr, dass alles aufgeht, aber ich kann nichts versprechen“, hatte sie im Gespräch mit der SZ im September erklärt.

Die Corona-Situation in Peking ist knapp vier Monate vor Olympia „sehr, sehr streng“, sagt Seidel: „Wir dürfen das Hotelgelände nur zum Training oder Wettkampf verlassen. Das ist auch mit vielen Mitarbeitern gesichert und abgezäunt.“ Shuttlebusse, die auch von außen gereinigt werden, bringen die Athletinnen und Athleten zur Eishalle und zurück.

Anna Seidel will sich ihren Traum von der dritten Olympia-Teilnahme erfüllen. Die Tests nerven sie dabei nicht. „Nein, da sind die Chinesen auf Zack. Das geht alles sehr schnell.“ Problematischer ist das Frühstück, Essen von außerhalb ist streng verboten, egal, wer es liefert. Abschottung ist oberstes Prinzip.

Weil sie keine Milch vertrage, habe sie ihr Müsli mit Wasser gegessen, erzählt Seidel. Die Maßnahmen geben ihr „ein Gefühl der Sicherheit“ – andererseits dürfe es nicht noch strenger mit Tests und Einschränkungen werden. (mit sid)